Leben ohne Plastik
Die Leverkusenerin Judith Backhaus zeigt wie’s geht
Opladen - Käse in eingeschweißter Folie, Gurken im Plastikkondom, Joghurt
im Kunststoffbecher: Plastik findet sich beim Einkauf überall. Judith
Backhaus verzichtet seit einem halben Jahr auf Plastikverpackungen,
Einwegbesteck und Coffee-to-go-Becher und vieles mehr, das aus
Kunststoff hergestellt ist. „Denn Plastik schadet der Umwelt und
unserer Gesundheit“, so die Sprachvermittlerin.
Bestandteile des Plastiks wie Weichmacher oder Bisphenol A können
über die Nahrung in unseren Körper gelangen. Wissenschaftler gehen
davon aus, dass diese Stoffe unseren Hormonhaushalt beeinflussen und
im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsstörungen, Herz- und
Krebserkrankungen stehen.
Über acht Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr in
unsere Ozeane. Meeresbewohner verwechseln die Kunststoffe mit Nahrung
und verhungern. Andere verfangen sich in dem Müll und verenden
qualvoll.
Kunststoffmüll verrottet nicht. Eine Plastiktüte zerfällt
frühestens nach 100 Jahren und Plastikflaschen benötigen für ihre
Zersetzung 450 Jahre, so das Umweltbundesamt.
Grund genug für Judith Backhaus auf Plastik zu verzichten. Das ist
nicht ganz einfach, weil viele Nahrungsmittel in Plastik verpackt
sind, Seifen und Kosmetik oft Mikroplastik enthält und Waschmittel
und Reinigungsmittel überwiegend in Plastikflaschen erhältlich sind.
„Aber es gibt für alles eine Lösung und Alternativen“, so
Backhaus. Obst und Gemüse kauft sie auf dem Markt, im Hof- oder
Bioladen oder auch in Supermärkten. „Immer mehr Supermärkte gehen
dazu über, wieder unverpackte frische Nahrungsmittel anzubieten“,
so Backhaus.
In kleinen wiederverwertbaren Netzen beispielsweise transportiert sie
das Obst und Gemüse nach Hause. Zahnpasta in Tablettenform bestellt
sie im Internet und Haarseife kauft sie im Konzeptladen
Himbeertörtchen in Wiesdorf. Aber auch Bioläden wie Lebensbaum in
Opladen bieten viele Produkte ohne Plastikverpackungen an. „Nudeln
in gewachstem Papier oder Biogurken ohne „Plastikkondom“ sind hier
zu haben.
Inhaber Lutz Sembray berichtet aber auch, dass es auf Grund der
Hygieneauflagen viele Dinge nicht ohne Verpackung geben kann und der
Handel bisher nicht auf das zunehmende Umweltbewusstsein reagiert hat.
„Insbesondere das wachsende Angebot an Fertiggerichten kommt zurzeit
scheinbar nicht ohne Plastik aus.“ Sich Zeit nehmen und wieder
selber kochen mit frischen Zutaten, sei die umweltfreundlichste
Alternative.
Der Einkauf verlange ein bisschen mehr Überlegung und Organisation,
so Judith Backhaus. „Aber dadurch wird es tatsächlich billiger. Man
kauft wertiger ein und schmeißt nichts mehr weg“, so ihre Bilanz.
Früher sei sie die Regalreihen entlang gelaufen und habe von links
und rechts in den Einkaufswagen gelegt. Heute kaufe sie gezielter ein:
kein Kauf aus Reflex.
„Ich koche jetzt frischer und merke, dass ich gesünder lebe.“
Fertiggerichte und Süßigkeiten fallen weg, da sie meist in Plastik
verpackt sind.
„Auf Plastik zu verzichten, bedeutet keinen Verzicht und schon gar
keinen Verlust“, so Hans-Martin Kochanek, vom NaturGut Ophoven. Man
könne Schritt für Schritt vorgehen und dort anfangen, wo es am
leichtesten fällt. „So wird der Einkauf wieder zu einem
Abenteuer.“
Viele weitere Tipps für ein Leben mit möglichst wenig Plastik unter
www.besser-leben-ohne-plastik.de
oder
www.plastikfreileben.de.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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