Einst bekannt wie ein bunter Hund
Ehemaliger Stadthallenwirt Loef wird 90
Opladen - Charles Lindbergh flog nonstop von New York nach Paris, Werner
Heisenberg veröffentlichte seine Arbeit zur Unschärferelation, Max
Schmeling errang in Dortmund den Europameistertitel. Und in Leverkusen
erblickte 1927 ein Knabe das Licht der Welt, der später einmal als
Prinz Günter III. in die Geschichte der ehemaligen Kreisstadt Opladen
eingehen würde.
Inzwischen ist es ruhig um Günter Loef geworden. Fast nur noch alte
Opladener erinnern sich an den Mann, der nach eigenen Worten einst so
bekannt war, wie der sprichwörtliche bunte Hund. Am Montag, 13.
November, begeht er seinen 90. Geburtstag.
Groß gefeiert wird aber erst am darauf folgenden Samstag. Dann kommt
die ganze Familie – die zwei älteren Söhne Thomas und Tillmann
sowie die beiden jüngeren Töchter Friederike und Clarissa mit den
jeweiligen Partnern, dazu acht Enkel und zwei Urenkel – zusammen.
Auch „sein“ Verein, die Opladener Karnevalsgesellschaft
Altstadtfunken, hat sich bereits angekündigt.
„Die Altstadtfunken sind mein Ein und Alles“, preist Loef den
Verein, dem er seit 61 Jahren angehört. Für die Gesellschaft zog er
1974 als Narrenfürst unter dem Motto „Manege frei der Narretei“
durch die Säle Opladens – zweifellos noch nicht ahnend, dass er
zehn Jahre später einen davon leiten würde: Es war die damalige
Stadthalle Opladen mit angeschlossenem Restaurant, deren Pächter er
für 13 Jahre wurde.
Als das Angebot kam, mussten er und Ehefrau Gisela nicht lange
überlegen. Kurz darauf verließen die Eheleute das eigene Haus in der
Altstadtstraße, um in die frühere Villa Weskott – und somit dazu
gehörige Nebengebäude – an die Fürstenbergstraße zu ziehen. Seit
März 1987 ist das zweigeschossige Repräsentationsgebäude unter
Denkmalschutz gestellt, ehe es 2006 wegen städtischer Geldnot
verkauft und von einem Investor als Hotel umgebaut wurde.
Loef achtete streng auf Ordnung und Sauberkeit. So sorgte er
eigenhändig für die Saalbestuhlung. Und sogar das Parkett hat er
selbst gebohnert. Doch Arbeit und Familie in Einklang zu bringen, war
nicht leicht. Urlaub mit der Familie gab es nicht. Ein Kurzurlaub
wurde allenfalls kurzfristig geplant. Sohn Thomas erinnert sich noch
ganz genau an ein Osterfest: „Gründonnerstag fiel die Entscheidung,
Karfreitag fuhren wir mit Kind und Kegel im Auto nach Kopenhagen.
Ostermontag war der Trip zu Ende. Dienstags warteten schon wieder die
Kunden.“
Bis die Stadt im Jahr 1997 den Pachtvertrag mit Loef beendete,
funktionierte alles optimal. Kein Wunder, dass die Stadthalle
seinerzeit als „Opladens gute Stube“ galt. „Ich hatte immer
volles Haus. Es gab keinen Opladener Verein, der nicht bei mir
verkehrte“, berichtete Loef zurückblickend.
Der Abschied ist ihm schwer gefallen. „Ich hätte meine Arbeit gerne
fortgesetzt“, bekannte der Senior. Doch es kam alles anders. Und die
Eheleute zogen zurück in die Altstadtstraße. Heute lebt Loef im
DRK-Seniorenzentrum an der Düsseldorfer Straße. Seither verbringt er
einen Teil seiner Zeit mit Lesen und Fernsehen. Immer, wenn es die
Gesundheit zulässt und das Wetter gut ist, geht er ins
„Städtchen“.
Allerdings trifft er dort nicht mehr ganz so viele Bekannte, wie
früher, als er noch aktiv war: Zum Beispiel als Vorsitzender der
Elternpflegschaft der Theodor Heuss Realschule, Literat im
Festausschuss Leverkusener Karneval und Vorstand im Verkehrs- und
Verschönerungsverein (VVV) Opladen. Dazu kommt, dass die St.
Sebastianus Bruderschaft Opladen und der Gesangsverein Eintracht, bei
denen er einst Mitglied war, schon lange nicht mehr existieren.
Loef: „Aus meiner ehemaligen Klasse leben nur noch sieben
Mitschüler“. Deshalb freut er sich umso mehr, wenn er mit seinen
Altstadtfunken unterwegs sein kann, die ihn vor 20 Jahren auf
Lebenszeit zum „Bürgermeister vum ahlen Dorp“ ernannt haben.
Im Prinzip ist Loef also mit seinem Leben zufrieden. Nur seine Gisela
vermisst er immer noch schmerzlich. Sie starb vor drei Jahren, nur
wenige Tage bevor die Eheleute ihren 60-jährigen Hochzeitstag begehen
konnten. Immerhin: Hätte er einen Wunsch frei und könnte die Uhr
zurück drehen, dann würde er alles genauso wiederholen, wie es
gekommen ist.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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