Schritt ist nicht leicht gefallen
Ende der Opladener Chorgemeinschaft
Leverkusen. Mit dem Ende der „Opladener Chorgemeinschaft“ ist der ältesten Leverkusener Chöre endgültig von der Bühne abgetreten. Zwar wurde der Opladener Frauenchor erst 1962 ins Leben gerufen, doch der 1890 gegründete Opladener Männergesangverein existierte zu diesem Zeitpunkt bereits 72 Jahre. Beide Gruppen besiegelten die Chor-Ehe im Jahr 1999 und gaben sich fortan die Bezeichnung „Opladener Chorgemeinschaft“.
Die „Scheidung“ fiel den Vereinsmitgliedern nicht leicht. Erst bei der zweiten Chorversammlung fand sich eine Mehrheit, die für Auflösung stimmte. Bis der Schritt offiziell vollzogen und die Opladener Chorgemeinschaft beim Amtsgericht Leverkusen endgültig aus dem Vereinsregister gelöscht ist, dürfte allerdings mehr als ein Jahr vergehen.
Das Ende kam nicht von ungefähr. Als der Frauenchor – der damals schon den Altersrekord unter Leverkusener Chören hielt – im Jahr 2012 sein 50-jähriges Bestehen feierte, beklagten 44 Frauen und 18 Männer den eklatanten Nachwuchsmangel. Drei Jahre später feierte der Männergesangverein sein 125-jähriges Jubiläum, aber die Situation hatte sich nicht immer noch nicht verbessert. „Es gibt zu wenig Männer, die in einem Chor singen wollen“, bemerkte der damalige Vorsitzende Hans-Otto Bernhard, der die Aussicht auf etwaige Verstärkung zu dem Zeitpunkt schon abgehakt hatte. Dann kam Corona und beendete jede weitere Hoffnung auf einen Fortbestand des Chores, der sich bis dahin überwiegend mit klassischer Literatur befasst hatte. Zur Zeit, als Claudia Rübben Laux den Chor dirigierte, ehrte sie ihren Vater Hermann-Josef Rübben beispielsweise mit Aufführung der klassischen lateinischen Messe „Missa serena“, die aus seiner Feder stammte. Zum weiteren Repertoire gehörten Oper, Operette und Musik zwischen Renaissance, Klassik und Romantik, wie etwa das alte deutsche Volkslied von Franz Schubert „Am Brunnen vor dem Tore“. In den letzten Jahren und unter dem Dirigat von Ansgar Faust wurden – obwohl nicht alle damit einverstanden waren – auch immer öfter englische Titel zum Besten gegeben. Dazu gehörten beispielsweise inspirierende Pophits wie „You raise me up“ (Josh Groban) oder Songs wie „Blowin‘ in the wind“ (Bob Dylan). Allein es nutzte nichts. Denn nicht nur der Chor wurde immer älter, auch das Publikum starb allmählich aus. Deshalb und aus Kostengründen wurden die Auftritte zunehmend von der Festhalle am Markt in die Aula der Marienschule verlegt. „Niemand hätte gedacht, dass dem erfolgreichen Weihnachtskonzert 2019 kein weiterer Auftritt folgen würde“, stellt Margit Maxeiner bedauernd fest. Die Opladenerin gehörte der Chorgemeinschaft insgesamt 25 Jahre an, davon zehn Jahre als erste und letzte weibliche Vorsitzende. Sie kann es im Grunde immer noch nicht ganz glauben, dass der Chor nicht mehr existiert. Beim Rückblick in die Vergangenheit gerät Maxeiner nahezu ins Schwärmen. Man habe viele erfolgreiche Konzerte im In- und Ausland gestaltet, sagt sie. Speziell der Auftritt am Petersdom in Rom und das Zusammentreffen mit dem polnischen Papst im Jahr 1992 sei einer der bewegendsten Momente ihres gesamten Chorlebens gewesen, gesteht die 75-Jährige. Mit Vergnügen denke sie auch an die Messe auf dem Aussichtspunkt des 2.224 Meter hohen Nebelhorns im Allgäu, die sicherlich nicht nur bei ihr für Gänsehaut gesorgt habe. Offiziell ist die Opladener Chorgemeinschaft zwar aufgelöst. Doch das Chorleben wird fortgesetzt. Die Vereinsmitglieder wollen künftig an jedem zweiten Freitag im ESV-Heim bei Herbert von Kieseritzky zusammenkommen. Für Margit Maxeiner steht deshalb fest: „Wir singen weiter, solange es geht.“
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen |
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