Familien in die Natur
Freizeit verlagert sich immer mehr nach drinnen
Opladen - Eltern wünschen sich mehr Anleitung und Inspiration, so ein
Ergebnis des Projekts „Familien in die Natur“, dass der
Förderverein NaturGut Ophoven ein Jahr lang in Leverkusen
durchgeführt hat.
Gemeinsam mit dem Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Ulrich
Gebhard von der Universität Hamburg und dem Umweltpsychologen Dr.
Dirk Scheffler sowie der Kommunikationsberaterin Janine Steeger wurden
die Erkenntnisse kürzlich auf dem NaturGut Ophoven diskutiert.
„Die Freizeit der gegenwärtigen Kindergeneration verlagert sich
zunehmend nach drinnen. Familien gehen viel weniger in die Natur“,
erklärte die Projektleiterin Ute Pfeiffer-Frohnert vom NaturGut
Ophoven. Das seien nicht nur die Erfahrungen des
Umweltbildungszentrums, sondern auch Ergebnisse vieler bundesweiter
Studien. Obwohl die Bedeutung von Natur für eine gesunde Entwicklung
von Kindern unbestritten sei, sehen viele Eltern nicht die
Notwendigkeit ihren Kindern diese Zeit zu geben. Mit der Frage, woran
das liegt und was Bildungszentren dagegen tun können, beschäftigte
sich das Projekt, das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW
gefördert wird.
„Vielen Eltern erscheint Klavier, Englisch oder Ballett sinnvoller
als das Spielen am Bach oder der Bau einer Hütte im Wald. Andere
Gründe sind volle Terminkalender, Leistungsdruck, Angst vor Gefahren
wie Stürzen oder Zecken, aber auch die fehlende Inspiration der
Eltern“, so Fasbender. Diese wissen häufig selber nichts mit der
Natur anzufangen. Sie brauchen Anleitung und wünschen sich das von
Zentren wie dem NaturGut Ophoven. Viele Kinder wollen in die Natur,
man müsse nur die Rahmenbedingungen in den Städten schaffen,
ergänzte Ulrich Gebhard.
Stadtnahe Plätze in Leverkusen wie der Wuppermann-Park oder der
Neuland-Park sollten Angebote für die Familien bieten. „Die
Freiräume müssen fußläufig sein, sonst werden sie nicht
genutzt“, ergänzte Umweltpsychologe Dr. Dirk Scheffler. Auch
Brachen eignen sich als Freiraum für Naturerlebnisse, die ein
herkömmlicher Spielplatz nicht bieten könne. Schuldezernent Marc
Adomat begrüßte die Idee, diese Freiräume in die Arbeit des
NaturGut Ophoven einzubauen.
„Naturerfahrung hat mit gutem Leben und mit Sinn zu tun, weniger mit
Umweltaktivismus“, so Scheffler. Entsprechend müsse man das Thema
auch vermarkten um erfolgreich zu sein. Natur als „coole Marke“ zu
verkaufen würde dem nicht widersprechen, so Janine Steeger,
Kommunikationsberaterin für Nachhaltigkeit.
Allerdings solle nicht der Naturschutz, sondern die Erfahrung der
Kinder im Vordergrund stehen. „Diese frühen Erfahrungen werden im
Laufe des Lebens dazu führen, dass Erwachsene sich umweltfreundlich
verhalten“, sagte der Umweltpsychologe Scheffler.
Zahlreiche Interviews mit Familien und Fachexperten sowie eine
umfangreiche Grundlagenrecherche halfen dabei, das Freizeitverhalten
einer modernen Familie besser zu verstehen, um sowohl Naturangebote
als auch das Naturmarketing zeitgemäß und attraktiv zu gestalten.
„Die Ergebnisse des Workshops zeigen, dass es sich lohnt die
pädagogische Arbeit immer wieder wissenschaftlich überprüfen zu
lassen“, so Marc Adomat. Die Projektergebnisse liefern Ansätze, wie
Umweltbildungszentren in Deutschland ihr Bildungsangebot
weiterentwickeln können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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