50 Jahre Hausfrauenbund
Im Verein bündelt sich das Wissen von Generationen
Leverkusen - Die Vereinsgründung schien im Grunde ein Widerspruch gegen die
damals herrschende Gesellschaftsströmung zu sein. Plötzlich verstand
sich die Hausfrau nicht länger als Anhängsel ihres Ehemannes, die
dem Familienoberhaupt pünktlich nach Feierabend mit Küchenschürze
und einem Lächeln im Gesicht das Essen servierte. Es war Zeit für
Aufbruch und Zeit für Emanzipation.
Bei ihrer Begrüßung erinnerte Hildegard Strohalm, Vorsitzende des
Ortsverbandes Leverkusen im Netzwerk „Berufsverband der
Haushaltsführenden“ – vormals Deutscher Hausfrauen Bund (DHB) –
an die Anfänge, als der Leverkusener Verein im Jahr 1969 von 18
Hauswirtschaftsmeisterinnen gegründet wurde. Sie wollten sich unter
dem Motto „Miteinander, gemeinsam, statt einsam“ in erster Linie
„für die Weiterbildung der Hausfrau im häuslichen Bereich“
einsetzen.
Spätere Schwerpunkte lagen vor allem auf hauswirtschaftlicher
Berufsbildung und Kursen für häusliche Alten- und Krankenpflege,
Betriebsbesichtigungen oder Veranstaltungen für berufliche,
kulturelle und politische Fortbildung. Noch heute – der Ortsverband
zählt aktuell rund 170 Mitglieder einschließlich 22 Partner –
bereichern diverse Themen ein buntes Programm. Selbstverständlich
gehören auch Feiern mit selbstgebackenem Kuchen dazu. Und genauso
soll es in Zukunft bleiben, wenn es nach dem Willen der Vorsitzenden
geht.
Obwohl die Mitglieder inzwischen selber in die Jahre gekommen seien,
gelte das für den Verband noch lange nicht. Im Gegenteil, man habe
technisch aufgerüstet. Deshalb betonte die Vorsitzende bei der Feier
zum 50-jährigen Bestehen mit rund 120 Gästen im Pfarrzentrum
Bürrig: „Dieser Verband ist kein Auslaufmodell, sondern seines
Bestehens wert. Und er wird hoffentlich noch ganz viele Jahre
bestehen, obwohl wir dringend junge Menschen brauchen.“
Zusammen mit einem Grußwort zum Goldjubiläum überbrachte
Bürgermeisterin Eva Lux nicht nur die offiziellen Glückwünsche der
Stadt Leverkusen, sondern anstelle von Blumen auch ein Geldgeschenk.
Sie lobte die geleistete ehrenamtliche Arbeit „zwischen Windeln und
Überforderung“ und betonte: „Im Verein bündelt sich das Wissen
von Generationen.“
Die Festrede hielt Elke Wieczorek, DHB Präsidentin im Bundesverband
und Vorsitzende im Landesverband Rheinland. Dass der größte
Ortsverband im Landesverband Rheinland nach so langer Zeit noch
bestehe, zeige, wie sehr man mit den Themen am Puls der Zeit sei,
sagte sie. Deren Gründerinnen hätten erkannt, dass ein
Zusammenschluss von Frauen für die Alltagsbewältigung und die
Durchsetzung ihrer Rechte notwendig war.
Noch viel länger – seit nunmehr 104 Jahren – bestehe allerdings
der Bundesverband als Sprachrohr für Frauen, Familien und
Verbraucher. In den 1920er Jahren betrieb man sogar ein Testlabor für
Haushaltsgeräte und Lebensmittel, ebenso die erste
Verbraucherberatungsstelle. Der DHB sei also Vorläufer der Stiftung
Warentest und der Verbraucherzentralen gewesen, dessen noch heute
existierendes Sonnenzeichen-Logo als Gütesiegel für erfolgreich
getestete Hausgeräte und Lebensmittel steht. Heutzutage sei jede
Hausfrau und jeder Haushaltsführende gefordert, sich weiterzubilden
und auf dem neuesten Wissensstand zu sein. „Mit Bildungsangeboten
leisten sie eine wichtige gesellschaftspolitische Arbeit in Kommunen
und Region“, unterstrich die Rednerin und ergänzte: „In Zeiten
sozialer Kälte kann der DHB wichtige Zeichen in Richtung soziales
Miteinander setzen.“
Der Verband biete auf den ersten Blick zwar keine geldwerten Vorteile.
„Wir schleppen ihr Auto nicht kostenlos ab“, betonte sie.
„Unsere Pannenhilfe heißt Information und Verwaltung von
Alltagskompetenz.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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