Klimafreundliches Heizen
Innungsobermeister Thomas Braun erklärt wie es geht
Leverkusen - Um das Klima zu schützen und die globale Erwärmung zu begrenzen,
muss unser CO2-Ausstoß sinken. „Große Potenziale liegen beim
Heizen“, erklärt Hans-Martin Kochanek, Leiter des NaturGuts
Ophoven. Denn laut Umweltbundesamt (UBA) macht das Heizen über 14
Prozent des Energieverbrauchs in einem deutschen Haushalt aus. Öl und
Gas seien außerdem limitierte Rohstoffe, so Britta Demmer vom
NaturGut Ophoven und viel zu schade, um sie zu verbrennen. „Aus Öl
werden wichtige Medikamente, medizinische Geräte, Kleidung oder
Kosmetik hergestellt.“ Aber es gibt beim Heizen Alternativen, die
nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch den Geldbeutel, erklärt
Thomas Braun,
Obermeister der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land bei einem
Pressegespräch auf dem NaturGut Ophoven. Wie kann man klimafreundlich
heizen?Thomas Braun: Heizungen werden in der Regel durch die
Verbrennung von fossilen Rohstoffen wie Gas, Kohle oder Öl betrieben.
Dabei erzeugen sie neben Heizwärme auch Abgase, die zu einem großen
Teil aus CO2 bestehen. Wer klimafreundlich heizen möchte, nutzt
entweder regenerative Energieträger oder Brennstoffe, die bei ihrer
Entstehung eine etwa gleichgroße Menge CO2 gebunden haben. Ein
Beispiel ist Holz: Ein Baum wandeln im Laufe seines Lebens viel
Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um. Bei seiner Verbrennung setzt er
die gleiche Menge CO2 wieder frei, wodurch insgesamt ein
ausgeglichener Kreislauf entsteht.
Wie funktionieren moderne Holzheizungen?Thomas Braun: Man kann Holz in
Form von Scheiten oder Pellets verbrennen. Erstere kommen in
Holzvergaserkesseln zum Einsatz, die allerdings regelmäßig von Hand
bestückt werden müssen. Anders ist das bei den gepressten
Holzstäbchen aus Sägespänen (Pellets). Diese lassen sich in einem
Pelletkessel vollautomatisch verbrennen. Voraussetzung dafür ist
lediglich ein ausreichend großes Platzangebot im Haus, um Kessel,
Lager und Fördertechnik unterzubringen. Holz- und Pelletheizungen
haben allerdings einen Nachteil: Sie stoßen Feinstaub aus.
Durch moderne Katalysatoren wird dieser heute jedoch auf ein Minimum
reduziert.
Welche weiteren klimafreundlichen Heizungsanlagen gibt es?Thomas
Braun: Neben Holzheizungen kommen auch Wärmepumpen und Solaranlagen
infrage. Erstere bezieht etwa 75 Prozent der Heizwärme aus der Luft,
der Erde oder dem Wasser. Der offene Bedarf lässt sich in der Regel
mit Strom decken. CO2-freundlich ist die Wärmepumpe allerdings nur,
wenn sie mit Ökostrom betrieben wird oder die nötige elektrische
Energie mit einer Photovoltaikanlage erzeugt wird. Im letztgenannten
Fall funktioniert die Heizung nicht nur klimaneutral, sondern auch
weitestgehend energieautark. Denn Strom aus dem öffentlichen Netz ist
dabei kaum mehr nötig. Wichtig zu wissen: Eine Heizung mit
Wärmepumpe arbeitet nur effizient und günstig, wenn sich die Räume
im Haus mit niedrigen Vorlauftemperaturen beheizen lassen. Möglich
ist das mit großen Heizflächen oder Fußbodenheizung und einem guten
Dämmstandard.
Kann man auch mit der Sonne heizen? Thomas Braun: Ja. Dies geht mit
Solarthermie-Anlagen auf dem Dach, die das Licht in Wärme umwandeln,
die dann in einem großen Wasserspeicher bevorratet wird. Bei
entsprechender Größe lässt sich ein energiesparend gebautes Haus
dabei auch im Winter beheizen. Meist muss aber eine Holzheizung für
zusätzliche Wärme sorgen. Insgesamt gibt die Technik dabei kaum CO2
an die Umgebung ab.
Lediglich der Strom für Regelung und Pumpen ist dabei mit einem
gewissen Schadstoffausstoß verbunden, daher ist auch hier Ökostrom
zu bevorzugen. Wer ein Haus nahezu komplett mit einer Solaranlage
beheizen möchte, muss das von vornherein planen. Denn die
Wärmespeicher fassen in Einfamilienhäusern oft bis zu 10.000 Liter
Wasser, das sind etwa 70 Badewannenfüllungen und reichen vom Boden
bis zum Dach.
Was können Haubesitzer tun, die noch nicht direkt umstellen können
auf klimafreundliche Heizungsanlagen?Thomas Braun: Um das Klima und
die Umwelt beim Heizen zu entlasten, kommt es neben der Heizungsanlage
auch auf die Dämmung und dichte Fenster an. Denn: Die sauberste
Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Außerdem kann man seine
Heizungsanlage durch einen hydraulischen Abgleich, gedämmte
Rohrleitungen und eine gut eingestellte Heizungsregelung optimieren.
Dadurch wird viel weniger Energie verbraucht und damit auch geringere
Mengen CO2 ausgestoßen.
Weitere Infos:
https://www.energieagentur.nrw/gebaeude/modernisierung/heizsysteme
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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