Diskussionsabend sieben Monate nach der Flut
Jede Menge Gesprächsbedarf in Opladen
Opladen. Diskussionen und Aussprachen sind nach Meinung aller Betroffenen nun – genau sieben Monate nach der Flutkatastrophe – dringend erforderlich. Aber es war nicht die Stadt Leverkusen, die kürzlich zu einem Informationsaustausch über mögliche Strategien eingeladen hatte, wurde von allen Seiten gleichermaßen bemängelt. Sondern die Katholische Kirchengemeinde St. Remigius und die Evangelische Kirchengemeinde Bielert boten eine solche Gelegenheit im Rahmen der „Opladener Gespräche“ an. Und: Sowohl die Sprecher auf dem Podium als auch rund 50 Teilnehmer im Bielert-Gemeindehaus waren sich darin einig, dass sie etwas Derartiges nie wieder erleben möchten.
Doch wie lässt sich ein solches Desaster in Zukunft vermeiden und verhindern? Um Antworten bemühten sich vor allem Christiane Jäger, Leiterin des städtischen Fachbereichs „Mobilität und Klimaschutz“, und Anja Bierwirth vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie, nachdem betroffene Anwohner eingangs über zurückliegende Horrorszenarien, latente Ängste und immer noch existierende Sorgen gesprochen hatten. Die Stadt werde, informierte Jäger, am Dienstag, 22. Januar, von 16.30 bis 18.30 Uhr, aber eine Online-Veranstaltung zum Thema in Zusammenarbeit mit dem Wupperverband und in Verbindung mit einem Impulsvortrag des Wupperverband-Vorstands Georg Wulf anbieten.
Sie sei gerade dabei, sämtliche Fragen und Antworten zu koordinieren, um geeignete Lösungen aufzeigen zu können, fuhr Jäger fort. „Wir bringen die Dinge in kurzer Zeit zusammen und stellen Zwischenbausteine vor“, versprach die städtische Mitarbeiterin. Insgesamt seien es zu viele Fragen, die man nicht pauschal beantworten könne, pflichtete Anja Bierwirth ihrer Leverkusener Kollegin bei.
Zum Beispiel: Wo, wann und wie wurde die Kanalisation durch abschließenden Unrat verstopft? An welchen Stellschrauben muss vorbeugend gedreht werden? Wie lässt sich der Informationsfluss verbessern? Welche Retentionsflächen sind beim Wiederaufbau zu beachten? Ohnehin könnten Städte „nie eine 100-prozentige Sicherheit“ bieten, sondern sich allenfalls um Vor- und Nachsorge kümmern, erläuterte Bierwirth weiter. In diesem Zusammenhang sei ebenfalls zu klären, inwieweit die verschiedenen Aufgaben auf andere Gruppen oder Verbände übertragbar seien.
Was er sich gewünscht hätte, meldete sich ein Nachbar aus der Wiembachallee zu Wort, seien „Lautsprecherdurchsagen von Polizei oder Feuerwehr“ gewesen. Denn er könne sich wirklich nicht vorstellen, dass in einer Chemiestadt wie Leverkusen keine Notfallpläne existierten. „Kein Bauen in den Auen“ forderte unterdessen ein Bürger, der in der Elsbachstraße wohnt und im Laufe der Jahrzehnte schon viele Hochwasser, aber noch nie zuvor in diesem Ausmaß erlebte. Andere Besucher bemerkten, dass unbedingt mehr Retentionsflächen erforderlich seien, so dass tiefer liegende Gebiete bei Hochwasser als Überflutungsflächen genutzt werden könnten.
„Wir brauchen Schutz für Opladen und das relativ zeitnah. Wir brauchen weder Kommunalpolitiker noch andere Besserwisser. Sondern Fachleute, die uns kurzfristig Perspektiven aufzeigen, wie es weitergehen kann“, formulierte Unternehmer Jan Schreckenberg seine Ansprüche auf dem Podium. „Alle haben ein Recht auf Antworten“, bestätigte Jäger. Auch deshalb stehe man in Kontakt mit dem Wupperverband. Darüber hinaus müsse die Gemeinschaft dringend lernen, mit der Situation anders umzugehen. Denn in Zeiten des Klimawandels müsse mit wiederkehrendem Extremwetter unbedingt gerechnet werden.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen |
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