Aus für Opladener Geburtsklinik
Kplus Gruppe gibt das Wiesdorfer „Juppes“ komplett auf
Opladen (gkf). Das Bedauern von allen Seiten ist groß. Aber die
Geschäftsführung des katholischen Krankenhausträgers Kplus hat
entschieden. Und Geschäftsführer Andreas Degelmann musste die
schlechte Nachricht überbringen: Zum 30. Juni 2021 endet für Opladen
eine Ära. Dann gehen in der Frauenklinik des Sankt Remigius
Krankenhauses mit den Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe
endgültig die Lichter aus. Das heißt, nicht nur die Geschichte des
Hauses - es wurde am 20. Februar 1891 eröffnet und war ursprünglich
dem heiligen Josef geweiht - muss neu geschrieben werden. Das heißt
ebenfalls, dass Säuglinge nie wieder die Welt in Opladen mit einem
Schrei begrüßen werden - es sei denn, es handelt sich um eine
Hausgeburt.
Am 1. Juli wird rein formal der offizielle Versorgungsauftrag an das
Land zurückgegeben. Dieser Schritt ist mit den entscheidenden
Landesgremien, den Kostenträgern und den Krankenkassen aber auch mit
den umliegenden Krankenhäusern abgestimmt. „Die
gynäkologisch-geburtshilfliche Versorgung in der Region ist auch nach
Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Remigius
Krankenhaus in Opladen gesichert“, lautet die Stellungnahme des
Klinikums Leverkusen, das seine eigene Klinik für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe derzeit ausbaut. Im Herbst 2021 wird dort ein neuer,
hochmoderner Kreißsaal mit einem weiteren Entbindungszimmer in
Betrieb genommen. Das Klinikum heißt auch Hebammen, Pflegefachkräfte
und Ärzte der Gynäkologie von St. Remigius, die einen Wechsel
erwägen, herzlich willkommen. Denn insgesamt 53 Personen sind von der
Schließung betroffen. Unter zwölf Medizinern haben vier
einschließlich Chefärztin schon eine neue Beschäftigung gefunden.
Alle anderen Kräfte – ausgenommen 15 Mitarbeiter, die nicht weiter
beschäftigt werden - erhalten ein Angebot im Haus oder an einem
anderen gynäkologischen Standort der Kplus Gruppe. 21 Hebammen
können an das St. Joseph Krankenhaus nach Hilden wechseln.
Eine andere Möglichkeit habe man nicht gesehen, verteidigte Degelmann
die folgenschwere Entscheidung. „Wir haben in den letzten Jahren
deutliche Verluste geschrieben“, sagte Degelmann und bezifferte das
Minus mit einem hohen sechsstelligen Betrag im Wirtschaftsjahr 2019.
Geburtshilfe und Gynäkologie in Opladen seien nicht länger
wirtschaftlich zu betreiben, 600 Geburten pro Jahr reichten einfach
nicht aus, so Degelmann. Auch die fehlende Kinderklinik mache eine
komplette medizinische Leistung rund um die Geburtshilfe nahezu
unmöglich. Der wachsende Druck von Qualitätsvorgaben und der akute
Fachkräftemangel trage ebenfalls nicht zur Entspannung bei, sondern
verstärke das Dilemma künftig immer weiter. Bei anstehenden
Änderungen der Ausbildungsmodalitäten könne man womöglich keine
Ärzte mehr am Standort ausbilden.
Das Krankenhaus St. Remigius hat heute zwei Standorte: die Geriatrie
in St. Josef Wiesdorf, alle anderen Fachabteilungen in Opladen.
Insofern ist das Los für das St. Josef Krankenhaus in Wiesdorf noch
extremer, das „Juppes“, wie es im Volksmund meist liebevoll
genannt wird. Denn es soll komplett geschlossen werden. Nach
Schließung der Opladener Frauenklinik wird die Station altersgerecht
umgebaut. Anschließend zieht die Geriatrie voraussichtlich im
Frühjahr 2022 komplett von Wiesdorf nach Opladen. Da das
Krankenhausgebäude - ebenso wie das Grundstück im Erbbaurecht von
der Kirchengemeinde Sankt Remigius für weitere 70 Jahre gepachtet -
kaum für einen anderen Zweck nutzbar ist, wird ein Abriss sehr
wahrscheinlich. Wie es in Wiesdorf genau weitergeht, soll mit der
Stadt Leverkusen besprochen werden. Sicher ist nur, dass 107
Mitarbeiter aus Wiesdorf nach Opladen wechseln müssen.
Und es gibt einen weiteren Grund für die Neustrukturierung: Das Land
stellt Sonderinvestitionsmittel in Höhe von 2,3 Millionen Euro für
Modernisierungen und Umbauten bereit, vorausgesetzt diese werden bis
April 2022 in Anspruch genommen. „Das ist die Chance, die wir jetzt
haben und ergreifen müssen“, versichert Degelmann. Die Änderung
biete nicht zuletzt viele medizinische Vorteile, weil man die
Patienten für bestimmte Behandlungen nicht länger von einem Standort
zum andern fahren müsse. Durch die Schließung des zweiten Standortes
in Wiesdorf ließen sich zwei Million Euro reine Fixkosten sparen, die
man dringend benötige.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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