KJG-Kinderstdt 2019
Leben und Arbeiten wie die Großen
Opladen - Erwachsene haben so ohne weiteres keinen Eintritt in die
Kinderstadt, sondern müssen im so genannten „Elterngarten“, dem
Gegenstück zum Kindergarten bleiben. In der Kinderstadt lebten und
arbeiteten während der Herbstferien für eine Woche rund 200 Kinder.
Die meisten übernachten auch dort. Denn nicht alle acht- bis
zwölfjährigen Mädchen und Jungen kamen aus Leverkusen und Umgebung,
sondern 130 reisten aus elf weiteren Städten von Bergisch Gladbach
bis Rheinbach an.
Diesmal war die Kinderstadt – sie wird alle drei Jahre von der
Katholischen jungen Gemeinde (KjG) des Erzbistums Köln an wechselnden
Orten angeboten – in der Turnhalle der Opladener Marienschule
aufgebaut.
Genau 101 Ehrenamtler betreuten die Kinder, nachdem sie die Halle
zuvor als eigene, kleine Stadt mit allem, was dazu gehört,
hergerichtet hatten
Es gab knapp 40 Betriebe aller Sparten: Agentur für Arbeit, Bank,
Bäckerei, Finanzamt, Malerwerkstatt, Post, Schneiderei, Restaurant,
Theater oder Zeitungsredaktion, um nur einiges zu nennen. In der
Druckerei ließen die Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters
zuvor ihre Plakate drucken. In der Pizzeria wurde gerade frisch
gebacken.
„Rund 100 Pizzen gehen pro Tag weg“, erläuterte Marie Lavall,
ehrenamtliche Diözesanleiterin bei der KjG und ergänzte: „Uns ist
wichtig, dass die Kinder mit echtem Material und echten Produkten
arbeiten, wie in einem ganz normalen Betrieb und wie im richtigen
Leben.“ In Anlehnung an das reale Leben werden Kinder angeregt,
Vorstellungen für das gesellschaftliche Miteinander auszuprobieren
und weiterzuentwickeln.
Wer die Stadt betrat, stand direkt vor der Kirche. In dem Zeltbau gab
es einen Altar mit Kreuz und echten Kerzen. Dort waren Nick (10) und
Paul (8) aus Schlebusch mit Philo (8) aus Manfort auf dem Weg zu einer
Betriebssegnung. Unterdessen wurde im Theater an einer Aufführung
geprobt, die sich Renée (11) aus Köln selbst ausgedacht hatte. Im
Beauty-Salon nebenan behandelte Josephina (9), Schülerin der
Lützenkirchener Grundschule Im Kirchfeld, eine „Kundin“. „Diese
Arbeit gefällt mir sehr gut. Später möchte ich einmal Kosmetikerin
werden“, sagte das Kind mit strahlenden Augen.
Neues erfahren, Demokratie stärken, Geschlechtergerechtigkeit
erleben, Politik begreifen und Pläne entwickeln: das sind weitere
Ziele in der Kinderstadt. Durch die unmittelbare Konsequenz ihres
Handelns begreifen die Kleinen Gestaltungsmöglichkeiten als
öffentliche Angelegenheit und entwickeln Motivation zum
gemeinschaftlichen Engagement. In der umfassenden Spielewelt lernen
sie vor allem schwer verständliche soziale Prozesse kennen, zum
Beispiel wie Demokratie funktioniert, welche Faktoren den
Währungskreislauf beeinflussen oder wie Gesetze entstehen.
Lavall dazu: „Begriffe wie Steuern, Inflation oder Grundgesetz
werden greifbar gemacht“. Die Währung in der Kinderstadt heißt
„Tacken“. Mehrmals täglich entschieden sich die Kinder für einen
Arbeitsplatz. Nach einer kurzen Einarbeitung verdienten sie ihr
eigenes Geld: pro Stunde zehn Tacken, wovon jedoch zwei Takten
Lohnsteuer abgingen. Die Inflation macht auch vor der Kinderstadt
nicht Halt – jeden Tag wurden alle Produkte und Angebote um
mindestens 25 Prozent gegenüber dem Ausgangspreis zu Wochenbeginn
erhöht.
An jedem Nachmittag kamen alle Kinder zum Rat zusammen und
diskutierten über das Stadtleben sowie Gesetze und Neuerungen, die in
der Kinderstadt vielleicht gebraucht werden. Gerade erst musste eine
Betriebssteuer eingeführt werden, denn in der Stadtkasse war Ebbe.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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