Keine Angst vor dem Defi
Lützenkirchen hat einen „elektronischen" Notarzt

Wie lebensrettende Sofortmaßnahmen funktionieren, demonstrierte Wolfgang Hübner (kniend, Mitte) zuletzt an einer Puppe im Pfarrsaal St. Maurinus. | Foto: Gabi Knops-Feiler
  • Wie lebensrettende Sofortmaßnahmen funktionieren, demonstrierte Wolfgang Hübner (kniend, Mitte) zuletzt an einer Puppe im Pfarrsaal St. Maurinus.
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Lützenkirchen - Herzflimmern oder plötzlicher Herztod gehören noch immer zu einer
der häufigsten Todesursachen auf der Welt. Alleine in Deutschland
sterben 80.000 Menschen den plötzlichen Herztod, verursacht durch
Kammerflimmern.

Der Zustand ist deshalb so lebensbedrohlich, weil die Organe des
Körpers nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden,
sobald das Blut nicht länger durch den Körper gepumpt wird.

Da hilft nur eins: Durch elektronische Stromstöße – also per
Defibrillator – das Herz in gewisser Weise neu in Gang zu bringen.
Schon im Frühjahr hat die Werbegemeinschaft Lützenkirchen einen so
genannten automatisierten externen Defibrillator (AED) angeschafft und
in den öffentlich zugängigen Räumen Sparkassengeschäftsstelle auf
der Lützenkirchener Straße installiert. Dr. Wolfgang Hübner,
Leverkusener Facharzt für Allgemein- und Notfallmedizin und von 1986
bis 2006 als Rettungsarzt mit dem Rettungshubschrauber „Christoph
3“ im Einsatz, nutzte jetzt die Gelegenheit zur Einweisung in das
Gerät. „Viele haben Angst bei Notfällen, sie könnten etwas falsch
machen“, sagte Hübner vor rund 20 Teilnehmern. Doch diese Sorge sei
unbegründet. Hübner: „Das einzig Falsche ist nicht zu helfen.“
Denn die Überlebenschance eines betroffenen Menschen sinke mit jeder
Minute um zehn Prozent, wenn nicht sofort Wiederbelebungsmaßnahmen
beginnen würden.

Doch was ist zu tun, wenn plötzlich einer umfällt und sich nicht
mehr bewegt? Hübner: „Unbedingt den Notarzt unter 112 herbei
rufen.“ Dann folgt der Griff zum Defibrillator. Entsprechende
Standorte sind gekennzeichnet durch ein grünes Schild mit einem
weißen Herz, in dem ein Blitz zu sehen ist. Genaue Standorte sind
auch aus einer App ersichtlich.

Bis der Notarzt kommt, sind lebensrettende Sofortmaßnahmen notwendig,
um den Kreislauf und damit die Sauerstoffversorgung möglichst
aufrecht zu erhalten. Zunächst werden Bewusstsein und Atmung
geprüft. Beim plötzlichen Herztod ist an der Halsschlagader kein
Pulsschlag tastbar. Außerdem besteht Atemstillstand, also
Atembewegungen des Brustkorbes sind nicht mehr erkennbar, über Mund
und Nase ist keine Atemluft spürbar. Reagiert die Person weder auf
Ansprache noch auf Kneifen, sollte der Kopf überstreckt, mögliche
Speisereste entfernt und unmittelbar mit Herzdruckmassage gestartet
werden. Das funktioniert, so Hübner, in dem man sich dicht an den
Ohnmächtigen kniet. Eine Hand wird in die Mitte des Brustkorbs
gelegt, die zweite Hand dient als Verstärkung, so dass mit
durchgestrecktem Arm und unterstützt vom eigenen Gewichtes bis zu 120
mal pro Minute gedrückt werden kann.

Sobald der Defibrillator – im Fachjargon auch „Defi“ genannt –
zur Stelle ist, wird es leichter. Ersthelfer können nichts falsch
machen. Denn das Gerät gibt per Lautsprecher genaue Anweisungen, was
zu tun ist. Allerdings gibt der Defi die Stromstöße wirklich nur
dann ab, wenn alle Anzeichen für das lebensbedrohliche Herzflimmern
gegeben sind. Mit anderen Worten: Bei Menschen, deren Herz nicht
komplett aus dem Takt geraten ist, geschieht nichts. In dem Fall liegt
eine andere Ursache vor. Die Wiederbelebung sollte dennoch so lange
beibehalten werden, bis der Notarzt eintrifft.

Genaue Angaben über Defi-Standorte sind vermerkt unter
www.definetz.com.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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