Eine Epoche zum Nachlesen
OGV bringt umfangreiches Buch zum Weltkrieg-Ende heraus
Opladen - 100 Jahre nach seinem Ende, erlebt der Erste Weltkrieg eine
Renaissance in der Erinnerungskultur. In Deutschland immer im Schatten
des Zweiten Weltkriegs stehend, wurde ihm in zahlreichen
Ausstellungen, Projektarbeiten und Publikationen seit 2014 gedacht.
So auch in Leverkusen, wo der Opladener Geschichtsverein (OGV)
gemeinsam mit dem Jülicher Geschichtsverein das Ausstellungs- und
Publikationsprojekt „Kriegsenden in europäischen Heimaten“
durchgeführt hat.
Vorläufiger Abschluss ist die Veröffentlichung des gleichnamigen,
umfangreichen Buches, das in Zusammenarbeit mit Mitherausgeber Prof.
Dr. Wolfgang Hasberg von der Universität zu Köln sowie Studenten
seiner Fakultät erarbeitet wurde. Ergebnis ist ein fast 650 Seiten
umfassendes Werk, indem die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges in den
europäischen Partnerstädten Leverkusens und in den Städten Jülich
und Leverkusen beleuchtet werden. Einordnend vom
Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ausgehend, wird das
weltumfassende Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Welche Rolle hat die zunehmende Industrialisierung, auch in der
Waffenproduktion, auf die Kriegsführung, hinterfragt Tobias Arand in
seinem Beitrag „Wie Anno 70“.
Kriegsverherrlichende Erinnerungen der Alten und die „kriegerische
Jugendpflege“ während des mehr als 40 Jahre dauernden Friedens, als
Motor für eine einsatzbereite Jugend, zeigt Wolfgang Hasbergs
anschaulich in seinem Text. Dass diese Haltung auch nach 1919 noch in
den Familien fortbestand, ermöglichte vor allem die überwiegend
patriotische Berichterstattung an der Heimatfront während des Ersten
Weltkriegs, erklärt Simone Frank weiter in ihrem Aufsatz. Dabei ist
die Geschichte dieses gesellschaftsprägenden Krieges in allen
europäischen Staaten eine andere. Diese zu erzählen, ist der Inhalt
der Gastbeiträge aus den Partnerstädten Bracknell, Racibórz,
Schwedt und Villeneuve d’Ascq.
„Kriegsenden in europäischen Heimaten“ ist ein spannendes Buch,
das weit mehr ist als ein klassisches Geschichtsbuch. Es ist vielmehr
ein sauber recherchierter Schmöker, der Lust auf mehr macht. So
verleitet es immer wieder dazu, Querverweisen nachzugehen, weitere
Informationen einzuholen und nach Spuren im hier und jetzt zu suchen.
Auch wenn Tobias Arand in seinem Beitrag schreibt: „Der Hype um den
Ersten Weltkrieg wird sich als kurzlebiger Jubiläumstrend
erweisen“, kann für die Leser der Publikation genau diese Epoche zu
einem nachhaltigen Erlebnis werden.
Informationen:
- Guido von Büren | Michael D. Gutbier | Wolfgang Hasberg
- KRIEGSENDEN IN EUROPÄISCHEN HEIMATEN[/*]
- Neustadt
- 640 Seiten mit
- ISBN 978-3-87707-145-8, 29,80
- MONTANUS Nr. 18, Jülicher Forschungen Bd. 12[/*]
(Hrsg.)[/*]
a.d. Aisch: Verlag Ph.C.W. Schmidt 2019[/*]
zahlreichen Abbildungen[/*]
Euro[/*]
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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