Kriegsenden in europäischen Heimaten
OGV stellt neues Buch vor
Opladen - Der Opladener Geschichtsverein von 1979 konnte sein Ausstellungs-
und Publikationsprojekt „Kriegsenden in europäischen Heimaten“ zu
einem erfolgreichen Abschluss bringen.
Zahlreiche Gäste hatten den Weg in den Rhein-Wupper-Saal des
historischen Landratsamtes in Leverkusen-Opladen gefunden. Neben den
vielen Mitwirkenden und den allgemein an der Geschichte des Ersten
Weltkriegs aus europäischer Perspektive Interessierten, waren nahezu
50 Vertreterinnen und Vertreter aus den Partnerstädten Leverkusens
Bracknell, Racibórz, Schwedt und Villeneuve d’Ascq sowie aus
Jülich anwesend.
Sie hatten bereits seit Freitagnachmittag in einem inhaltsreichen und
beeindruckenden Programm den Abschluss des Projektes „Der Erste
Weltkrieg. Euphorie & Neuanfang. Entwicklung und Wahrnehmung in
europäischen Städten 1914 und 1918“ begangen. Nach der Begrüßung
durch Michael Gutbier, Vorsitzender des Opladener Geschichtsvereins,
erläuterte Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher
Geschichtsvereins, die Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern
und die Entwicklung des Projektes von seiner Initiierung 2013 bis zum
Abschluss 2019.
Der Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath betonte in seinem
Grußwort die Bedeutung des Projektes und der Abschlusspublikation im
Hinblick auf die Stärkung des europäischen Gedankens als ein
notwendiger Prozess aus der Mitte der Gesellschaft heraus. Die
Diskussionen um die Struktur der Europäischen Union würden mitunter
den Blick auf das lebendige Europa im direkten Austausch seiner
Bewohner verstellen.
Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für
Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte die
beispielhafte Zusammenarbeit der Geschichtsvereine von
Leverkusen-Opladen und Jülich in diesem Projekt. Die Qualität der
Ergebnisse, die schon in vorangegangenen Projekten deutlich geworden
wäre, machten diese zu einem gelungenen Beispiel für die Förderung
des Landes NRW im Rahmen der Regionalen Kulturpolitik.
In diesem Sinne betonte auch Georg Mölich vom Landschaftsverband
Rheinland, wie fruchtbar Kooperationen über Städte und engere
Regionen hinweg sein könnten. Dass es zudem gelungen sei, aus der
lokalen bzw. regionalen Perspektive heraus, die europäische Dimension
in den Blick zu nehmen, hebe dieses Projekt und seine
Abschlusspublikation über andere Herangehensweisen hinaus.
Es blieb schließlich dem Mitherausgeber Prof. Dr. Wolfgang Hasberg
von der Universität zu Köln vorbehalten, in die Inhalte des 640
Seiten starken Werks einzuführen. Die Geschichte des Ersten
Weltkrieges hat Konjunktur.
Der 100. Jahrestag des Kriegsbeginns war 2014 Anlass in vielen
europäischen Ländern für zahlreiche Erinnerungsprojekte. Eine Flut
von Ausstellungen und eine noch größere Flut von Publikationen hat
es seitdem gegeben. Zum Jahrestag des Kriegsendes 2018 sind deutlich
weniger Aktivitäten zu verzeichnen.
Ist das Ende eines Krieges weniger bedenkenswert als sein Anfang? Wer
den Band „Kriegsenden in europäischen Heimaten“ zur Hand nimmt,
wird die Frage mit einem klaren Nein beantworten. Schon der Titel
irritiert: „Kriegsenden“! Hat es denn mehrere Enden gegeben?
Selbstverständlich – in allen sieben europäischen Städten, deren
Geschicke dem Leser vor Augen geführt werden, ist der Krieg auf
andere Weise zu Ende gegangen. Vor allem in der Betrachtung der
Beteiligten. Spannend ist weniger die Ereignis- als die
Erinnerungsgeschichte. In der Erinnerung werden Spannungen aufgebaut,
ausgehalten, umgebaut. Und was die Erinnerungen betrifft, so wird das
Werk eine Fortsetzung finden.
Denn im Vorfeld des Abschlusswochenendes hatte der OGV im Januar einen
internationalen Workshop zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg
durchgeführt und Anfang Februar 2019 ein gut besuchte
Podiumsdiskussion in der Villa Römer organisiert. An beiden
Veranstaltungen haben national und international renommierte
Wissenschaftler teilgenommen. Die Befunde, die dabei erzielt werden
konnten, werden in naher Zukunft in einem weiteren Band der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Zunächst aber ist im Rahmen der internationalen Projektarbeit ein
Werk entstanden, das neue Befunde zum Kriegsleben in Leverkusen,
Bracknell, Haubourdin, Jülich, Leverkusen, Ljubljana, Racibórz,
Schwedt und Villeneuve d’Ascq präsentiert und aufgrund seiner
lesefreundlichen Aufmachung zugleich zum Schmökern einlädt.
Unwillkürlich tun sich beim Durchblättern vergleichende Perspektiven
auf.
Und die Anschaulichkeit, mit der die Autoren das Erleben des Ersten
Weltkrieges in den verschiedenen Heimatstädten beschreiben, schlägt
den Leser in Bann. Entstanden ist aber nicht nur ein spannendes
Lesebuch, sondern ein Werk, das die weitere Diskussion um den Ersten
Weltkrieg sicherlich beflügeln wird. Es ist im Buchhandel zum Preis
von 29,80 Euro erhältlich.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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