Anwohner beklagen fehlende Aufklärung
Protest gegen neuen 5G-Funkmast in Bergisch Neukirchen
Leverkusen. „Aus bauplanungsrechtlicher Sicht widerspricht die Baumaßnahme nicht dem planungsrechtlichen Grundkonzept des B-Plans“, lautet die Erklärung der Leverkusener Stadtverwaltung. Insofern konnten die städtischen Fachbereiche Umwelt, Stadtplanung, Bauaufsicht und Stadtgrün dem Antrag zustimmen, als eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG zuletzt beantragte, auf städtischem Grund und Boden an der Straße „Zum Claashäuschen“ einen 5G-Mobilfunkmast aufzustellen.
Dieser Beschluss wurde im Leverkusener Mitteilungsblatt z.d.A.Rat veröffentlicht. Aber darüber hinaus nicht kundgetan. Nun sind die betroffenen Nachbarn entsprechend erbost. Aus ihrer Sicht widerspricht das Vorhaben ganz und gar den Ansprüchen, die sie bei einem solchen Eingriff von Stadt und Telekommunikationsunternehmen erwartet hätten. Denn es geht nicht nur darum, dass ohne Vorwarnung über ihre Köpfe entschieden wurde. Sondern es geht auch um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder.
Das ist die Vorgeschichte: Nur durch Zufall erfuhr Mirco Rausch von einem Bauarbeiter, dass die Telekom auf einer rund 200 Quadratmeter großen Obstwiese am Claashäuschen beabsichtige, bis März einen 40 Meter hohen 5G-Sendemast aufzustellen. „Wir sind entsetzt“, beschrieb der Bergisch Neukirchener seine Reaktion, nachdem er von dem Plan erfahren hatte. „Das wird die Lebens- und Wohnqualität definitiv mindern“, befürchtete Rausch und plant den Start einer Bürgerinitiative.
Absolut unverständlich sei ihm die mangelnde Aufklärung von Stadt und Telekom. Rausch kommentierte: „Wir hatten keinerlei Mitspracehmöglichkeiten und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Aktuell seien alle Nachbarn beunruhigt, weil die Kinder wegen der Straßensperrung keinen sicheren Schulweg haben. „Während die Baufirma Straße und Fußgängerweg der gesperrten Straße als Lagerplatz für ihre Baumaterialien nutzt, müssen sich die Schulkinder die Umleitungsstraße Unterölbach/Ölbachstraße – eine einspurig befahrbare Straße ohne Fußgängerweg, die gerade stark frequentiert wird – mit dem Fahrzeugverkehr teilen“, bemängelte Rausch außerdem.
Ungleich höher wiege aber die Sorge vor möglichen Strahlenbelastungen. Neue Studien würden beweisen, erklärte Nachbarin und Neurochirurgin Prof. Dr. med. Cleopatra Charalampaki, dass ein Zusammenhang zwischen Entstehung von Gehirntumoren und Elektro-Magnetischen-Feldern (EFM) bestehe.
Zwar gehe die Forschung allgemein davon aus, dass solche Funkwellen keine Gefahr für die Bevölkerung darstellten, jedoch fehlten bislang Untersuchungen zur Dauereinwirkung. Das Science and Technology Options Assessment Komitee (STOA) des Europäischen Parlaments erwähnt in der Studie „Gesundheitliche Auswirkungen von 5G“, dass bei Tierversuchen zu „negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit“ führten und bezeichnet 5G gar als ein „Experiment an der Bevölkerung“.
Die Europäische Umweltagentur (EUA) mahnt im Zusammenhang mit EMF seit langem zur Vorsicht. Und ruft die EU-Mitgliedstaaten auf, mehr dafür zu tun, um Bürger über insbesondere die Risiken bei Kindern aufzuklären.
Und was sagen die Stadt und die Netzbetreiber dazu? „Die Telekom informiert die Stadt über ihre Absicht“, beschreibt George McKinney, Pressesprecher Deutsche Telekom, das übliche Procedere. Gebe es Proteste bei Bürgerinitiativen, dann informiere das Unternehmen vor Ort und gebe Begründungen. Überdies halte sich die Telekom an die vom Bundesamt für Strahlenschutz vorgegebenen Grenzwerte und unterschreite diese deutlich.
„Alle wollen Mobilfunk, dazu braucht es nun mal Masten“, begründet McKinney den weiteren Ausbau an bislang fast 1.000 deutschen Standorten. Der Bauantrag zur Errichtung des Mastes sei genehmigt worden, teilt die Stadt auf Anfrage mit, weil sich die Maßnahme dazu eigne, um Versorgungslücken in Leverkusen schließen und die Daseinsvorsorge des Mobilfunks sowie der technologischen Entwicklung wie Homeoffice gewährleisten zu können.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen |
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