Gegen Abschiebung
Schüler des Berufskollegs Opladen übergeben Petition
Opladen - Der Schüler, um den es konkret geht, heißt Siarash Jami, ist 19
Jahre und wohnt in Leichlingen. Vor zwei Jahren kam er als
unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland.
Bald danach besuchte er mit 59 anderen Geflüchteten die
Integrationsklasse Schule am Berufskolleg Opladen (BKO), in der es in
erster Linie um Integration und Deutschunterricht geht. Nun fürchtet
er, abgeschoben zu werden. „Seit ich die Ablehnung des Asylantrages
erhalten habe, kann ich nicht mehr lernen und nicht mehr schlafen“,
sagt er traurig und schiebt hinterher: „Wenn ich zurück nach
Afghanistan gehe, bin ich tot.“
Seine Mitschüler wollen das verhindern. Sie sammelten mehr als 800
Unterschriften und begründeten ihre Aktion so: „Wir als Lehrer,
Schüler, Freunde und Kollegen können es nicht ertragen, wenn
Menschen an unserer Seite, mit denen wir zusammen gelernt und gelebt
haben, plötzlich verschwinden. Es ist für alle Beteiligten unter
diesen Voraussetzungen unmöglich, einen geordneten und geregelten
Schulalltag zu leben. Weiterhin entspricht dieses Vorgehen nicht
unserem Leitbild einer Schule gegen Rassismus und Schule mit
Courage.“ Als Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule
mit Courage“ organisiert das Berufskolleg Opladen immer wieder
Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit und für Integration.
„Ich bin dankbar für die Unterstützung“, bemerkte Jami, ehe
Schülersprecher Pascal Bühlow aus der Klasse 11 der Höheren
Handelsschule die Petition mit den Unterschriften im Beisein von
Schulleiterin Thea Kuhs an den SPD-Bundestagsabgeordneten und
BKO-Schulpaten Karl Lauterbach überreichte. Unterdessen versammelten
sich hunderte Schüler auf den Treppen hinter ihnen und hielten
Schilder mit der Aufschrift „Nein“ in die Höhe. Nein zu
Abschiebung. „Keine Abschiebung von Menschen aus unserer
Schulgemeinschaft“ stand als Forderung in der Bittschrift.
Schule müsse ein sicherer Ort sein. Außerdem dürften Schüler nicht
nach der formalen Gesetzgebung behandelt werden, sondern bräuchten
eine reale Chance der Einbürgerung. „Wir werden ein Zeichen für
demokratische Werte und Menschenrechte setzen“, unterstrich der
Schülersprecher. „Bei uns sind internationale Schüler herzlich
willkommen.“ Der Jugendliche sei ein wichtiges und geschätztes
Mitglied der Schulgemeinschaft, argumentierte Politiklehrer Marcus
Nick. Er sei bestens in seine Klassengemeinschaft integriert und habe
nach Ansicht seiner Lehrer beste Möglichkeiten, ein wertvolles
Mitglied der Gesellschaft zu werden.
„Wir als Schule haben nicht nur einen Integrationsauftrag, sondern
auch eine Schutz- und Fürsorgefunktion“, sagte Werklehrer Markus
Lutze, der die Aktion mit ins Leben gerufen hatte. Zur Abschiebung von
sechs BKO-Schülern innerhalb der letzten zwei Jahren meinte er:
„Die Abschiebung von jungen Menschen mit besten
Integrationsaussichten ist für uns immer ein harter Schlag.“
Lauterbach sagte, er nehme das Anliegen mit, sei angesichts der
politischen Lage aber insgesamt wenig optimistisch, dass Schüler
grundsätzlich nicht abgeschoben werden könnten. Dennoch sei es
bedauerlich, wenn ausgerechnet junge Leute, die gut in der Schule
klarkämen, nach Afghanistan abgeschoben würden, kurz bevor sie
Gelegenheit hätten, eine Ausbildung zu beginnen. Das wird bei Jami
nicht zutreffen. Denn im September beginnt er eine Ausbildung als
Bäcker.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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