Auftakt in das Kirchenjahr
Stadtdechant Hans-Peter Teller mit Gedanken zum Advent
Opladen - Eigentlich sollte der Advent (lateinisch für Ankunft) eine
besinnliche Zeit sein, um Weihnachten freudig zu erwarten. „Jeder
weiß aber, dass das Gegenteil der Fall ist“, bedauert Leverkusens
Stadtdechant Hans-Peter Teller und ergänzt: „Für viele gibt es
keine hektischere Zeit, als den Advent. Und es gibt keine andere Zeit,
in der viele Leute so aggressiv reagieren. Je näher Weihnachten
rückt, desto schlimmer wird es.“
Teller sieht in erster Linie den Grund dafür, dass die Adventszeit in
der Regel durch großen Trubel, Einkaufsstress, Feiern und Termine
beherrscht wird. Besser wäre es, rät er, die Zeit für Muße zu
nutzen und das eigene Wertesystem zu überprüfen oder die Frage nach
dem Sinn des Lebens zu beantworten. „Die Alternative, zu sagen, ich
mache alles nicht mehr mit, ich lasse alles sein und es gibt weder
Geschenke noch Essen, ist auch keine Lösung.“ Am besten wäre, wenn
sich jeder täglich neu vornehmen würde, alles in Ruhe zu erledigen.
Das sei nicht nur im Advent gut, sondern möglichst ganzjährig. Weil
aber niemand die Gegebenheiten ändern könne, gelte es sich selber zu
ändern und jeden Morgen neu zu konzentrieren, um sich das Ziel vor
Augen zu halten, anstatt in den Tag hinein zu stolpern und schon
morgens in Panik oder in Stress zu verfallen. Es lohne sich, an sich
selbst zu arbeiten und zu versuchen. Hinterher habe man mehr Kraft
für alles andere. „Es ist alles eine Frage der Selbstdisziplin“,
versichert der Geistliche.
Überdies sei Zeit das kostbarste Geschenk, das man einem anderen
Menschen geben könne. Das werde auch ihm mit zunehmendem Alter immer
klarer. „Sich Zeit nehmen und trotzdem nicht in Hektik zu verfallen,
weil etwas anderes liegen bleibt, ist eine Kunst, die ich mir für
dieses Jahr im Advent mal wieder vorgenommen habe. Ich hoffe, dass es
besser klappt, als im Vorjahr.“ Außerdem gehe es darum, dass man am
Ende der Adventszeit nicht wieder in den alten Rhythmus zurückfalle,
sondern gerade zu Beginn einen Neuanfang starte. Denn für ihn als
Priester und für die Christen beginne das Kirchenjahr schließlich
mit dem Advent.
Ansonsten sei der Advent in diesem Jahr wegen Corona völlig anders,
als jemals zuvor. Die Besuche, die er als Nikolaus in örtlichen
Kindergärten oder Altenheimen absolviere, würden entfallen. „Für
die alten Leute ist das schlimm, denn sie empfinden es als willkommene
Abwechslung.“ Er denke stets sehr gerne an die Auftritte mit einer
kleinen Combo im Haus Rheinpark in Wiesdorf. Dort wurden
Weihnachtslieder gesungen und gespielt. „Und die Leute hatten oft
Tränen in den Augen“, schildert Teller. „Selbst diejenigen, die
schon dement waren, konnten sämtliche Nikolauslieder mitsingen.“
Auch Weihnachten werde in diesem Jahr besonders sein. Weihnachten
kämen traditionell viele zum Gottesdienst, die sonst nicht so zu
sehen seien. Das Problem: „Wir können nur eine bestimmte Anzahl von
Besuchern in die Kirche lassen.“ Deshalb habe man in Opladen die
Messen zur Heiligen Nacht auf das Doppelte erhöht. Für die
Gottesdienste in Sankt Elisabeth, Sankt Michael und Sankt Remigius
jeweils um 18 und 22 Uhr, außerdem Sankt Engelbert (Pattscheid) um 18
Uhr sowie Heilige Drei Könige (Bergisch Neukirchen) um 22 Uhr sei
vorherige telefonische Anmeldung zu den Öffnungszeiten des
Pastoralbüros 02171/395770 unbedingt erforderlich. Zwar würden die
Krippenfeiern für Kinder entfallen. Stattdessen werde im Vorfeld ein
Krippenspiel produziert und am 24. Dezember um 16 Uhr ins Netz
gestellt. Dabei übernehme er, Teller, die Rolle des Herodes, also des
Bösewichtes. „Der Herodes muss vor allem böse gucken und sich als
Drecksack aufführen. Daran habe ich Spaß“, schildert Teller voller
Vorfreude.
Bereits vor dem 24. Dezember haben Eltern mit Kindern die Gelegenheit,
zu einem Krippenweg in die Opladener Kirchen zu kommen. An der Krippe
erhält jede Familie einen Krippensegen, an einer Station werden
Lieder gesungen, Kerzen angezündet oder Weihnachtssterne zum
Mitnehmen verteilt. Zum Schluss erhalten Kinder einen Flyer mit
Gebeten, Gedanken und Geschichten für Zuhause.
- Gabi Knops-Feiler
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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