Immer höhere Kosten
Tierschutzverein benötigt mehr Geld
Leverkusen - Tiere aufnehmen, gesund pflegen, schützen, eine artgerechte
Haltung ermöglichen und in ein gutes Zuhause vermitteln – so
beschrieb Gerd Kortschlag, Vorsitzender des Tierschutzvereins
Leverkusen, die täglichen Aufgaben.
Mindestens genauso wichtig sei, Tierleid erst gar nicht entstehen zu
lassen und zu verhindern, mahnte Kortschlag. Ein Ziel sei deshalb die
Aufklärung von Menschen, die sich ein Tier anschaffen möchten.
„Nicht jedes Tier eignet sich für jeden und umgekehrt“,
verdeutlichte Kortschlag, als jetzt das 60-jährige Vereinsbestehen im
Festzelt vor dem Tierheim Reuschenberger Straße 100 in Opladen
gefeiert wurde.
Die Beziehung zwischen Tanja Behnke und ihren Hunden stimmt
jedenfalls. „Ich kann jedem nur raten: Holt euren Hund aus dem
Tierheim“, warb die junge Frau deshalb, ehe sie mit vier Tieren –
zwei Australian Shepherd sowie je einem Bordercollie-Mix und
Chihuahua-Mix – demonstrierte, wie man Hunde mit viel Liebe und
kleinen Tricks gut beschäftigen kann. Behnke spricht aus Erfahrung,
denn eines dieser Tiere stammt aus dem Tierheim.
Ehe das weitere Tagesprogramm startete, begrüßte Kortschlag
zahlreiche Ehrengäste und Parteienvertreter. In seiner Festrede
erinnerte er an die Gründung des Vereins, der entstand, nachdem drei
Dohlen im Stadtgebiet verhungert aufgefunden wurden. Ziel sei schon
damals gewesen, in Not geratenen Tieren zu helfen. „Ein
Tierschutzverein mit eigenem Tierheimbetrieb ist ein
Wirtschaftsunternehmen“, ergänzte der Vorsitzende. Kosten für
Futter, Tierarzt, Energie und Personal seien in den letzten Jahren
enorm gestiegen und stellten den Verein vor beinahe unlösbare
Aufgaben. Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, bedürfe es
dringend finanzieller Unterstützung, so Kortschlag und blickte zu
Oberbürgermeister Uwe Richrath, als er sagte: „Es kann nicht sein,
dass ein privater Verein die Pflichtaufgaben der Kommune übernimmt
und dann versucht, dies mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen
abzudecken. Hier ist die Stadt gefordert, ihren Beitrag zu leisten und
die von ihr in Anspruch genommene Dienstleistung adäquat zu
bezahlen.“ Richrath versicherte, er werde alles in seiner Kraft
stehende tun, denn er sei stolz darauf, einen solchen Tierschutzverein
in Leverkusen zu haben.
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sprach
den Vereinsgründern zunächst seine Anerkennung aus, ehe er auf das
im Grundgesetz verankerte Tierschutzgesetz hinwies. „Dieses Recht
wird täglich gebrochen“, kritisierte er und nannte das Kupieren von
Ferkeln, also das Abschneiden der Ringelschwänze, Beseitigung von
Milchvieh oder Vernichtung von männlichen Küken aus rein
wirtschaftlichen Gründen als Beispiele. Vor allem dürfe der
caritative Tierschutz nicht vom Staat missbraucht werden, um das
eigene Versagen zu verbergen. „Bei Tiersammlern wird regelrecht
zugeguckt, auch das ist eine Form des staatlichen Versagens“,
unterstrich Schröder. Und: Kommunen würden jährlich horrende Summen
durch Hundesteuer einnehmen. Deshalb sei es „schäbig, die Tierheime
zu Bettlern zu degradieren, wenn es um ein paar Cent geht“.
Keinen Cent, sondern 2.000 Euro ist das Futter wert, dass Schröder
als Geschenk mitgebracht hatte. Ehe Dr. Ralf Unna, Betreuender
Tierarzt und Vizepräsident des Landestierschutzverbandes NRW, das
Abschlusswort sprach, kommentierte Kortschlag zu Schröders Geschenk:
„Futter ist wichtig. Aber ich kenne keinen Tierarzt, der sich mit
Futter bezahlen lässt. Wir brauchen Geld.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.