Neue Bahnstadt Opladen
Vera Rottes freut sich aufs Klavierspiel
Opladen - Die Tage sind gezählt. Bald verabschiedet sich Vera Rottes als
Geschäftsführerin der Neuen Bahnstadt Opladen (nbso) in den
Ruhestand. „Es waren zwölf schöne Jahre mit Höhen und Tiefen“,
blickt die 66-jährige Kölnerin, die in Mönchengladbach-Rheydt das
Licht der Welt erblickte, auf ihre Zeit in Opladen zurück, während
sie das ehemalige Bahn-Ausbesserungswerk in ein neues, blühendes
Stadtviertel verwandelte.
Bereits Ende August hatte sich der Stadtrat von der designierten
Pensionärin und „Mutter des Erfolgs“ verabschiedet.
Oberbürgermeister Uwe Richrath sagte in seiner Ansprache: „Ohne die
Energie von Vera Rottes, ihre Beharrlichkeit, aber auch ihre
Fähigkeit, selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen immer wieder
vorausschauende Lösungen zu finden, wäre dieses Projekt nicht so
erfolgreich geworden.“ Bürger halfen
bei der Realisierung Besondere Höhen seien die Zeiten gewesen, „in
denen es zusammen mit den Bürgern sehr schnell gelungen ist, in eine
Realisierungsphase einzutreten“, sagt Rottes. Als Beispiele nennt
sie die zügige Vermarktung der Grundstücke und die positiven
Erfahrungen mit den verschiedenen Eigentümern. „Ganz selten hat man
das Glück, als Planerin ein Projekt bis zur Umsetzung begleiten zu
können. Aber ich konnte schon in dieser Phase sehen, dass meine
Überlegungen funktionierten und einen guten Zweck erfüllten“,
resümiert Vera Rottes zufrieden.
Ein weiteres Highlight sei die Hochschulkampagne gewesen, in deren
Verlauf es mit weiteren Akteuren möglich geworden sei, die Bewerbung
erfolgreich auf den Weg zu bringen. „Schwierig wurde – nachdem wir
den Zuschlag bekommen hatten – die Auseinandersetzung um die
Finanzierung“, erwähnt sie auch weniger angenehme Vorkommnisse.
Nach langer Auseinandersetzung mit dem Land NRW, dem Bau- und
Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW und der Technischen
Hochschule Köln habe man schließlich eine Lösung gefunden. Und
Bayer habe mit seiner Spende eine Ausstattung mit Laboren und
Werkstätten ermöglicht, die der einer Universität sehr nahekomme.
Positiv seien insgesamt „alle Bauprojekte verlaufen, die wir
verantwortlich durchgeführt haben“, beschreibt Vera Rottes. Was
überhaupt nicht funktionierte war die Übergabe der Anlagen rund um
die Bahnhofsbrücke an die DB-Station und Service. Bis heute tue sich
die Bahn schwer, die Abgänge von der Bahnhofsbrücke auf die
Bahnsteige zu übernehmen.
Daraus habe man seine Konsequenzen für den neuen Tunnel gezogen, der
demnächst von den Bahnsteigen bis zur Werkstättenstraße führen
soll. „Dabei werden wir das gleiche System anwenden, wie schon bei
der Gütergleisverlegung: die Bahn ist für Bau und Realisierung
verantwortlich, wir übernehmen als Bauherren nur die
Baubegleitung“, schildert die scheidende Bahnstadtchefin.
Es gab auch schwierige Zeiten, bilanziert Vera Rottes. Zum Beispiel,
als zu Beginn des Projektes nicht klar war, ob die
Gütergleisverlegung möglich sei. „Das war ein langer Kampf, den
ich als sehr anstrengend empfunden habe.“
Besonders ungern erinnere sie sich an die beiden Unfälle auf der
Baustelle. Einer davon endete tödlich. „Das hat mich sehr getroffen
und mir zahlreiche schlaflose Nächte bereitet“, erinnert sich
Rottes. Im Rückblick, fasst sie zusammen, „war die Bahnstadt das
größte Projekt, das ich begleiten durfte. Für mich hatte es
fachlich und emotional eine hohe Bedeutung und war sehr prägend.“
Wie geht es in der Bahnstadt nun weiter? „Wir haben uns schon lange
innerhalb der Gesellschaft gut aufgestellt, so dass es einen
problemlosen Übergang gibt“, erläuterte Vera Rottes. Zwei
Prokuristen – Architekt Alfonso López de Quintana und
Verkehrsplaner Andreas Schönfeld – würden ihre Nachfolge antreten.
Vermutlich bräuchten sie eine Verstärkung im Ingenieurbereich, da
die ausstehenden Bauprojekte wegen Corona zeitlich verzögert sind.
Sie selber könne sich in Zukunft über Langeweile bestimmt nicht
beklagen, so Vera Rottes. Zum einen plane sie die Sommerzeit gemeinsam
mit ihrem Mann auf dem Segelboot zu verbringen, das aktuell noch in
Roermond (Holland) liege, aber bald an die Nordsee verlegt werde.
Neben viel Sport wie Pilates, Jazz- und Standardtanz („Sport war
meine Rettung, um den Stress abzubauen“) werde sie auch wieder
Klavier spielen. Außerdem werde sie ihr „Leben noch mal ein
bisschen umkrempeln müssen, weil ich mich in Köln gerne in sozialen
Projekten und insbesondere bei Umweltprojekten engagieren möchte“,
berichtete die Geschäftsführerin, deren Vertrag zum 31. Oktober 2020
endet.
Und da sind noch die „starken Beziehungen zu Leverkusen“, die sie
als Mitglied der Lions auch weiterhin pflegen möchte. „Im Moment
stürmt viel zu viel auf mich ein“, gesteht Vera Rottes.
- Gabi Knops-Feiler
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.