Opladener Duo Ton und Tönchen
Verschollen geglaubte Tonaufnahmen wieder aufgetaucht
Opladen - Toni Blankerts konnte sein Glück kaum fassen. Wenige Wochen nach
Erscheinen seines jüngsten Buches „Zu Gast in Opladen“ meldete
sich der gebürtige Opladener Hans-Peter Kopp bei ihm. Auf Seite 44
hatte Blankerts den Text des einst als „Heimathymne“ bezeichneten
Liedes „Et ahle Dorp“ notiert. Dessen Melodie dürfte kaum noch
jemand bekannt sein. Doch Hans-Peter Kopp hatte sie sofort wieder im
Ohr. Nach fast 60 Jahren.
„Ich war Anfang der 1960er Jahre zwar erst vier Jahre. Doch mein
Vater hatte die Tonbandaufnahmen seiner Auftritte immer wieder
abgespielt und die Melodien hatten sich bei mir eingeprägt.“ Sein
Vater Herbert Kopp war der Mann, der gemeinsam mit Toni Blankerts –
der 82-jährige Ur-Opladener lebt heute in Lützenkirchen – die
Karnevalsjecken im ehemaligen Rhein-Wupper-Kreis begeisterte.
Als Duo „Ton und Tönchen“ zogen die Freunde während vieler Jahre
durch die Säle. Mit Ukulele und selbst komponierten Liedern
unterhielten die beiden Krätzjesänger die Menschen ganz prächtig
und brachten sie regelmäßig zum Mitsingen und -schunkeln. Weil es
damals außer wenigen Mitschnitten keine weiteren Tondokumente gab,
gerieten sie schon nach wenigen Jahren in Vergessenheit. Veranlasst
durch das Buch hatte Kopp Junior jedoch einige verschollen geglaubte
Tonaufnahmen im Nachlass seines 2003 verstorbenen Vaters gesucht und
gefunden.
Die Gesangskarriere von Toni Blankerts begann bereits vor 62 Jahren.
Damals hatte Ulrich Markus, ein ehemaliger Gardist der Stadtgarde, den
Titel „Pitter, wo häs Du die Dötz all her“ geschrieben und
komponiert. Als er jemand suchte, der das Stimmungslied vortragen
konnte, traf er auf Blankerts. Damit bewarb sich dieser bei einem
Wettbewerb, den eine karnevalistische Vereinigung im
Rheinisch-Bergisch-Märkischen Kreis ausgeschrieben hatte.
Unter fast 600 Einsendungen erreichte der spätere Opladener
Karnevalsprinz nicht nur die Endrunde, sondern wurde auch
Gesamtsieger. Geldgeschenke gab es zwar nicht. Aber die Blumenvase,
die ihm der frühere Opladener Bürgermeister Jakob Melzer zum Dank
überreichte, steht noch heute im Hause Blankerts, schilderte
Blankerts, der am Karnevalssamstag seinen 83. Geburtstag feiert.
Im folgenden Jahr – Lothar Rückert, der spätere „Ritter
Upladhin“, wurde in der Stadthalle Opladen zu Prinz Lothar I.
ernannt – war Blankerts eingeladen, das Lied bei der Proklamation
erneut vorzutragen. Was er auch tat, mit kräftiger Stimme und starker
Intonation, langsam und pausenreich. So ganz im Stil von Jupp Schmitz
und anderer typisch Kölscher Krätzje-Sänger.
Herbert Kopp kam kurz darauf ins Spiel. Gemeinsam produzierten die
Künstler solche Lieder wie „Ach hätte ich dich doch nie gesehen“
oder die Opladener Heimathymne „Et ahle Dorp“ vor. Im Text heißt
es unter anderem: „Sag, kennst du noch et ahle Dorp mit singer
kleiner Hüs’cher. En Jaslatähn, en bessche Leech, un söns wor
alles düster.“
Mit dem Lied „Dat Pittermännche“ verknüpft Hans-Peter Kopp
besondere Erinnerungen: „Die Männer haben das Lied auf der Ukulele
in unserer Wohnküche geübt. Als Dreijähriger saß ich oft im Sessel
und hörte zu. Ich dachte immer, die singen über mich. Denn Toni
nannte mich Pittermännchen. Heute weiß ich nicht, was zuerst da war:
Mein Spitzname, oder das Lied. Ich nehme für mich in Anspruch, die
Inspiration zu diesem Lied gewesen zu sein. Zumindest war ich der
allererste Zuhörer.“ Auf youtube zu hörenEr erinnert sich ebenso,
dass sich sein Vater – während Blankerts das Lied „Loss et rähne
– loss et schneien“ auf der Bühne vortrug – auf die Empore der
Stadthalle stellte. An der passenden Stelle ließ er es Konfetti
regnen und hatte seine helle Freude an der Reaktion des Publikums. Bis
1973 schrieben die Männer jährlich neue Melodien. Dann wurde aus
Blankerts „Prinz Toni I.“ und Herbert Kopp erlitt einen schweren
Arbeitsunfall, der die Karriere jäh beendete. Die Lieder aber gibt es
noch immer. Dafür hat sein Sohn gesorgt. Zu finden sind sie im
Internet bei youtube unter dem Suchbegriff „Toni Blankerts“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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