Neues Kapitel der Raumfahrt
Auf zum Mond — mit kölschen Puppen!
Eigentlich wäre die SLS bereits vom Cape Canaveral in Florida/USA aus in Richtung Mond unterwegs. Es ist die mächtigste Weltraumrakete, die je gebaut wurde (98 Meter hoch, eine Start-Power wie acht Jumbojets zusammen). Doch die Mega-Rakete und ihre kölsche Besatzung mussten am Montag (29. August) zunächst wegen Problemen mit einem der Treibstofftanks auf dem Boden bleiben.
von Alexander Kuffner
Köln/Cape Canaveral. Artemis 1 ist der Name der Mission, mit der ein neues Kapitel der Raumfahrt eröffnet werden soll – 50 Jahre nach dem letzten Flug zum Mond. Weitere Startversuche sind laut NASA am 2. und/oder 5. September geplant. Womöglich ist die Rakete, besser gesagt ihre Besatzungskapsel „Orion“, also bereits unterwegs, wenn Sie diese Zeilen lesen. Was Sie aber vielleicht nicht wissen: Die Besatzung an Bord der Orion besteht aus zwei echt kölsch Mädsche. Genau genommen heißen die beiden Helga und Zohar. Sie wurden für die unbemannte Artemis-Mission vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln-Wahn erdacht und erbaut. Die „Messpuppen-Zwillinge“ sollen die Strahlenbelastung messen, der Menschen im All ausgesetzt sind. Denn die Einwirkung kosmischer Strahlung auf den Körper ist eines der größten Probleme, das für künftige Raumfahrtmissionen, etwa zum Mars, gelöst werden muss. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem weiblichen Körper, denn der ist noch empfindlicher gegenüber der Strahlung aus dem Weltall, als der eines Mannes.
Beide Puppen sind laut DLR aus Materialien hergestellt, die die menschlichen Knochen, Weichteile und Organe einer erwachsenen Frau nachahmen. Mehr als 10 000 passive Sensoren und 34 aktive Strahlungsdetektoren seien in die 38 Scheiben integriert, aus denen die Puppen zusammengesetzt sind. Beide sind 95 Zentimeter groß und 36 Kilogramm schwer. Helga fliegt ungeschützt zum Mond, während Zohar eine neuentwickelte Strahlenschutzweste aus Israel trägt.
42 Tage soll die erste Artemis Mission dauern, wobei einige davon zur Datensammlung im Mondorbit verbracht werden. Doch das ist alles nur der Anfang eines ehrgeizigen Plans: die Reise zum Mars. Denn 2024 soll Artemis 2 ins All fliegen, dann mit vier Astronauten aus Fleisch und Blut. Doch auch dies ist zunächst ein Testflug, der um den Mond herumführen soll. 2025 wird es dann ernst: Nach über einem halben Jahrhundert sollen mit Artemis 3 wieder Menschen auf dem Mond landen.
Im Verlauf der weiteren Missionen soll eine dauerhafte Station in der Umlaufbahn des Mondes entstehen, ähnlich der ISS nur bedeutend kleiner. So kann der Mond „bequem“ von Menschenhand untersucht werden, ist die Suche nach Treibstoffkomponenten auf der Oberfläche unseres Trabanten möglich. Denn schließlich steht in den 2030ern der rote Nachbarplanet im Fokus. Vom Mond aus will die NASA dann mit einer bemannten Mission den Mars erobern.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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