Große Themen in Porz
Bauwerke, Karneval, Zu- und Absagen
PORZ - (kg). Als die Unterzeichnung der Verträge für das Warenhaus in der
damaligen Stadt Porz am Rhein unter Dach und Fach waren, wurde die
Karstadt-Filiale zu Beginn der 1970er-Jahre an jenem neu gestalteten
Platz eröffnet, der nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer
Republik benannt ist. Damals war die Bundesrepublik ein junges Land in
Aufschwung und Wohlstand. Ein Warenhaus in Porz am Rhein war ein
Zeichen des Fortschritts. Man war wer und wollte das auch zeigen.
Die Leute liebten „ihren“ Karstadt, man konnte dort praktisch
alles kaufen, und musste nicht „nach Köln“ fahren. Die Jahrzehnte
verstrichen, die Zeiten änderten sich, das Haus hieß nach vielen
Jahren Hertie, bis die Tore Anfang August 2009 schlossen. Für immer.
Nach vielen Versuchen, Herr über Hertie nebst Verkaufsbeauftragten,
Gläubigervertretung, Grundpfandrechtsgläubigen und
Insolvenzverwalter zu werden, zog die Stadt vor rund zwei Jahren einen
Schlussstrich und erwarb Haus und Tiefgarage. Eine Machbarkeitsstudie
wurde erstellt und vorgestellt, die moderne stadt als
Stadtentwicklungsgesellschaft beauftragt, die Revitalisierung des
Porzer Kerns geht nun voran.
Das Reisebüro ist bereits umgezogen, der Abbruch des Warenhauses ist
für die zweite Jahreshälfte 2017 vorgesehen. An der Stelle der
abgerissenen Tiefgarage soll eine neue entstehen, sowie drei Häuser
mit Einzelhandel und Wohnungen. Das Bündnis Porz-Mitte hat bereits
viele Aspekte über die „neue Mitte“ erörtert, die Arbeit des
Gremiums zielt auf die Wiederbelebung der Porzer Innenstadt nebst
Hertie-Areal.
Bereits nach der Jahrtausendwende knarzte es unter den Füßen, wenn
man über die Stufen der Rathaustreppe ging. Das offensichtlich nicht
gepflegte Ensemble wurde im Sommer 2010 eingezäunt und der Zugang
verwehrt. Außer Versprechen tat sich nichts in der Verwaltung, was
bei Anwohnern und Besuchern für Ärger und Unverständnis sorgte.
Politiker aller Parteien und der Bürgerverein Porz-Mitte machten sich
für den Erhalt und die Sanierung stark. Trotzdem: Die Anlage
bröckelte weiter vor sich hin, Treppenstufen brachen ab, Unkraut
wuchs.
Schlussendlich wurde die unter Denkmalschutz stehende Anlage im
Frühjahr 2014 restlos abgebrochen. Ausschließlich Bruchstücke vom
aufgehenden Mauerwerk des Pavillons waren noch zu retten. Die
Baustelle sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Vor Karneval
2015 sollte die neue Treppe fertig gestellt werden, dann wurde es
Herbst dieses Jahres. Knapp ein Jahr zuvor konnte durch Ehrenamtler
und Engagierte, vornan Alt-Bezirksbürgemeister Willi Stadoll, das
Dach des Pavillons eingeweiht werden. Nun steht die Ufermauer an, auch
sie wurde vernachlässigt und bröckelte vor sich hin, bis das unter
Denkmalschutz stehende Bauwerk im Oktober 2015 abgerissen wurde.
Seitdem gibt es keinen Termin für eine Neuerrichtung.
Der Festausschuss Porzer Karneval leitet seit einigen Jahren
Neuerungen auf den Weg. Darunter das Porzer Pänz Pro-Jeck(t) mit
Karneval macht Schule, der ausverkaufte Gala-Dinner in der
Offizierheimgesellschaft der Luftwaffenkaserne, das Maskottchen
Fidelino oder der Konfetti-Kick. Bei letzterem stehen der Spaß am
Turnier und die Feier am Spielfeldrand im Mittelpunkt.
Ein jeckes Highlight ist der Schuss vom Elfmeterpunkt, der nicht das
Tor, sondern in der oberen Etage des Festwagens landen soll. Die
Porzer Kamellechefs beweisen damit Mut zum Neuen, die Innovationen
können zu Traditionen werden, und sie wenden sich mit jeckem
Brauchtum besonders an Kinder und Familien. So kommt auch das neue
Motto der Session zusammen: „En Schull un Famillich et Brauchtum
liere, zosamme Fastelovend fiere“.
Auch relativ kleine Tiere können große Vorhaben beeinflussen. Das
zeigt sich auf dem Gelände der Altdeponie am Linder Mauspfad. Denn
nachdem der Antrag auf Planfeststellung im März 2013 bei der
Bezirksregierung gestellt wurde, wollte die Aufsichtsbehörde eine
Untersuchung zum Landschafts- und Artenschutz, sagt Christina
Brammen-Petry, die stellvertretende Leiterin des Kölner Umweltamtes.
Nun werde untersucht, welche Arten dort leben und welche davon
besonders geschützt sind, wobei die Zauneidechse gefunden wurde,
erklärt sie. Das kleine Reptil steht in 15 Bundesländern auf der
Roten Liste und siedelt gern auf Magerstandorten, wie sie sich auf
alten Deponiegeländen bilden können. Alle Untersuchungen würden
frühestens Mitte 2017 vorliegen und frühestens Ende 2018 könne die
Oberflächenabdichtung der Altmülldeponie beginnen.
Die Planfeststellung für den sechsstreifigen Ausbau der A 59 zwischen
dem AD Porz und dem AK Flughafen soll in diesem Jahr beschlossen
werden, in 2019 sei ein Baubeginn möglich, so Straßen NRW. Zwischen
dem AK Flughafen und dem Anschluss Lind könnte er zwischen 2020 und
2025 liegen, für den Abschnitt zwischen Lind und dem AD St.
Augustin-West könne noch kein Zeitrahmen genannt werden. In diesem
Teilbereich läge der Anschluss an die A 553. Der achtstreifige Ausbau
vom AD St. Augustin West bis AD Bonn-Nordost werde weiterhin für 2020
angestrebt, hänge aber von anderen Straßenprojekten im Bonner Raum
ab.
Für die Verlängerung der Umgehungsstraße L 269n zwischen Rheidt und
Mondorf rechnet der Landesbetrieb in diesem Jahr mit einem
Planfeststellungsbeschluss, über den Baubeginn entscheiden aber
NRW-Verkehrsministerium und Landtag.
Gegner und Befürworter gibt es für die A 553 mit Rheinbrücke, die
einmal die A 555 und die A 59 verbinden soll. Die Planungen dazu
werden durch die Verabschiedung des neuen Fernstraßenausbaugesetzes
aufgenommen. „Das vom Bundesverkehrsministerium vorgegebene Ziel
ist, das Projekt innerhalb des Geltungszeitraums des neuen
Bedarfsplans (bis 2030) fertig zu stellen, beziehungsweise wenigstens
baulich damit zu beginnen“, teilt der Landesbetrieb auf Anfrage mit.
Insofern die Priorität „potentieller Bedarf“ der Eisenbahnspange
Köln/Brühl – Porz-Wahn mit Rheinbrücke auf „vordringlichen
Bedarf“ steigt, bedeute dies, die Bündelung von Straße und Schiene
zu untersuchen. Die A 553 mit dem Autobahnkreuz (AK) Godorf und dem
Autobahndreieck (AD) Lind wird dem Bundesverkehrsministeriums zufolge
rund 367 Millionen Euro kosten, Planungskosten nicht einberechnet.
Dagegen erscheint der Mühlenweg, eine asphaltierte Verbindung
zwischen Elsdorf-Urbach-Grengel und Wahn relativ klein. Das arge ist
aber, dass Schüler des Wahner Schulzentrums und Kinder, die zum Sport
zur Turnhalle und zum Hallenbad radeln, morgens und abends im Dunklen
fahren. Seit Sommer 2012 setzt sich Familienvater Torsten Prenner für
die Beleuchtung des Wegs ein. Elternvertretungen, Vereine, die
Grengeler Ortsgemeinschaft (GOG), Politik und Presse waren an der
„Mission Mühlenweg“ dran und Prenner überreichte mit
Vorsitzenden von GOG und Elternpflegschaft rund 1.100 Unterschriften
an den damaligen Bezirksbürgermeister. „Ich bin jetzt soweit zu
sagen: Ich bin durch“, erklärt Prenner nach der Absage von
Baudezernent Franz-Josef Höing. „Es scheint ja so zu sein, dass man
da nicht beleuchten will“. Ein paar Jahre mahlten die städtischen
Ämter an der Antwort. Der Familienvater findet, dass jetzt die
Politik gefragt ist.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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