Für andere rechnen
Betriebswirt Werner Langfeldt: „Ich hatte viel Glück im Leben und bereue nichts“

Was macht ein junger Mensch, der ein hervorragendes Zahlenverständnis hat und am liebsten damit jongliert? Er studiert Betriebswirtschaftslehre (BWL)! Dann geht er in die Wirtschaft und macht sich und seine Arbeitgeber reich.
Doch es gibt auch einen anderen Weg, um sein Zahlentalent einzusetzen. Das zeigte Werner Langfeldt. Er studierte BWL und wurde gut für den klassischen Lebensweg vorbereitet. „Aber ich wollte das nicht“, sagt er. Er wollte etwas „sinnvolles machen, sich für Menschen einsetzen“. Und so wurde er zunächst Finanzchef bei einem kirchlichen Träger von 16 Alten- und Behinderteneinrichtungen.
Dabei hat er nicht nur so gut „die Erbsen gezählt“, dass aus drei irgendwann über 1.600 Mitarbeiter wurden, sondern er habe auch immer den engen Kontakt zu den Menschen vor Ort gesucht. Nach 22 Jahren wechselte er 2001 als Geschäftsführer zu den Bethanien Kinderdörfern. Dort leben Kinder und Jugendliche in familiären Verbänden oder Wohngruppen, die nicht bei ihren Eltern wohnen können.
Mit knapp 63 Jahren verabschiedet er sich nun in den Ruhestand. „Ich hatte viel Glück im Leben“, sagt der Familienvater, „ein sehr erfülltes Privat- und Berufsleben“. Er habe sehr viel Respekt vor den Pädagogen, die sich im Schichtdienst um die Kinder kümmern. „Die Kids, die zu uns kommen, haben meist schon viel zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Viele kennen Gewalt und Missbrauch“, weiß er, „ich bin kein Pädagoge und bewundere die Kinderdorfmütter, die sich mit viel Geduld und Erfahrung der Aufgabe stellen, um den Kindern ein normales Leben ermöglichen zu können.“ Wenn es nach ihm ginge, würden sie alle ein Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.
Seine Aufgabe sah er immer als Dienstleister für die Pädagogen und Sozialarbeiter. „Ich denke, es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Menschen gerne zur Arbeit kommen“. Doch Werner Langfeldt kann nicht nur rechnen. Auch Kontakte knüpfen und Menschen als Sponsoren gewinnen, gehört zu seinen Talenten.
Im Laufe der Jahre konnte er „Promis“, wie Heidi Klum, Horst Lichter, Guido Cantz und Jörg Pilawa als Förderer der Kinderdörfer gewinnen. „Eigentlich ist jeder Freund und fast jeder in der Nachbarschaft irgendwie zum Förderer geworden“, schmunzelt er.
Und damit ist natürlich auch vorprogrammiert, dass der Ruhestand zum Unruhestand wird. „Im Moment fühle ich mich noch wie im Urlaub.“ Als Mitbegründer des Pfarrvereins St. Aegidius und Organisator und Moderator der Wahner After-Zoch-Party im Pfarrheim aegidium gibt es in der Gemeinde weiterhin viel zu tun. Und natürlich bleibt er Mitglied im Freundeskreis des Bethanien Kinderdorfs in Bergisch Gladbach. Dort wird immer Geld gebraucht, zum Beispiel für die 18-Jährigen, die aus dem Dorf ausziehen müssen. „Viel zu früh“, findet er, der selbst Vater einer erwachsenen Tochter ist.

Redakteur/in:

Sabine Robels aus Köln

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