Tradition neu geschrieben
BWF-Präsident Detlev Hamer über die Zukunft des Karnevals

Detlev Hamer ist aufgeschlossen für Neuerungen. | Foto: Robels
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Wahn - (sr) Detlev Hamer ist seit über 10 Jahren Präsident und seit 25
Jahren Mitglied im Vorstand der „Blau-Wiesse Funke Wahn von 1948
e.V.“ (BWF) . Der Verein ist seit 74 Jahren einer der bedeutendsten
Karnevalsvereine im Kölner Südosten. Jedem Jecken in der Region ist
der Orden der Närrischen Luftfahrt ein Begriff. Hier reihen sich
Ordensträger wie Heinz Rühmann, Conny Fröbes, die Wise Guys und
natürlich Guido Cantz ein. Wie in jedem Verein gab es Höhen und
Tiefen und mit der Pandemie den freien Fall nach unten?

Die Pandemie hat vieles verändert. Wie war die Zeit für die
BWF?

Zum Glück hatten wir keinen Mitgliederschwund, den so viele andere
Vereine zu beklagen haben. Uns war wichtig, dass wir mit den
Mitgliedern und die Mitglieder untereinander in Kontakt blieben. Wir
haben viele junge Menschen im Verein, die den Kontakt online hielte,
sogar zum Tanztraining wurde sich virtuell getroffen. Da haben wir
Älteren gelernt, wie man an Videokonferenzen teilnimmt und zu solchen
einlädt. Dazu hatten wir immer wieder Aktionen, wie „ne Büggel zum
Fiere“. Da haben wir unsere Mitglieder besucht und einen Beutel mit
jecken Zutaten vorbeigebracht. Es war uns wichtig, den Kontakt zu
allen zu halten. Ich denke, das hat sich ausgezahlt.

Wie geht es jetzt weiter? So als sei nichts passiert?

Natürlich geht es weiter, aber nicht so, als sei nichts passiert. Im
Moment fällt es einigen noch schwer zum normalen Geschehen
zurückzukehren. Da besteht nach wie vor große Unsicherheit. Auch
sehe ich persönlich die Coronakrise noch nicht als beendet an. Wir
feiern die Sessionseröffnung am 13. November im Pädagogischen
Zentrum, einen Wieverklaaf am 08.01. im Eltzhof, der bereits nahezu
ausverkauft ist, und eine Kostümsitzung op Kölsch am 20. Februar,
ebenfalls im Pädagogischen Zentrum in Wahn. Ich bin mir sicher, die
wird auch ausverkauft sein. Bei uns gilt immer die 2G-Regel. Ob wir
ein Kinderfest feiern können, wissen wir noch nicht. Das wird sicher
schwierig, zumindest als Veranstaltung in einem Saal. Vielleicht
lässt sich so ein Fest nach draußen verlegen. Das muss sich
allerdings erst noch zeigen.

Auch sehe ich persönlich die Karnevalszüge noch kritisch. Die
könnten sehr viele Menschen auf den Straßen von Porz bedeuten. Wir
müssen da einfach die weitere Entwicklung abwarten, aber wir bereiten
zurzeit alles so vor, als ob die Züge stattfinden – Karnevalisten
sind halt Optimisten.

Wird sich der Karneval verändern, auch wenn die Pandemie
endgültig vorbei ist?

Das würde ich mir wünschen! Tradition ist etwas sehr wichtiges. Doch
ab und zu müssen wir auch alles neu denken, schauen, was wir ändern
sollten. Nicht jede Tradition macht für immer Sinn. Auch Tradition
braucht den Fortschritt, braucht Veränderung. Nur dann werden sie
auch von jungen Menschen mitgetragen. Wir müssen uns aber auch den
Herausforderungen unserer Zeit stellen. So habe ich beispielsweise die
Vorstellung, dass unser Vereins sich dem Thema Digitalisierung stellen
muss. Es muss zukünftig z.B. möglich sein über einen QR-Code
digital Eintrittskarten zu kaufen und diese gleich online zu bezahlen
und als Mail zu erhalten. Nachhaltigkeit ist auch ein solches Thema,
dem wir uns als Verein annehmen müssen, sei es bei der
Müllvermeidung bei den Verpackungen der Kamelle im Zug oder auf
unseren Veranstaltungen. Wir müssen in unserem Denken flexibel sein
und bleiben, dann wird es uns und den Karneval mit den meisten seiner
Traditionen noch lange geben.

Redakteur/in:

Sabine Robels aus Köln

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