Leseratten sterben nie aus
Die KÖB Poll feiert ihren 150. Jahrestag am 29. Juli

Nach ihrem Lieblingsbuch gefragt, sagt Elke Baum: „Oje, da habe ich ganz viele. Die von Jane Gardam haben eine fantastische Sprache, sowas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Oder die Tagebücher von Astrid Lindgren, sie sind hochpolitisch und zeigen mal einen ganz anderen Blickwinkel.“ Seit 30 Jahren ist sie in der Bücherei ehrenamtlich dabei. | Foto: Robels
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  • Nach ihrem Lieblingsbuch gefragt, sagt Elke Baum: „Oje, da habe ich ganz viele. Die von Jane Gardam haben eine fantastische Sprache, sowas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Oder die Tagebücher von Astrid Lindgren, sie sind hochpolitisch und zeigen mal einen ganz anderen Blickwinkel.“ Seit 30 Jahren ist sie in der Bücherei ehrenamtlich dabei.
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Poll - (sr) „Als Kind hatte ich Angst davor, dass ich irgendwann alle
Bücher gelesen habe und es keine neuen gibt“, erzählt die
ehrenamtliche Leiterin der KÖB (Katholischen Öffentlichen Bücherei)
in Poll, Elke Baum. Doch die Ängste waren unbegründet. Und sie
bleiben es auch, ist sie überzeugt: „Die Leser sterben nicht
aus!“ Auch wenn die Boom-Zeiten der Büchereien längst vorbei sind,
verzeichnet die KÖB St. Joseph und Hl. Dreifaltigkeit noch 1.000
Mitglieder. „Rund 300 davon sind regelmäßig aktiv“, sagt sie.
Und sie beobachtet, dass ganz ganz viele Familien mit Kindern
ausleihen: „Das Vorlesen ist mehr gefragt denn je.“ Bei den
Erwachsenen seien alle Altersklassen dabei, außer die Jugendlichen,
die lesen wohl nicht so gerne. Aber das ist ja kein neues Phänomen,
das war eigentlich schon immer so.

Als der Borromäusverein 1845 als katholische Medieneinrichtung
gegründet wurde, um das Volk zu bilden, sah eine KÖB noch anders aus
als heute. Elke Baum bedauert zwar, dass die Poller Pfarrei kaum
Zeitdokumente aus den Anfängen hat, weiß aber dennoch, wie das
ungefähr einmal ausgesehen haben muss. „Das stand ein Geistlicher
hinter der Theke und verteilte religiöse Literatur an die
Gemeindemitglieder. Jeder bekam das Buch, das der Geistliche für
passend hielt.“

Es war 1869, als Poll durch den Borromäusverein eine KÖB erhielt,
also genau vor 150 Jahren. Heute ist die Bücherei im ehemaligen
Wohnzimmer des Pfarrers untergebracht. „Für uns gibt es keinen
Zwang, was wir in unserer Bücherei für Werke aufnehmen und was
nicht“, sagt Elke Baum. Vor allem neu und aktuell sind die meisten
Bücher. Ob Krimis, Sachbücher oder Romane, fast alles, was gerne
gelesen wird, wird auch angeschafft. Rund 4.000 Bücher, dazu DVDs,
Hörbücher und Spiele gibt es im Raum. Ein Buch für vier Wochen
ausleihen kostet 10 Cent. Und weil die KÖB mit ihrem 22-köpfigen,
ehrenamtlichen Team rund 1.000 Euro der Kosten im Jahr selbst
aufbringen muss, werden die alten Bücher plus Bücherspenden zweimal
im Jahr auf einem Flohmarkt verkauft. „Dass wir das alles so
erfolgreich stemmen, ist nur möglich, weil wir ein eingespieltes Team
sind“, betont Elke Baum. Es sind vor allem fünf Damen, die
gemeinsam Aktionen und Projekte planen und den anderen als
Ansprechpartnerinnen zu Verfügung stehen.

Wer Bücher liest, fängt an zu denken. Das ist sicher einer der
Gründe, warum früher den Sklaven das Lesen verboten wurde, oder
faschistische Regime Bücher, die nicht in eine Diktatur passen,
vernichten ließen. „Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Leute
alles verschlungen, was sie in die Finger bekamen“, weiß Elke Baum.
Damals wurden sogenannte Zeitungsromane zum Renner. Es war Literatur,
gedruckt auf billigem Zeitungspapier, für jeden erschwinglich, und
sie bildeten die Vorläufer der Taschenbücher. Der Drang, Wissen
anzuhäufen, liegt wohl in der menschlichen Natur. Und so hat Elke
Baum hoffentlich Recht, und die Gattung der Leseratten wird nie
aussterben.

150 Jahre KÖB wird gefeiert

Am 29. Juni wird von 12 bis 17 Uhr im Pfarrzentrum von St. Joseph
(Poller Hauptstraße 26) das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen
gefeiert. Es wird einen Bücherflohmarkt mit bis zu 10.000 Büchern
geben. Auf die Kinder wartet eine Hüpfburg, es wird gegrillt, die
Cäcilia-Singers treten gegen 14.30 Uhr auf und um 15.30 Uhr wird der
Kabarettist und Buchautor Martin Zingsheim erwartet.

Wer am Buchbinde-Workshop teilnehmen möchte, sollte sich bereits im
Vorfeld unter Telefon 0221/ 838600 anmelden.

Nach ihrem Lieblingsbuch gefragt, sagt Elke Baum: „Oje, da habe ich ganz viele. Die von Jane Gardam haben eine fantastische Sprache, sowas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Oder die Tagebücher von Astrid Lindgren, sie sind hochpolitisch und zeigen mal einen ganz anderen Blickwinkel.“ Seit 30 Jahren ist sie in der Bücherei ehrenamtlich dabei. | Foto: Robels
Elke Baum, Tanja Karstens und Barbara Stramm (v.l.) sind drei des Kernteams. Gabi Romes und Walburga Müller gehören auch dazu, waren aber bei Redaktionsschluss noch in den Ferien. | Foto: KÖB
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