Jecke Poller sin vun de Söck
Die Sozialbetriebe gehen im Veddelszug mit
POLL - (kg). Richtig heißt es ja „Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer vun
de Söck“. Die Poller fügen aber „Poller Pänz“ hinzu, immerhin
bilden sie etwa die Hälfte aller Zugteilnehmer.
Un wenn mer die süht, is mer einfach vun de Söck. An der Spitze des
Kamelle-Trecks geht Ute Ahn, Zugleiterin und Vorsitzende des
Bürgervereins Köln-Poll, gern ein Strüßjer in der Hand, ein
Schwatz mit jenem, einen Gruß dort hin. Vor ihr trommeln Lappenclowns
das bunte Volk wach: „Aufgepasst, der Zug kommt“. Unter einem der
Kostüme steckt Ahns Stellvertreter Frank Hasselweiler, manchmal geht
auch seine Tochter mit, die tanzt sonst bei einer großen
Karnevalsgesellschaft. Mit dabei ist auch Hasselweilers
Schwiegervater. Zur Eskorte der Zugleiterin gehören
Bürgervereins-Kassierer Peter Hansen und Schriftführer Helmut Braun.
„Er ist für die Ordner verantwortlich“, sagt Ahn. Sie führt den
Poller Kamelle-Karawane im sechsten Jahr an. Alles sei so geblieben,
wie es ist, „der Poller Zug hat sich etabliert“, erklärt sie. Ein
Weggang sei leider die Gruppe mit den Mammuts gewesen.
„Schön ist, dass in diesem Jahr die Kita Heilige Dreifaltigkeit mit
75 Erwachsenen und 52 Kindern mitgeht. Das ist ein tolle Gruppe“,
findet sie. Mit den Poller Rheinpiraten, etwa 120 Korsaren inklusive
zwei gezogenen Booten und einem Gefängniswagen („Die Männer kommen
da nicht mehr raus“), bilden sie die großen Gruppen des Poller
Zugs, der aus 23 bunten Vertretern rheinischen Lebensgefühls besteht.
Darunter Böschräuber, Schwemmbotze, Pollogne singers,
Milchmädche-Fischerjunge, Jeck is Bäck oder De Junge vun Poll. Mit
bis zu 800 Zugteilnehmern rechnet Ahn, die gleichfalls ehrenamtlich
den Turnverein Poll 04 als Vorsitzende leitet. Auch von dort wird sich
eine Gruppe Jecken mit dem 4,5 Kilometern langen Lindwurm vermischen.
„Ein Höhepunkt ist natürlich das Kinderdreigestirn“, sagt die
Zugchefin. Wie immer wird es aus den Reihen der Kommunionkinder der
Katholischen Pfarre St. Joseph und Hl. Dreifaltigkeit gestellt. Die
Insignien erhielten die Kinder-Kamelle-Chefs bereits im November auf
der Poller Prinzen-Proklamation. In diesem Jahr regieren in der
fünften Jahreszeit Prinz Jakob Schaal, Jungfrau Leonie Pahlke und
Bauer Jakob Schneemann. Prinzenführerin ist wie immer Marlene
Hanenberg.
Damit sich die Zugteilnehmer alle sehen, stellen sie sich zum einen
auf der Alfred-Schütte-Allee in Höhe der Endhaltestelle der Buslinie
159 und dem Schüttewerk auf. Zum anderen schauen sie beim Start in
Richtung Dom und gehen dann in Richtung Müllergasse aneinander
vorbei.
Unter den Frohsinnsvertretern feiern die Engelcher & Düvelcher
30-jähriges Bestehen, die Tierarztpraxis An den Poller Wiesen feiert
10-Jähriges. „Zum dritten Mal sind die Erwachsenen mit Behinderung
von den Sozialbetrieben Köln dabei“, freut sich Ahn. Wenn jemand
zum zweiten Mal dabei ist, dann sei es in Köln Tradition, und beim
dritten Mal Brauchtum, erzählt sie. Kabarettist Jürgen Becker habe
das einmal festgestellt. „Ich finde das toll, dass die mitgehen oder
im Rollstuhl gefahren werden“, sagt die Familienmutter. Nadine
Müller von den Sozialbetrieben sei sehr engagiert. Zu den
Zugbesprechungen komme sie immer mit einem Mann mit Behinderung, der
sich gern zu Wort melde. „Das ist gelebte Inklusion“, lobt die
Zugleiterin.
Schön findet Ahn ebenfalls, dass sich inzwischen auch immer mehr
Karnevalsfans entlang der Siegburger Straße aufstellen, sonst
versammelt sich das Gros der Leute an der Poller Hauptstraße und an
der Salmstraße. Für den jecken Treck gibt es ein Sicherheitskonzept,
unter anderem werden seit längerem Ordner am Zugweg eingesetzt, die
Gruppen selbst stellen ebenfalls Personal ab. Inzwischen seien die
städtischen Auflagen sehr vielseitig, was die Organisation, getragen
vom Bürgerverein und dessen Abteilung „Interessengemeinschaft
Poller Sonntagszug“, sehr erschwere, so Ahn. „Weil Menschen gerne
einen Zug stellen wollen, gibt es ihn“, sagt sie. „Wir wollen nach
wie vor ein schönes lustiges Fest feiern, woran die Leute Freude
haben“. Zudem werden durch die Zusammenkunft viele soziale Kontakte
gefördert.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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