"Entschleunigtes" Kabarett
Drei Künstler trotzten der Hitze mit Schweigen und Plaudern
ENSEN - (dt) Es war ein ungewohntes Bild: Mit Fächern, Prospekten und
Papieren aller Art versuchten die Zuschauer im Engelshof gegen die
hohen Temperaturen von weit über 30 Grad anzukämpfen. Auch für die
Künstler war es angesichts der drückenden Schwüle kein einfacher
Abend.
So passte das, was Henning Schmidtke demonstrativ vorlebte, eigentlich
recht gut zu den widrigen Rahmenbedingungen: Entschleunigung lautete
sein Motto, und „ich sag‘ einfach mal gar nix mehr“ seine
Ankündigung. Die setzte er gnadenlos um – und schwieg das Publikum
minutenlang an! Angeblich will er das bei seiner letzten Show sogar
elf Minuten lang ausgehalten haben. Schweigen als Statement, das ist
dem Bergisch Gladbacher allemal lieber als der tägliche
„To-Go-Wahnsinn“.
Der Mann, der „keinen Bock mehr auf dieses ständige Gelaber“ hat,
fand mit Vera Deckers das genaue Gegenteil vor. Die Psychologin, die
„den Ausstieg geschafft“ zu haben glaubt, plauderte nur so aus dem
Nähkästchen, nachdem zunächst jeder Zuschauer die Hand auf die
Schulter des rechten Nachbarn zu legen hatte – Kennenlernen ist
wichtig! Die gebürtige Kölnerin lästerte über Streberinnen, zu
schwere Handtaschen und nervige Hipster. Besonders lustig werde es,
wenn der Vollbart an einem schmächtigen Bürschchen klebt, bei dem
man sich fragt: „Ach, du darfst schon allein in den Wald?!“
Der dritte Act des Abends kam in Arbeitskleidung: Marc Breuer in
seiner Rolle als Feuerwehrmann Jackels aus der Voreifel sorgte für
reichlich Feuer unterm Dach. Der „Träger des Silbernen
Ersatzschlüssels des Feuerwehrschuppens“ referierte über sein
hochinnovatives Einsatzfahrzeug, das mit Löschwasser oder Bitburger
Pils zugeladen wird, er schwärmte von der Mund-zu-Mund-Beatmung einer
jungen, attraktiven Milchkuh und präsentierte seinen launigen Song
„112“ – inklusive der frohen Botschaft: „Euch ist heute
Rettung gewiss!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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