Zwei Pfarrer und ein Multi-Talent
Drei Straßenschilder tragen nun eine Zusatztafel
Urbach - (kg) Bei der großen, breiten Straße, die durch Urbach und Elsdorf
führt, dürfte die Bedeutung des Straßennamens leicht zugänglich
sein. Immerhin führt die Frankfurter Straße mehr als 800 Kilometer
durch Deutschland – und zwar von Höhe Emmerich am Rhein bis nach
Passau. Die Bundesstraße bildete eine bedeutende Handelsroute
zwischen Köln und Frankfurt. Die hohe Nutzungsfrequenz veranlasste
die Straßenbauer, ihr zwischen Köln und Bonn ein vierstreifiges
Pendant, die Autobahn 59, zur Seite zu stellen.
Wer jedoch Namensgeber manch einer Ortsstraße war, ist nicht immer
auf Anhieb zugänglich. Friedhelm Speck widmete sich diesem Thema. Der
frühere Porzer Karnevalsprinz ist seit 20 Jahren Mitglied der
Karnevalsgesellschaft Urbacher Räuber, zudem ist er Mitglied des
Bürgervereins Urbach.
Speck verfolgte bereits in der Vergangenheit die Spuren seiner
Wahlheimat. So fand er heraus, dass es 1770 in Urbach 85 Häuser und
418 Einwohner gab und dass es vor mehr als 100 Jahren, im Jahr 1911,
297 Haushalte mit 1498 Menschen waren. Heute leben in Urbach 12510
Einwohner in 6.129 Haushalten.
Kürzlich löste der Autor des Buches „Urbach“ die Bedeutung
dreier Straßennamen auf. Der 1934 im Severinsviertel geborene
Zimmermann weiß zu berichten, dass die knapp 950 Meter lange
Friedrich-Hirsch-Straße nach dem 1769 geborenen und 1825 verstorbenen
Pfarrer von St. Bartholomäus benannt ist, der gleichfalls
Schulinspektor für den rechtsrheinischen Raum war.
Am Straßenschild wurden – wie bei zwei weiteren Straßen in Urbach
und Elsdorf – nun Zusatztafeln angebracht, die Teile dieser
Informationen weitergeben. Darunter die rund 1.300 Meter lange
Gilsonstraße, die den Nachnamen des katholischen Theologen Peter
Gilson trägt. Der fromme Kirchenmann lebte zwischen 1721 und 1782 und
könnte, da er von Dezember 1766 bis kurz vor seinem Tode Pfarrer an
St. Bartholomäus war, Friedrich Hirsch getauft haben – was aus
heutiger Sicht aber nur eine Vermutung darstellen kann.
Der dritte im Bunde ist Heinrich-Lob, ein wahres Multi-Talent:
Gleichsam Fabrikarbeiter, Historiker, autodidaktischer Dichter und
Schriftsteller, war er ebenfalls Kommunalpolitiker und Ratsmitglied
der Stadt Porz am Rhein. 44 Jahre leitete er als Vorsitzender den
Männer-Gesang-Verein Urbach. Lob war zudem Initiator des Ortsring
Urbach-Elsdorf. Der nach ihm benannte Heinrich-Lob-Weg befindet sich
zwischen Kaiser-
straße und Hugo-Distler-Weg.
Der Bürgerverein kümmerte sich um das Genehmigungsverfahren für die
Legendenschilder. Zudem fand er Sponsoren für die Herstellung der
Schilder – im Männer-Gesangverein Urbach für den Heinrich-Lob-Weg,
in den Seifenkisten-
freunden und der Familie Bröcher für die Gilsonstraße sowie in der
Kirchengemeinde St. Bartholomäus für die Friedrich-Hirsch-Straße.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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