Beschlossen: Strandbad wird abgerissen
Ende Legende

Einst reichten Wasser und Strand bis kurz vor das Gebäude. Jetzt soll das Strandbad abgerissen werden. | Foto: Axel König
  • Einst reichten Wasser und Strand bis kurz vor das Gebäude. Jetzt soll das Strandbad abgerissen werden.
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Einst gingen im Porzer Strandbad tausende von Menschen baden. Doch damit ist längst Schluss. Und nun steht sogar fest, dass das Gebäude abgerissen wird.

von Axel König

Langel. Denn die Bezirksvertretung Porz hat jüngst die schnellstmögliche Überführung des Strandbads und des Campingplatzes in den Naturschutzbereich beschlossen. Wann der Abriss erfolgt, steht noch nicht fest.
So oder so: Viele Porzer bedauern den Abriss. Schließlich handelt es sich bei dem Gelände um einen historischen Ort. So waren die Badegäste am Anfang des 20. Jahrhunderts durch Buhnen vor der Strömung geschützt. Zudem war der Rhein sauber. Und auf dem Fluss gab es höchstens dann große Bewegungen, wenn zum Beispiel Holz aus dem Schwarzwald geflößt wurde, oder ein dampfbetriebenes Schiff vorbei schipperte.

Im August 1911 wurde an der weit ausladenden und seicht ins Wasser abfallenden Flussbiegung ein mondänes Familienbad errichtet, vier weitere zählte Köln im Jahr 1913. Für drei Stunden Badezeit mussten Erwachsene und Kinder damals 30 Pfennig bezahlen, was heute etwa 15 Cent wären.
Der Volksmund nannte die Stelle am Rand des Langeler Auwalds „Langeler Lido“ oder das „Lido vom Rhein“. Der Hintergrund: Der Begriff „Lido“ sollte einen Bezug zum lasterhaft-verruchten Revuetheater auf der Pariser Champs-Élyseés herstellen. Denn das damals Männer und Frauen gemeinsam plantschen durften, wurde im katholischen Köln noch als überaus frivol angesehen. Wohl gemerkt: Männer trugen einen Badeanzug und Frauen ein Badekleid.

Allerdings brannte das 105 Meter lange und in Holz gebaute Strandbadgebäude, das in seinem Aussehen analog zu mondänen Häusern in Binz auf Rügen oder Heringsdorf auf Usedom errichtet wurde, nach drei Jahren Betrieb komplett ab und der Neubau fiel deutlich kleiner aus.

Die Verschmutzung des Rheins erschwerte den Betrieb zunehmend, Mitte des vorherigen Jahrhunderts übernahm dann das Ehepaar Maria und Gustav Hollstein die Geschicke. Mehr noch: Sie boten in der Nachbarschaft zusätzlich einen Campingplatz an. So wurde aus dem Ort das „Hollsteins Marie“ oder „Strandbads Marie“. Außerdem eröffnete Maria Hollstein mit einer riesigen Pauke den alljährlich stattfindenden Porzer Straßenkarneval, was ihr einen Platz im Herzen vieler Menschen bescherte, insbesondere von jenen, die den heutigen Kölner Stadtteil als Stadt Porz am Rhein erlebten. Denn diese Stadtrechte genoss man von 1951 bis zur kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975. Dann erfolgte die Eingemeindung und Köln wurde Millionenstadt.

Im Jahr 1996 gab das „Strandbads Marie“ auf, auch die Gaststätte blieb für längere Zeit geschlossen. Eine Wiedereröffnung unter dem Namen „Strandbad“ fand in den Jahren 2007 bis 2018 statt. Danach erloschen die Lichter vor Ort bis heute. Seitdem verwahrlost das Areal zusehends. Menschen quartierten dort ohne Erlaubnis, es kam zu mehreren Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt. Wild entsorgter Müll, Vandalismus und Schmierereien verunstalteten den einst mondänen Ort und seine Geschichte zum Schandfleck, der nun beseitigt werden soll.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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