SpVg Porz - Alles zum Erliegen gebracht
Jonas Wendt und Peter Dicke im Interview
Porz - (wk) Monatelang hielt die Corona-Pandemie den Fußball in Atem und
zwang ihn zum Stillstand. Und das wird er sicherlich auch noch
längere Zeit tun. Betroffen davon ist vor allem der Amateurfußball,
der hierzulande lange nicht wusste, wie es weitergeht. Das lag vor
allem an der Haltung des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM), der
vehement an einer Saisonfortführung im September festhielt.
Inzwischen hat der FVM eine Kehrtwende gemacht, lässt aus jeder
Staffel eine Mannschaft aufsteigen und es gibt keine Absteiger. Am 21.
Juni wird der Vorgang auf einem außerordentlichen Verbandstag amtlich
gemacht.
PORZ AKTUELL hat bei den Porzer Vereinen nachgefrat, was Corona
hinterlassen hat und wie Trainer und Funktionäre zu der
FVM-Entscheidung stehen. Diesmal besuchten wir die SpVg. Porz, wo
Trainer Jonas Wendt und Präsident Peter Dicke Rede und Antwort
standen.
Herr Wendt, Herr Dicke, wie stehen Sie zu der Kehrtwende des
Fußball-Verbands Mittelrhein, die Saison nun doch abbrechen zu
wollen? Jonas Wendt: Ich war von Beginn an für einen Abbruch der
Saison und bin froh, dass nun ein wenig zurückgerudert wurde. Ich
halte es für sinnvoller neu zu starten, um wieder ein Ziel und ein
wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Auch die Regelung bezüglich
der Aufsteiger und Nicht-Absteiger ist für mich, wenn man es so sagen
kann, die fairste von allen Lösungen. Natürlich wird es gerade
diejenigen Teams erfreuen, die unter dem Strich standen. Aber es allen
recht zu machen, war ohnehin nicht möglich. Peter Dicke: Auf der
einen Seite hat der Fußball-Verband Mittelrhein seine eigene Position
zur Fortsetzung der Saison sehr deutlich gemacht und sie nachhaltig
vertreten, was ich durchaus für legitim halte. Das eingeholte
Meinungsbild unter den Vereinen war jedoch völlig uneinheitlich,
zumal knapp 20 Prozent der Vereine überhaupt nicht abgestimmt haben.
Nunmehr hat der Verband die Kehrtwende vollzogen und tritt für den
Abbruch der Saison ein. Das gibt nach außen nicht unbedingt ein
großartiges Bild ab. Aber warum soll sich nicht auch ein
Fußball-Verband durch gute Argumente überzeugen lassen?
Wie haben sich die Mannschaft und der Verein in der gesamten Zeit
positioniert und wie ist man mit dem Ganzen umgegangen? Peter Dicke:
Die SpVg. Porz hat sich von Anfang an für den Abbruch der Saison
ausgesprochen und dies auch öffentlich vertreten. Natürlich ist ein
sportlicher Abschluss der Saison immer vorzuziehen, dies war unter den
gegebenen Umständen aber nicht möglich. Deshalb ist die jetzt
vorgeschlagene Lösung des FVM, die auf einem außerordentlichen
Verbandstag am 21. Juni endgültig beschlossen werden soll, aus meiner
Sicht richtig und gut. Die Vereine haben Planungssicherheit und
können sich auf die nächste Saison vorbereiten. Jonas Wendt: Wie
Peter schon richtig sagte, haben wir uns alle für den Saisonabbruch
stark gemacht und das klar kommuniziert. Da herrschte vom ersten
Moment an absolute Einigkeit. Wir haben Sponsoren, deren Branche unter
Corona geschäftlich deutlich leidet, sodass auch wir von den
Auswirkungen betroffen sind und sein werden. Was die Mannschaft
angeht, haben wir mit den Jungs gesprochen, die eine Entschädigung
erhalten, und sind stolz darauf, dass hier eine große Loyalität uns
und dem Verein gegenüber vorherrschte. Die Spieler haben ohne zögern
auf 50 Prozent und teilweise mehr ihrer ohnehin geringen
Entschädigung verzichtet.
Was nehmen Sie von Corona im Hinblick auf die neue Fußballsaison für
sich selbst, die Mannschaft und den Verein mit? Peter Dicke: Mit dem
Abflachen der Pandemie ist die Corona-Krise für die Amateurvereine
längst noch nicht ausgestanden. Die mittel- und langfristigen Folgen
können wir noch nicht absehen. Ob uns unsere Sponsoren weiterhin so
unterstützen (können) wie bisher, ist völlig offen. Deshalb müssen
und werden wir sämtliche Planungen überdenken. Ich glaube, Corona
wird auch den Amateurfußball gerade im Leistungsbereich nachhaltig
verändern. Ich nehme aber auch wahr, dass die Lust auf Fußball bei
allen Beteiligten (Trainer, Spieler, Zuschauer) ungebrochen ist. Auf
dieser Basis bieten sich vielleicht gerade durch die Bewältigung der
Krisensituation neue Chancen. Jonas Wendt: Für mich selbst, auch wenn
es wirklich mit Rückrundenbeginn wieder Spaß machte, war diese Pause
eine wertvolle. Meine Tochter kam auf die Welt, ich baute einen
kleinen Fußballplatz im Garten und hatte deutlich mehr Zeit für die
Familie. Ich muss gestehen, dass ich in den ersten Corona-Wochen rein
gar nichts vermisste. Es tat gut, nach gut fünf Jahren Dauerstrom ein
wenig runterzufahren. Jetzt, wo es danach aussieht, dass es Ende
August/ Anfang September, wenn alles gut verläuft, wieder um Punkte
geht, spüre ich, wie mein Motor wieder anspringt. Wir werden uns ganz
normal, wie all die Jahre auch, im Sommer vorbereiten und alles dafür
tun, erneut die Klasse zu halten. Hier sehe ich keine Besonderheiten,
außer, dass hervorzuheben ist, dass wir bis auf Michael Lejan, der
seine Laufbahn beendet, den Kader komplett zusammen halten und das,
wie erwähnt, zu deutlich geringeren Entschädigungsbeiträgen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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