Kernruhezeit
Lärmschutzgemeinschaft: Keine Passagierflugzeuge von 0 bis 5 Uhr
Porz - (kg). Lärm wird als jede Art von Schall definiert, der als störend,
lästig oder sogar schmerzhaft wahrgenommen wird. Fluglärm bildet
sich durch den heißen Abgasstrahl, der mit hoher Geschwindigkeit auf
kalte Luft außerhalb von Triebwerken trifft. Zudem entsteht durch den
Treibstoff-Verbrennungsvorgang und durch die großen Turbinen am
Lufteinlass der Triebwerke Lärm. Die Luft, die über das Flugzeug
nebst Tragflächen streicht und verwirbelt, trägt ebenfalls zum
Fluglärm bei. Besonders laut wird es, wenn ein Flugzeug landet oder
startet.
Die Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/ Bonn verfolgt das Ziel,
die Belastung durch Passagierflugzeuge in den Nachtstunden zu
reduzieren. „Eine Kernzeit der Nachtruhe von 0 bis 5 Uhr, das ist
die Forderung“, erklären Albert Müller (Vorsitzender) sowie die
beiden Vize Wolfgang Hoffmann und Manfred Stößer. Das Vorstands-Trio
steht für rund 1.600 Mitglieder plus mehrerer Bürgervereine, Orte
und Städte. Zusätzlich zur Kernzeit will man die lautesten Jets aus
der Nacht verbannen, und Lärmobergrenzen einführen. „Es rufen
immer mehr Leute an, die sich über zunehmenden Fluglärm
beschweren“, sagt Stößer. Der 66-Jährige spricht von etwa zehn
Anrufen pro Woche.
Seit zwei Jahren betreut er die Hennefer Geschäftsstelle des Vereins,
die zuvor beim damals langjährigen Vorsitzenden Hoffmann in
Rath/Heumar beheimatet war. Der 83-Jährige ist ein Gründungsmitglied
der Lärmschutzgemeinschaft. Das frühere Bahnhof
Königsforst-Gebäude, heute Restaurant Asado, sei 1973 bei der
Gründung des Vereins „knüppeldick voll“ gewesen. „Die Leute
standen draußen“, erzählt Hoffmann.
Unter dem Motto „Stoppt den Wahn in Wahn“ fanden sich damals viele
Menschen zusammen, um sich gegen das Vorhaben zu wappnen. Müller, 68
Jahre alt, berichtet von weiteren Abfertigungsgebäude und einer
großen Start- und Landebahn. Pläne, die Ende der 1960er- und Anfang
der 1970er-Jahre aufkamen, und die durch viel Einsatz und „gute
Kontakte zur Politik“, so Hoffmann, in einer Schublade verschwanden.
Der 83-Jährige holt einen kopierten Flughafen-Grundriss hervor, an
dem eine gelb markierte Fläche von etwa der gleichen Größe andockt.
Das Vorhaben hätte in nordwestlicher Richtung große Teile der Wahner
Heide in Airportgelände umgewandelt. Die Pläne einer neuen
Parallelbahn reichten von der A 3 im Nordwesten bis hin kurz vor
Altenrath.
Trotz der gescheiterten Erweiterung gab es praktisch eine durchgängig
positive Entwicklung des früheren Regierungsairport: Wurden 1970 noch
rund 55.500 Flugbewegungen im Jahr verzeichnet, waren es 20 Jahre
später mehr als doppelt so viele. Diese „Flugbewegungen“, womit
Starts und Landungen als Begriff zusammen gefasst werden, erreichten
zum Millennium mit einer Anzahl von 155.700 einen Höhepunkt, im
Vorjahr lagen sie bei 136.900. Als Ausdruck von Wachstum kann man
ebenfalls die Zahlen der Fluggäste und des Frachtaufkommens
interpretieren: 1970 waren es 1,4 Millionen Menschen und 17.700 Tonnen
Fracht, in 2016 waren es 11,9 Millionen Passagiere und 786.400 Tonnen
Fracht. Damit steigerte sich die Zahl der Fluggäste um mehr als das
Achtfache, im Sektor Fracht war es sogar mehr als 44 Mal so viel.
Des einen Freude über gut gefüllte Auftragsbücher und Expansion
nebst der Schaffung tausender Arbeitsplätze deckt sich aber nicht mit
des anderen Leid: Mit jenen Menschen, die von Fluglärm betroffen
sind. Mehrere 100.000 Menschen im Umfeld von Köln/ Bonn, so beziffert
die Lärmschutzgemeinschaft, sind durch Nachtfluglärm betroffen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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