Viele Fußgruppen
Poller Zug startet am Sonntag bereits um 10 Uhr
Poll - (kg) Alles fängt bei Schütte an, kann man über den Poller Zug
sagen, denn dort stellen sich die jecken Aktivisten auf, um durch das
alte Fischerdorf bis zum Autohaus Laukat (Siegburger Straße 232) zu
ziehen. „Zug“ nennt sich das im Karneval, obwohl das nichts mit
Schienen, sondern mit rund 1.600 Beinen zu tun hat, deren Hände
Kamelle, Strüßje, Bälle, kleine Gifts, Pralinen und andere
hochwertige Süßigkeiten an vorwiegend Verkleidete verteilen, die nur
deswegen zum Poller Zug kommen, weil er so schön ist.
„Allein 500 Strüßjer verteile ich an die Kinder“, erzählt
Zugleiterin und Organisatorin Ute Ahn. Die Pänz seien oft „total“
überrascht, und würden sich „extrem“ freuen. Aber auch Senioren,
wie jene vom Johanniter Stift beglückt die Chefin des Bürgervereins,
deren Unterabteilung, die Interessengemeinschaft Poller Zoch, die
bunte Karawane ausrichtet, und das schon lange. Ältere Damen und
Herren aus Poll, darunter auch ihr Vater Hans-Dieter Heinecke, der
viele Jahre Vorsitzender des Bürgervereins war, erinnern sich an
einen bunten Lindwurm, der sich bereits Anfang der 1970er-Jahr durch
die Straßen schlängelte, und bis auf eine Unterbrechung seit Mitte
der 1980er-Jahre die heutige Frohsinns-Demo bildet.
Die Vertreter der fünften Jahreszeit setzen sich aus rund 800
Menschen zusammen, von denen die Hälfte Kinder sind. Alles, was Ideen
in Kostüme, aufwändige Verkleidungen und Karnevalswagen umsetzen
kann, oder am jecken Hochtag Piratenschiffe und fahrende Gefängnisse
mit echten verkleideten Freibeutern bewegt, ist in Poll auf den
Beinen. Darunter sogar ein eigenes Kinderdreigestirn, welches die
heimlichen Regenten der jecken Karawane sind, sozusagen die
Kamelle-Chefs der bunten Anreihung kreativer Ideen.
„Die größte Gruppe sind die Alexianer Pänz mit 157 Leuten, davon
78 Kinder“, freut sich Ahn. Insgesamt sind 26 Gruppen dabei,
darunter zwei Musikgruppen. Eine Eigenart des Poller Zugs ist, dass es
überwiegend Fußgruppen und nur wenige Wagen gibt. Teilnehmer und
Zuschauer gehen so eine herzliche Verbindung ein, obwohl natürlich
Wagenengel und Ordner aufpassen. „Das besondere am Zug ist, dass er
von Poller Bürgern und Vereinen für die Poller gestaltet wird“,
erklärt die Familienmutter. Den finanziellen Boden stemmen die
Teilnehmer und der Bürgerverein.
Der Zugweg ist überschaubar und altbewährt: Nach der Aufstellung am
Schüttewerk auf der Alfred-Schütte-Allee zieht der Treck zur
Müllergasse, wo er offiziell startet. Dann geht es über die Poller
Hauptstraße, und über die Salmstraße zur Siegburger Straße, wo in
den vergangenen Jahren viele neue Zuschauer hinzugekommen sind. Die
Auflösung entsteht in Höhe des Laukat-Autohauses, die Junge vun Poll
laden dort im Anschluss in die Gebrauchtwagenhalle, die Autohaus-Chef
Wolfgang Laukat extra ausräumen lässt. „Der Eintritt ist frei“,
sagt Ahn.
Die Zugchefin schwärmt von der Gemeinschaft, für sie komme der Zug
vom Herzen, es sei ein Familienzug, den sie an der Spitze mit weiteren
Karnevalisten durch den Ort ziehe. Am Autohaus verabschiedet sie sich
dann von allen.
In diesem Jahr feiert die Kita St. Josef „Zint Jupp“ 60 Jahre und
der Bürgerverein ein halbes Jahrhundert. Das Motto des Poller Zugs
lehnt sich an das der Kölner an und lautet „och de Poller danze us
dä Reih“. Beginn des Zugs auf der Müllergasse ist am Sonntag (11.
Februar) um 10 Uhr, der jecke Treck ist etwa 2.000 Meter lang, der
Zugweg rund 4.500 Meter. Das Tempo liegt bei minimaler
Schrittgeschwindigkeit. „Allen soll gutes Wetter winken, allen
wünsche ich viele lachende Gesichter und Freude!“, sagt Ute Ahn.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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