Klingelstreiche im Niemandsland
„Quichotte“ las in der Klosterkapelle
Zündorf - (dt) Die Gegensätze zwischen Stadt- und Landleben im Allgemeinen und
zwischen Köln und Lindlar im Besonderen standen im Mittelpunkt einer
szenischen Lesung des Autors „Quichotte“. Der 1983 geborene
Künstler, der zudem als Stand-Up-Comedian, Freestyle-Rapper und
Poetry-Slam-Autor bekannt ist, stellte in der Klosterkapelle sein Buch
„Klingelstreiche im Niemandsland“ vor. Dabei lud er die Zuhörer
immer wieder zu Fragen ein, so dass sich ein reger Dialog rund um
menschliche Beziehungen, Kornkreise und vor allem um die Hauptfigur
„Knolle“ entwickelte. Auf diesen Spitznamen hörte jener
Jugendfreund, der für Quichotte offensichtlich prägender war als er
es sich zunächst eingestehen wollte. Dazu habe auch Knolles
rustikaler Vater beigetragen, der für Emotionen nicht viel übrig
hatte, sich dafür umso mehr als praktischer Problemlöser erwies.
Quichotte outet sich in seinem zum Schmunzeln, aber auch zum
Innehalten anregenden Werk gewissermaßen als Bewunderer der
„Philosophie“ seines Jugendfreundes, die sich in Weisheiten
niederschlug wie etwa: „Wenn weniger mehr ist, dann ist nichts nie
nichts“. Einfach scheint das Leben tief im Bergischen Land jedoch
nicht immer gewesen zu sein, zu lange bestand Quichottes Welt vor
allem aus Abwesenheiten: keine Bushaltestelle, keine Mädchen, keine
Abwechslung und keine Hoffnung auf die Aussicht, jemals dort zu sein,
wo der Bär steppt. Schließlich hat er es dann doch geschafft, „in
die Stadt zu ziehen, um Land zu gewinnen“. Heute lebt und arbeitet
Quichotte in Köln, und auch das Luxusproblem, „zu viele Freunde“
zu haben, habe er erst dort kennengelernt. Für ein Kind vom Lande wie
ihn bleibt es jedoch dabei: „Wahre Freundschaften sind so wertvoll
wie die Blaue Mauritius!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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