Angebot und Nachfrage
Spielhallen und Wettbüros: Die Veränderung eines Nahzentrums
Porz - (kg) Wie sich ein Geschäftszentrum entwickelt, hängt unter anderem
vom Angebot und der Nachfrage ab. In Urbach wandelte sich das Bild in
den vergangenen Jahrzehnten deutlich: Gab es zum Beispiel noch in den
1970er-Jahren „Am Schwanebitzer Hof“ vis-a-vis des ehemaligen
Bürgerhauses der ehemaligen Stadt Porz am Rhein einen „Albrecht“,
so zog er um, weil er an einem anderen Standort mehr Platz für
Geschäft und Parkplätze fand.
Parken, Autos und Straßen sind mit den 1960er und 1970er-Jahren eng
verbunden. Damals nahm die Anzahl von Kraftfahrzeugen stark zu,
mehrere tausend Kilometer Straßen und Autobahnen wurden errichtet
oder ausgebaut. Die Entwicklung wurzelte im Wirtschaftswachstum der
Nachkriegszeit. So wurde auch ein damals für Deutschland
revolutionärer Markt wie der „plaza“ vor den Toren von Porz
möglich.
Wer einkaufen ging, erledigte das immer häufiger mit dem Auto. Der
Supermarkt, das Lebensmittelgeschäft und die Bäckerei mussten nicht
mehr vor der Haustür liegen. Auch in Urbach ist das zu spüren, zumal
man für Einkäufe heute nach ein paar Klicks im Internet noch nicht
einmal die Wohnung verlassen muss.
Wer am Markt bestehen bleiben will, muss agieren. Ortsansässige
Unternehmer müssen Strategen am Markt sein, sich aber auch auf ihre
Kunden verlassen können. Marc Höhmann vom Stadtentwicklungsamt
sprach kürzlich in der Bezirksvertretung (BV) Porz im Zusammenhang
mit der Etablierung von Geschäften in Gremberghoven von 80 Prozent
Kundentreue, die herrschen müsse, damit ein Kaufmann am Ende eines
Tages von seinen Einnahmen leben kann. Fehlt diese Kundentreue, wird
sie neben Einsparungsmaßnahmen zu den Gründen zählen, warum in den
vergangenen Dekaden im Urbacher Nahzentrum ohne Ersatz zum Beispiel
eine Bank schloss, ein weiterer Supermarkt, eine Post, eine Metzgerei
oder ein Holz- und Metallwarenfachgeschäft. In den leerstehenden
Immobilien öffneten andere Branchen, aber auch Spielhallen siedelten
sich an.
Das Urbacher Nahzentrum spiegelt andere Geschäftszentren wieder. Das
neu gefasste Glücksspielgesetz, die Regelungen sollen nach fünf
Jahren Übergangsfrist zum 1. Dezember gelten, kann sicherlich
Änderungen herbeiführen. Es wird aber nur einen Teil neu sortieren
können.
So will sich Uwe Kaven, Abteilungsleiter Gewerbeangelegenheiten im
Ordnungsamt, über Spekulationen von Schließungszahlen auch nicht
beteiligen. Anfang November informierte er darüber, dass es in Köln
239 Spielhallen gebe und in Porz an 14 Standorten 32. Derzeit befinde
man sich bezüglich des geänderten Glücksspielstaatsvertrags im
Verfahren, was „sehr schwierig und komplex“ sei. Die Mitarbeiter
würden teils auch samstags arbeiten, man habe vakante Stellen, es
herrsche ein „gewisser Stillstand“. Es würde aber „alles getan,
damit das Verfahren zu einem Abschluss gebracht wird“, so Kaven, der
auf Wunsch der BV den Status Quo darstellte.
Leidtragende des im Juli 2012 bundesweit mit der Übergangsfrist in
Kraft getretenen Gesetz sind Kinder und Heranwachsende. Sie lernen
Urbach so kennen, wie es ist. Die Regelungen sehen unter anderem einen
Mindestabstand von 350 Metern zwischen Automaten-Spielhallen und
Schulen vor. Die KGS Kupfergasse, die von 480 Pänz im Alter von sechs
bis zehn Jahren besucht wird, befindet sich innerhalb dieses
Luflinienradius.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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