Corona versetzte den RSV Urbach in Schockstarre
Teammanager Guido Kromen im Interview
Urbach - (wk) Monatelang hielt die Corona-Pandemie den Fußball in Atem und
zwang ihn zum Stillstand. Und das wird er sicherlich auch noch
längere Zeit tun. Betroffen davon vor allem der Amateurfußball, wo
man hierzulande lange nicht wusste wie es weiterging. Das lag vor
allem auch an der Haltung des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM), der
vehement an einer Saisonfortführung im September festhielt.
Inzwischen sind Wochen vergangen und der FVM hat eine Kehrtwende zum
Saisonabbruch gemacht, lässt aus jeder Staffel eine Mannschaft
aufsteigen und es gibt keine Absteiger.
Porz Aktuell hat Nachfrage bei den Porzer Vereinen gehalten, was
Corona hinterlassen hat und wie Trainer und Funktionäre zu der
FVM-Entscheidung stehen. Beim RSV Urbach trafen wir Teammanager Guido
Kromen, der uns Rede und Antwort stand.
Hallo Herr Kromen, besten Dank das Sie sich für ein kleines
Interview zur Verfügung stellen. Wie stehen Sie als Teammanager des
RSV Urbach zum Saisonabbruch im Hinblick auf das Verhalten des
Fußballverbands Mittelrhein, das Abstimmungsergebnis, die Auf- und
Abstiegsregelung und das ganze Drumherum?
Guido Kromen: Das sind schon ganz schön „komische Zeiten“,
die wir in den letzten Wochen durchleben. Alles sehr ungewohnt,
teilweise auch beklemmend und verstörend. Aber es hilft ja alles
nichts, es muss weitergehen. Und auch, wenn der Fußball im
Amateurbereich in Corona-Zeiten mit Sicherheit nicht den
allergrößten Stellenwert einnimmt, so mussten und müssen auch hier
Entscheidungen getroffen werden. Von den Verbänden, den Vereinen, den
Trainern, aber auch von den Eltern und den Spielern selbst.
Die Entscheidung des FVM zum Saisonabbruch war meiner Meinung nach die
einzig logische und richtige Entscheidung. Diese kam zwar spät, und
die Außendarstellung des FVM war nicht besonders glücklich, aber sie
kam. Es ist viel über die Abstimmung gesprochen worden, das knappe
Ergebnis, die geringe Wahlbeteiligung und die vermeintliche
Beeinflussung von Vereinen durch den Verband. Ich denke, wir sollten
es hier jetzt gut sein lassen, da auch die Funktionäre mit einer
solchen speziellen Situation in der Vergangenheit bislang noch nicht
umgehen mussten.
Die geplante Regelung zum Auf- und Abstieg finde ich gut. Es ist
insgesamt eine faire Lösung, und allen wird man es eh nie recht
machen können. Ich hoffe nur, dass nun nicht zu viele
„Prozesshansel“ auf den Plan kommen und sich profilieren wollen.
Im Sinne des Sports sollten die getroffenen Regelungen
uneingeschränkt akzeptiert werden. Hier ist jetzt mehr denn je
Zusammenhalt gefordert. Der RSV Urbach hat bei der Abstimmung
übrigens von Beginn an für einen Saisonabbruch gestimmt.
Wie hat sich die Mannschaft, der Verein in der gesamten Zeit
positioniert und wie ist man mit dem Ganzen umgegangen?
Guido Kromen: Beim RSV Urbach ist, wie wohl bei fast allen
anderen Vereinen auch, ab Mitte März eine gewisse Schockstarre
eingetreten. Mehr oder weniger von jetzt auf gleich war vieles
wichtiger als das Hobby Fußball. Das war o.k. so, aber es ist auch
gut, dass wir jetzt wieder die Möglichkeit haben, wenn auch
eingeschränkt, auf dem Platz aktiv zu werden. Wie alle Vereine haben
wir uns auch in Urbach Gedanken gemacht, wie sich eine
verantwortungsbewusste Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs darstellen
lassen könnte. Nicht besonders hilfreich waren hierbei die
unterschiedlichen Vorgaben, Empfehlungen, Verordnungen von den
unterschiedlichsten Stellen hinsichtlich Hygienevorschriften und
Regelungen für das Training selbst. Irritationen sind entstanden, und
viele Vereine haben sich gegen eine Wiederaufnahme des
Trainingsbetriebs entschieden. Wir haben deshalb bei zuständigen
Stellen der Stadt nachgefragt, was tatsächlich an Auflagen zu
erfüllen ist und was nicht und sind zu dem Entschluss gekommen, dass
wir das hinkriegen.
Ein neu gestalteter Trainingsplan mit viel Platz für die einzelnen
Mannschaften, 15 Minuten Zeitpuffer zwischen den Trainingseinheiten,
ausreichende Mengen an Desinfektionsmitteln und Einweghandschuhen,
Personal zur Kontrolle der Toiletten sind nur einige der getroffenen
Maßnahmen. Ganz viel Wert wurde darauf gelegt, dass jede Mannschaft
und jeder Trainer für sich selbst individuell entscheiden konnte, ob
er trainieren möchte oder lieber noch etwas wartet. Einige
Jugendmannschaften haben von diesem Recht Gebrauch gemacht, die
Mehrzahl der Jugendteams ist aber wieder aktiv, und es klappt durchweg
recht gut mit der Umsetzung und Einhaltung der Regeln.
Was nehmen Sie von Corona im Hinblick auf die neue Fußballsaison
für sich selbst, die Mannschaft und den Verein mit?
Guido Kromen: Die letzten Wochen haben uns allen gezeigt, dass man in
Corona-Zeiten mit längerfristigen Planungen vorsichtig sein sollte.
Prognosen sind schwer, ich will aber positiv nach vorne blicken und
hoffe, dass wir uns Schritt für Schritt wieder in eine Art
Normalität bewegen können. Was den Seniorenbereich angeht, hier
speziell die I. Mannschaft, so muss ich sagen, dass sich die Jungs und
auch das neue Trainerteam um Rasim Hasanovic und Gökhan Ayranci
darüber freuten, endlich wieder auf dem Platz zu stehen. Mittlerweile
sind sie ja alle in der Saisonpause, aber allein die Tatsache, dass
bei jeder Einheit trotz „Light-Training“ über 20 Spieler da
waren, sagt alles. Wir hoffen, dass in der Pause auch der Belag des
Kunstrasenplatzes erneuert wird, was so zumindest von der Stadt
avisiert wurde. Und dann starten wir irgendwann Mitte Juli hoffentlich
in die Vorbereitung auf die neue Saison.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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