Per Spiegel in die Garage
Über einen Parcours die Facetten dementer Menschen sehen

Bei vielen Stationen hatte man Sichtkontakt über einen Spiegel. So musste man unter anderem ein Spielzeugauto über Straßen in die heimatliche Garage führen. | Foto: König
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  • Bei vielen Stationen hatte man Sichtkontakt über einen Spiegel. So musste man unter anderem ein Spielzeugauto über Straßen in die heimatliche Garage führen.
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Porz - (kg) Der Versuch, ein Auto per Rückwärtsfahren und ausschließlich
über den Blick in den Innenspiegel zu lenken, kommt dem Parcours und
seinem Zweck nahe, Menschen, die nicht an Demenz erkrankt sind, die
Welt der Erkrankten zu erschließen. Pflegeexperten Claudia Lenden und
Frank Vogelsberg vom Porzer Krankenhaus hatten zu dem Parcours ins
Gesundheitszentrum der Klinik eingeladen. Mit dabei war
Seniorenberaterin Elisabeth Igelmund-Schmidt vom Paritätischen
Dienst.

„Wir wollen für mehr Verständnis für demente Menschen werben“,
sagte Krankenschwester Lenden. Die dreizehn Stationen ähnelten auf
den ersten Blick eher Experimentierkästen, die es galt, zu
erforschen. Tatsächlich lag der Kniff in der Bewältigung von
Alltagsaufgaben, deren Ausführung oft nur über einen Spiegel oder
andere Medien möglich war. So ging es zum Beispiel auch darum,
Arbeitshandschuhe und einen Kittel anzuziehen, und mit den Handschuhen
den Kittel zu schließen. Zuvor musste jedoch eine Anweisung gelesen
werden, deren Wörter Buchstaben und Zahlen enthielten. Zudem gab es
eine Zeitvorgabe, die man während der Aufgabe aufzählen musste.

Eine der 25 Besucher im Porzer Krankenhaus war Eleonore Lutz (74). Im
Bekanntenkreis sei eine Frau an Demenz erkrankt, die Situation für
den Ehemann schwer zu ertragen, schilderte sie. „Sie hat nach wie
vor lichte Momente, und es gibt Tage, an denen sie ansprechbar ist“,
erzählte sie. Lutz meinte, sie habe Angst, selber zu erkranken. Die
Einladung des Porzer Krankenhauses nahm sie wahr, um sich besser in
die Situation dementer Menschen zu versetzen, und um sie besser
verstehen zu können.

Ähnliche Gründe bewegten Peter Wolff und Eva Stanossek, die sich
während einer Station einen Flummi zuwarfen. Jeweils einer trug dabei
eine Brille, die das Wahrnehmungsfeld stark einschränkte. Es stellte
sich als schwierig heraus, den kleinen zu erkennen und zu fangen.
Wolff erzählte, dass seine Eltern, 74 und 95 Jahre alt, seit Juli
dieses Jahres im Salenium in Westhoven lebten, die Mutter (74) an
Demenz erkrankt sei. „Wir wollen schauen, mit der Krankheit besser
umgehen zu können“, erklärte Stanossek. Das Paar aus Poll fand wie
weitere andere Teilnehmer, dass die Stationen des Parcours hälfen,
mehr Verständnis für Menschen mit Demenz zu erhalten.

Krankenpfleger Vogelsberg wünschte sich, dass der Abend auch dabei
unterstütze, das Thema zu enttabuisieren. Mit Lenden kündigte er an,
eine Veranstaltungsreihe ins Leben zu rufen. Beide sind unter E-Mail
familialepflege@khs-porz.de zu erreichen. Am 13. Dezember können
Mitarbeiter des Hauses den Parcours erkundigen. Die Stationen von
„Hands on Dementia“ gehen auf Leon Maluck, Jahrgang 1997, zurück,
der sich früh für Menschen engagierte, die an Demenz erkrankt sind.
Nach Abi und Freiwilligem Sozialen Jahr in einer großen
psychiatrischen Klinik studiert er seit diesem Wintersemester in
Berlin Psychologie.

Bei vielen Stationen hatte man Sichtkontakt über einen Spiegel. So musste man unter anderem ein Spielzeugauto über Straßen in die heimatliche Garage führen. | Foto: König
Einen Ball fangen? Einfach. Aber mit einer speziellen Brille eine schwierige Aufgabe. Sie war Teil eines Parcours, der näherbrachte, wie sich die Welt an Demenz erkrankter Menschen anfühlt. | Foto: König
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