Gülle - Fluch oder Segen?
Umweltverträglichkeit, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit

Der Landwirt Bernd Bulich (Vorsitzender des Arbeitskreises Ackerbau und Wasser im Langeler Boden e.V. „Drüber und Drunter“) zeigt, wie Naturdünger ohne Gestank und Überdüngung mit modernster Technik großflächig zum Einsatz kommen kann. Rund 20 Landwirte düngen derzeit so ihre insgesamt 400 Hektar mit rund 7.000 Kubikmetern Gülle. | Foto: Robels
  • Der Landwirt Bernd Bulich (Vorsitzender des Arbeitskreises Ackerbau und Wasser im Langeler Boden e.V. „Drüber und Drunter“) zeigt, wie Naturdünger ohne Gestank und Überdüngung mit modernster Technik großflächig zum Einsatz kommen kann. Rund 20 Landwirte düngen derzeit so ihre insgesamt 400 Hektar mit rund 7.000 Kubikmetern Gülle.
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PORZ - (sr). Die Diskussion um die Entsorgung der Exkremente von
Stalltieren ist fast so alt wie die Massentierhaltung. Wieviel von der
Gülle die Landwirte und zu welcher Jahreszeit auf ihren Acker bringen
dürfen, ist festgelegt. Dabei ist Gülle eigentlich ein natürlicher
Dünger, der neben Mineralstoffen vor allem aus organische Substanzen,
die Voraussetzung für Humusbildung, besteht. Warum also ist der Ruf
der Gülle so schlecht?

Das liegt wohl zum einen an dem unangenehmen Geruch, den Exkremente an
sich haben, und an der Menge, die aufgefahren wird. Pflanzen können
nur eine gewisse Menge von Düngestoffen aufnehmen. Der Rest geht ins
Grundwasser oder in die Atmosphäre, und das ist nicht gut für die
Umwelt.
Der „Arbeitskreis Ackerbau und Wasser im Langer Boden e.V.“, der
sich auch „Drüber und Drunter“ nennt, und dem sich inzwischen
über 40 Landwirte sowie drei kommunale Versorgungsunternehmen
angeschlossen haben, engagiert sich bereits seit 1985 für eine
umwelterträgliche Landwirtschaft. Ein neues Projekt, das der
Vereinsvorsitzende Bernd Bulich zusammen mit Pressesprecher Jürgen
Lowis vorstellte, befasst sich mit dem Düngen mit Gülle. Wir treffen
uns auf einem Acker am Rand von Wahn. Während auf der einen Seite des
Feldweges Golfer den Schläger schwingen, zieht auf der anderen Seite
eine riesige Landmaschine ein hoch modernes Gerät, das mittels
Injektionstechnik den Naturdünger direkt ein paar Zentimeter in den
Boden „gräbt“. Wäre da nicht eine ganz leichte Wolke von
Dunggeruch neben der Maschine wahrnehmbar, könnte es sich auch um
Wasser handeln, was da verteilt wird. Ausgebracht wird ein
Gärsubtrat, das aus der Biogasanlage von Bernd Bulich und einer
Biogasanlage aus Euskirchen stammt. Die Golfer bemerken den Geruch
kaum. „Und wenn schon, es gehört halt zur Landwirtschaft dazu“,
so einer der Spieler. Doch mit dieser neuesten Ausbringtechnik lasse
sich nicht nur die Geruchsemission, sondern auch der Nährstoffverlust
stark reduzieren, erläutert Bulich. Dieser würde beim Verdunsten
entstehen, wenn die Gülle wie sonst breitflächig und geruchsintensiv
auf dem Acker verteilt wird. Auch liege die Menge des aufgebrachten
Düngers weit unter den gesetzlichen Höchstgrenzen. Die Zugmaschine
selbst begeistert die Landwirte ebenfalls mit ihrer modernen Technik.
So könne die Luft in den Reifen abgelassen und der Radabstand
verändert werden. Dadurch verteile sich das Gewicht besser, und
bereits gesetzte Pflanzen erholen sich schnell wieder, wenn sie
überfahren werden, erläutert Lowis.

„Organische Düngemittel gewinnen in der Landwirtschaft immer mehr
an Bedeutung. Sie können mineralischen Dünger ersetzen, der unter
hohem Energieeinsatz und zum Teil aus nur begrenzt vorhandenen
Rohstoffen hergestellt wird. Gleichzeitig können sie die teilweise
niedrigen Humusgehalte der Böden im Arbeitskreis erhöhen. Das
fördert die Bodenfruchtbarkeit und steigert das Vermögen der
Ackerkrume, unerwünschte Stoffe durch Filtration und Abbau vom
Grundwasser fernzuhalten“, so Lowis.

Eine Mischung aus Feldversuchen, praktischer Anwendung und
Laboruntersuchungen gepaart mit enger Zusammenarbeit vieler Akteure
verspricht den Erfolg, schont die Umwelt und erhöht die Erträge in
der Landwirtschaft, ist der Arbeitskreis überzeugt. Unermüdlich sind
daher die Landwirte um Bernd Bulich unterwegs, um über ihre Arbeit zu
informieren, weitere Menschen ins Boot zu holen. So sei auch der
Einsatz moderner und entsprechend teurer Technik, wie bei der
Injektionsdüngung, nur wirtschaftlich, wenn viele Landwirte
mitmachen. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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