Handeln statt jammern
Verein Selbständiger Handwerksmeister lud zum Neujahrsempfang

Karl-Heinz Miebach, Vorsitzender des Vereins Selbständiger Handwerksmeister Porz, beim Neujahrsempfang im Porzer Rathaus. | Foto: Flick
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Porz - (sf) Die Armen werden ärmer, die Reichen werden reicher. Diese
bedenkliche Entwicklung ist schon lange in der Gesellschaft zu
spüren. Dabei ist es wichtig, nicht nur die ärmsten
Bevölkerungsschichten im Auge zu behalten, sondern auch die
sogenannten Kleinverdiener, deren Lebensleistungen durch die
Auszahlung eines geringen Lohnes nicht gewürdigt werden. Das könnte
verheerende Folgen haben: Geht die untere Mittelschicht bald auf die
Barrikade? „Wenn ja, dann zu Recht!“, meint Karl-Heinz Miebach,
Vorsitzender des Vereins Selbständiger Handwerksmeister Porz.

Der Soziale Ausgleich, aber auch der Klimawandel waren zentrale Themen
seiner Rede auf dem Neujahrsempfang, zu dem der Verein Selbständiger
Handwerksmeister in den Rathaussaal geladen hatte. Die Rede von
Miebach wird auf dem Neujahrsempfang jedes Jahr mit Spannung erwartet,
gelingt es dem Vorsitzenden doch immer wieder, insbesondere die Arbeit
der Bundes- und Lokalpolitiker sowohl kritisch als auch humorvoll,
aber stets mit verbaler Schärfe, unter die Lupe zu nehmen.

Kräftig ausgeteilt wurde auch dieses Mal auf städtischer Ebene bei
den beiden großen Parteien: Die Kölner CDU resigniert beim Ausbau
des Godorfer Hafens und opfert die Pläne zugunsten des
„schwarz-grünen Koalitionsfriedens“: „Ein bedenkliches Zeichen
in Zeiten des Klimawandels: Eine Million LKW-Kilometer pro Jahr durch
die Kölner Innenstadt hätten aufs Wasser verlegt werden können“,
meint Miebach. Dass er dieses Mal nur die Arbeit der CDU kritisiert
und nicht die der SPD, begründete Miebach augenzwinkernd mit den
Worten „Ich trete keinen, der am Boden liegt. Kommt erst einmal
wieder zu Kräften, dann seid ihr wieder dran“.

Auch den in Köln nur sehr langsam voranschreitenden Wohnungsbau
kritisierte Miebach: „Zwei Jahre warten auf Baugenehmigungen für
dringend benötigten Wohnraum: Das geht in München in rund sechs
Monaten und die haben 40 Prozent mehr Einwohner als Köln. Das zeigt
doch, dass auch große Städte zu verwalten sind, wenn nur die
richtigen Leute dran sind“, sagte Miebach.

Beim von Köln ausgerufenen „Klimanotstand“ schlug Miebach vor,
nicht zu jammern, sondern selbst zu handeln und umweltfreundliche,
CO2-neutrale Technologien zu entwickeln.

Bei der immer größer werdenden Spaltung zwischen Arm und Reich solle
der Fokus nicht nur auf Sozialhilfeempfänger, sondern auch auf die
Geringverdiener am unteren Ende der einstigen Mittelschicht gerichtet
werden: „Das sind diejenigen, die aus eigener Kraft gerade noch
soeben über die Runden kommen“. Versorgungsängste, fehlende
Zukunftsperspektiven und Abstiegsrisiken können Auslöser dafür
sein, dass die untere Mittelschicht schon bald auf die Barrikaden
geht. „Diese Bürger fühlen sich ausgegrenzt, obwohl wir, also der
Staat, sie benötigen“, betonte Miebach und sieht die Gefahr einer
neuen Protestbewegung aus der Mitte der Gesellschaft. Die Politik ruft
er zum Handeln auf, um diesem negativen Trend entgegenzuwirken:
„Belohnt die Aktivitäten und nicht das Nichts-tun“, forderte
Miebach.

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