100 Tonnen Kohle für Fußballschuhe
ESV Gremberghoven kletterte 1996 in die Bezirksliga
Gremberghoven - (wk) In unserer Rückblick-Serie gehen wir heute 25 Jahre zurück, wo
dem ESV Gremberghoven zwischen 1994 und 1996 mit einem Doppelaufstieg
der Zutritt in die Bezirksliga gelang.
„Eisenbahner-Sport-Verein Grün-Weiß Gremberghoven 1928 e.V.“, so
lautet der offizielle Vereinsname des Clubs aus dem Porzer Norden. Die
meisten kennen dabei nur den abgekürzten Namen ESV Gremberghoven, der
1928 gegründet wurde. Nach den wirren Kriegsjahren wurde gleich mit
dem Sportplatz-Neubau an der Rather Straße begonnen, und rechtzeitig
zum damaligen 30-jährigen Bestehen wurde die Sportanlage am
„Gleisdreieck“ fertiggestellt. Der Ball konnte rollen. An ein
ordentliches Fußball-Equipment war kaum zu denken und so gehört
heute noch die wahre Geschichte des ultimativen Tauschgeschäftes
„100 Tonnen Kohle gegen 84 Paar Fußballschuhe“ an jeden
Fußball-Stammtisch.
Mit elf beladenen Güterwagen á zehn Tonnen Kohle wurden in zehn
Tagen Kohle zu einer Schuhfabrik an den Niederrhein transportiert und
gegen 84 Paar Fußballschuhe eingetauscht, um die man dann die
ESV-Kicker sehr beneidete. Doch das ist Geschichte. Während man in
den 80er-Jahren mit Auf- und Abstiegen mehr zu einer
Fahrstuhlmannschaft verkam, schlug die Stunde des Erfolges dann
zwischen 1994 und 1996. Unter Trainer Dieter Hennes schaffte man in
der Saison 1994/ 1995 den erneuten Aufstieg von der B-Klasse in die
Kreisliga A.
Am Ende der Saison stand der ESV auf dem Meisterplatz und stieg mit
zwei Punkten Vorsprung verdientermaßen auf. Die Mannschaft hatte mit
21 Gegentoren in 30 Spielen die beste Defensive und kassierte in 30
Spielen auch nur zwei Niederlagen. Die Staffel war mit insgesamt
sieben Porzer Vereinen (Ataspor Porz, SpVg. Porz II, VfL Poll, Spfr.
Eil, SV Westhoven und Germania Zündorf) gespickt. Trainer Hennes sah
sich nach dem entscheidenden 2:1-Erfolg gegen Germania Zündorf
unzähligen Sektduschen ausgesetzt. Ihm gelang es in eindrucksvoller
Weise das bestmögliche aus dem Team herauszuholen, obwohl er ständig
Ausfälle von Leistungsträgern zu beklagen hatte.
Mit Achim Behrla (17 Tore) und Josef Kedwesch (10) stellte die Equipe
die treffsicheren Torjäger. Detlef Gilles und Reinhard Otto
bestritten alle 30 Meisterschaftsspielen von Beginn an. Gleich nach
dem gelungenen Aufstieg wurde die Mannschaft von Trainer Hennes und
dem Sportlichen Leiter Karl-Heinz Kleinberg weiter mit namhaften
Porzer Fußballern gezielt verstärkt.
Mit Angelo Mule, Bernard Sälzer, Aldo Cardillo und Alan Bulpa gewann
man an Qualität. Und der Plan ging voll auf. Die Elf marschierte
tatsächlich durch und stand am Ende der Saison 95/96 mit elf Punkten
Vorsprung als Aufsteiger in die Bezirksliga fest. Für den ESV war es
die höchste Klasse, in der der Club je spielte, und das sollte auch
bis heute so bleiben. Gleich zwei Trainer bewirkten diesen
außergewöhnlichen Erfolg: Dieter Hennes, der nach der
Herbstmeisterschaft ausschied, und sein Nachfolger Jürgen Winskowski,
der die Arbeit seines Vorgängers erfolgreich fortsetzte.
Die Elf blieb in der Rückrunde 95/96 ohne Niederlage und stellte
damit einen würdigen Meister. Verantwortlich dafür war auch, dass
das Team von Verletzungen verschont blieb und dass die Neuzugänge
zusammen mit dem alten ESV-Stamm um Marcus Aussem, Jürgen Kratel,
Alexander Bingert, Selahattin Ayyildiz und Achim Behrla zu einer
erfolgreichen Einheit zusammenwuchsen. Aldo Cardillo mit 25
Saisontreffern und Bernard Sälzer (16) waren der offensive Garant
für das Erfolgsteam. 77 Saisontreffer standen am Ende auf dem
ESV-Arbeitsnachweis, wofür das Duo Cardillo/Sälzer allein für 41
Treffer verantwortlich zeichnete.
Mit Bulpa, Cardillo, Lubello, Gilles und Aussem liefen gleich fünf
Akteure bei allen 30 Saisonspielen auf. Mit ausschlaggebend war auch
eine lange Serie von 26 Spielen ohne Niederlage, in der die Mannschaft
sage und schreibe acht Monate lang kein Spiel mehr verlor. Der
Bezirksliga-Aufstieg wurde dann gebührend mit einem verlängerten
Wochenendaufenthalt in Mallorca gefeiert, der von Mäzen Paul Höhne
gesponsert wurde. Dazu kam die phantastische Zusammenarbeit mit dem
sogenannten „Denver Clan“, bestehend aus ESV-Spielern der 70er
Jahre wie Hans Six, Egbert Schulz, Manni Kemp, Peter Keller und die
bereits verstorbenen Werner Günther und Heino Thelen, ohne deren
Unterstützung diese große unvergessenen Ära nicht möglich gewesen
wäre.
Zu dieser Ära gehörten neben der Meistermannschaft auch die
Co-Trainer Klaus Kotstein und Burkhart Schmelzenbach, Betreuer
Wolfgang Kleinberg, der damalige Präsident Karl-Heinz Grimm, das
Vereins-Ehepaar Toni und Renate Burgwinkel (Gaststätte Schlömer an
der Rather Straße) und die vielen ESV-Fans, die in dieser Zeit den
Verein mit 200 bis 400 Zuschauern pro Heimspiel unterstützten. Im
Folgejahr bildete man mit der SpVg. Porz eine Fusion, die 2006 endete.
Heute spielt der ESV mit einer Mannschaft in der Kreisliga D.
LeserReporter/in:Werner Kilian aus Porz |
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