Sinnersdorf: Westumgehung offiziell freigegeben
Das ist „dumm gelaufen“
Sinnersdorf - (red) NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst meinte, es sei nicht nur ein
„sonniger, sondern auch ein guter Tag“ und ergänzte: „An den
Bau der Westumgehung Sinnersdorf können wir ´nen Haken machen.“
Nicht ganz, denn insbesondere Anwohner der Pulheimer Albrecht
Dürer-Straße nutzen den feierlichen Akt der offiziellen Freigabe zum
öffentlichen Protest. Sie fordern eine Fortführung des jetzt
freigegeben Straßenabschnittes als östliche Umgehung für Pulheim
bis zur Bonnstraße. Sylvia Leding von der Bürgerinitiative: „Wir
freuen uns für die Sinnersdorfer, hätten aber auch gerne eine
Umgehungsstraße.“ Genau das aber hatten CDU und Grüne erst vor
wenigen Wochen im Verkehrsausschuss abgelehnt.
Für die Bürger der Gemeinde Sinnersdorf wird es künftig ruhiger,
für die Verkehrsteilnehmer sicherer - die 1,1 Kilometer lange
Westumgehung entlastet den Pulheimer Stadtteil und lässt den
überörtlichen Verkehr besser fließen. NRW-Verkehrsminister Hendrik
Wüst und Straßen.NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek haben
die Ortsumgehung am Montag, feierlich freigegeben. Und Pfarrer Thomas
Kuhl hatte der neuen Straße zuvor auf besonderen Wunsch von
NRW-Ministerpräsdident Armin Laschet den kirchlichen Segen erteilt:
„Freie Fahrt für freie Bürger!“
Wer bislang von der A57 in Richtung Pulheim unterwegs war, hat in der
Regel den Weg mitten durch Sinnersdorf hindurch gewählt. Lediglich
ein Teil der Verkehrsteilnehmer nutzte die bereits bestehende
Nord-Umgehung. Mit dem Anschluss der neuen West-Umgehung können die
Bürgerinnen und Bürger in Sinnersdorf nun aufatmen. „Durch den Bau
der neuen Umgehungsstraße werden der Verkehr und damit die
Abgasimmissionen im Ort spürbar abnehmen“, sagte Verkehrsminister
Hendrik Wüst bei der Verkehrsfreigabe. „Das entlastet die Bürger
und steigert die Lebensqualität.“
Nicht nur die Menschen im Stadtteil Sinnersdorf profitieren von dem
Streckenneubau. Auch die Verkehrsteilnehmer, die zwischen Pulheim und
Autobahnanschluss Köln-Worringen (A57) pendeln, werden entlastet.
Meint der Minister. Insbesondere die Anwohner der Albrecht Dürer
Straße in Pulheim sehen das sehr viel anders. Und fordern die
Weiterführung der Straße als „Ostumgehung Pulheim“ bis zur
Bonnstraße. Vor etwa zehn Jahren waren diese Pläne nach einem
einstimmigen Beschluss der Pulheimer Ratsgremien aus den Plänen
gestrichen worden. Thorsten Rekewitz (SPD): „Wir haben damals die
Entwicklung der Wohngebiete in und um Pulheim wie auch die Entwicklung
der Verkehrsströme völlig falsch eingeschätzt. Das war ein Fehler,
den wir korrigieren müssen.“
Einen entsprechenden Vorschlag der SPD hat die Mehrheit von CDU und
Grünen im jüngsten Verkehrsausschuss abgelehnt. Angeblich, weil es
auf Wunsch der Grünen so im Koalitionsvertrag der beiden
Ratsfraktionen festgelegt worden ist, wie die CDU-Landtagsabgeordnete
Romina Plonsker zu erklären versucht. Sie selbst hält die
Verlängerung der Trasse für „ein tolles Projekt“, unter anderem
„weil wir die Lücke im Ring um Köln schließen müssen“. Aber
sie sei ja nicht Mitglied im Rat der Stadt Pulheim, ergänzt die
CDU-Politikerin aus Stommelerbusch schulterzuckend. Darauf
angesprochen erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der
Grünen, Anja von Marenholtz, sie sei jetzt nun nicht so die
ausgewiesene Verkehrsexpertin und wisse deshalb auch nicht so ganz
genau, warum ihre Fraktion den Bau der Umgehungsstraße ablehnt: „Es
muss irgendwas mit den Lkw zu tun haben. Wir wollen nicht, dass die
von der Autobahn runter über die Landstraßen fahren.“
In den Bau der L183n hat das Land NRW knapp drei Millionen Euro
investiert. Mit einem Teil des Geldes wurden so genannte
Kompensationsflächen angelegt. „Mit dem Neubau einer Straße
greifen wir in die Natur ein. Darum ist es wichtig, einen Ausgleich
für diese Eingriffe zu schaffen“, so Elfriede Sauerwein-Braksiek,
Direktorin von Straßen.NRW. „Hier haben wir unter anderem
Brutvögel im Blick gehabt, für die neuer Lebensraum gestaltet worden
ist.“ In der Region sind Feldlerchen, Rebhühner oder auch
Schafstelzen zu Hause. Entlang der Straße wurden dichte Gehölze und
neue Bäume gepflanzt, an den Feldrändern gibt es zusätzliche
Krautsäume. Darüber hinaus wurden nicht mehr benötigte
Straßenabschnitte und Wirtschaftswege wieder in Wiesenflächen
umgewandelt. Insgesamt 22.000 Quadratmeter Fläche sind als
Ausgleichsfläche gestaltet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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