Pulheim zeigt sich
Eine Kundgebung für Demokratie und Vielfalt
Der Marktplatz von Pulheim erstrahlte im Glanz der Vielfalt und Gemeinschaft, als sich rund 1.500 Menschen versammelten, um an der Kundgebung „Pulheim zeigt sich - für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit“ teilzunehmen. Über ein vierstündiges Bühnenprogramm mit mehr als 220 Musikern und 30 Rednern hinweg wurde ein starkes Zeichen gesetzt.
Pulheim (hs). Organisiert von der Bürgerinitiative „Pulheim zeigt sich“ und maßgeblich unterstützt von der Rockinitiative Pulheim, dem Kulturnetzwerk Pulheim und dem Förderverein Rittergut Orr, demonstrierte die Veranstaltung ein friedliches und offenes Miteinander.
Bereits um 17 Uhr erklang das erste Signal zur Begrüßung durch die Veranstalter. Der Auftakt des Programms gehörte der Musikgruppe „Respekt“ der Schule an der Jahnstraße. Mit energiegeladenen Elektro-Percussion-Klängen, die sich wie ein rhythmischer Herzschlag durch die Menge pulsierten, brachten die jungen Musiker das Publikum sofort in Bewegung. Es war eine kraftvolle Performance, die großen Anklang fand.
Darauf folgte die Internationale Vorbereitungsklasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG), die mit einer modernen Version des Liedes „Bella Ciao“ in verschiedenen Sprachen das Publikum verzauberte. Die Vielfalt und Toleranz, für die diese Schüler stehen, wurde in jedem gesungenen Wort deutlich und erinnerte an die Bedeutung der Einheit in der Vielfalt.
Ein besonders bewegender Moment war der Auftritt von Frank Spiekermann und den Mitgliedern von Hermines Buchclub, die Reden im Geiste von Sophie Scholl hielten. Leon Kopatz, ein weiteres Mitglied des Buchclubs, sprach leidenschaftlich über die Notwendigkeit, die Stimme für die Demokratie zu erheben, insbesondere wenn sie bedroht ist.
Ein weiterer Höhepunkt war die Darbietung von Diana Yanzhian und Diana Izadi. Der kraftvolle Gesang und die mitreißende Botschaft ließen die Zuschauer in eine Atmosphäre der Hoffnung und des Zusammenhalts eintauchen.
Es folgte die Masked Singer Gruppe des GSG, die mit den Songs „Shake it off“ von Taylor Swift und „99 Luftballons“ von Nena die Bühne rockte. Valentina Cannizzaro, Sarah Leschik und ihre Mitschülerinnen feierten das Recht jedes Einzelnen, sich frei zu zeigen und die Zugehörigkeit zu spüren.
Schulsprecher Yann Niehoff und sein Schulkollege Tillmann Seibel betonten in ihren Reden die Bedeutung der Demokratie für die Jugend. Die musikalische Darbietung von Florin Prinz und Max Wozniak, die das Klezmer-Stück „Boruch Ato Bo‘ir“ spielten, fügte dem Abend einen weiteren kulturellen Höhepunkt hinzu.
Ein besonders emotionaler Teil des Abends war die „Hymne an die Namen“, präsentiert von Kim Seligsohn und weiteren Schülern des GSG. Zu einer Kundgebung für Demokratie gehört das Thema Erinnerungskultur, und #niewiederistjetzt ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Wenn dies dann von einer persönlich betroffenen Opernsängerin zusammen mit Kindern und den Teilnehmenden buchstäblich angestimmt wird, geht das unter die Haut und schafft einen Moment, der tief berührt.
Marion Matheis und die Schülerinnen der Gesamtschule Brauweiler stellten die Ergebnisse ihrer „Reden-Werkstatt Q1“ vor. Sie betonten die bunte und vielfältige Natur ihrer Schule und setzten ein starkes Zeichen gegen Rassismus.
Der zweite Teil des Abends begann um 18 Uhr mit der Begrüßung durch Peter Worms und Wolf Keßler. Die Band Mellody sorgte mit ihren Coversongs für eine ausgelassene Stimmung. Im Anschluss wurde der Speakers Corner erklärt – eine Plattform, auf der Bürger ihre Gedanken und Visionen teilen konnten.
Annett Vautek und ihr Begleiter brachten die Menge mit sanften Klängen zum Schwingen, bevor Pfarrer Volker Meiling von der evangelischen Kirche über die Werte der Demokratie sprach und das berühmte Gedicht von Martin Niemöller rezitierte. Die Band Ganztagshelden begeisterte mit Deutschrock, und Christoph Stubbe steuerte satirische Beiträge bei, die das Publikum zum Lachen und Nachdenken brachten.
Die Blasmusikgruppe Sinnersblow und das Interview mit Bürgermeister Frank Keppeler, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, setzten weitere Höhepunkte.
Ein besonders emotionaler Moment war die Aktion „Hand drauf!“, bei der alle demokratischen Fraktionen Pulheims zusammenkamen, um ihr Engagement für Demokratie und Vielfalt zu zeigen. Johanna Paczulla brachte das Publikum mit ihren gefühlvollen Singer-Songwriter-Stücken zum Nachdenken und berührte die Herzen der Zuhörer.
Auch das Stommelner Vereinsleben war mit einer Rede der Vorsitzenden Charlotte Braun vertreten, in der sie erklärte, dass in der Dorfgemeinschaft jeder, unabhängig vom Alter oder Herkunft, willkommen ist.
Vertreter der IG Metall und der Pulheimer Weber Unternehmensgruppe mit Betriebsrat und technischem Leiter demonstrierten eindrucksvoll, wie unterschiedliche Interessen im Ernstfall zurücktreten und das Zusammenrücken in den Vordergrund tritt.
Ein weiterer magischer Moment war der Auftritt von Adrian Ils, der nur mit einer Handtrommel bewaffnet das Publikum in seinen Bann zog. Mit kraftvollen Rhythmen und Gesang verzauberte er die Zuhörer und zeigte, wie Musik Menschen vereinen kann.
Guido Lehmann, ein Singer-Songwriter aus der Country-Szene, und Robert Artley, ebenfalls Singer-Songwriter, verzauberten das Publikum mit ihren einfühlsamen und kraftvollen Liedern und setzten ein weiteres starkes Zeichen für Vielfalt und Menschlichkeit.
Eine sehr lebendige Rede lieferte Sabine Frömel von der katholischen Kirche, die am Ende ihres Beitrags ein Transparent gegen Rassismus in Form eines Brautstraußes ins Publikum warf. Auch die Elternschaft der Pulheimer Schulen war durch Henning Schnurbusch vertreten.
Die Nu Metal Band Down by Contact animierte zur vorgerückten Stunde die verbliebenen Besucher zum vorsichtigen Headbangen. Ihre kraftvollen Klänge brachten eine unerwartete, aber willkommene Energie in die Veranstaltung.
Der Abend endete mit musikalischen Beiträgen von Bands wie Bad Goats, Torn and Frayed und Die fidelen Senioren. Diese Band, Mitbegründer der Rockinitiative und seit Jahrzehnten ein Motor für Toleranz und gegen Gewalt in der Stadt, bot generationenübergreifenden Punk, von 18 bis Ü50. „Music against War!“ und „Klare Kante gegen rechts“ sind ihre Leitsprüche. Hier trat auch der Mitinitiator der Veranstaltung, Guido Leidheuser, kurz ins Licht, der ansonsten zusammen mit Hagü Schmitz für den reibungslosen technischen Ablauf sorgte.
Den Organisatoren war es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Höchst unterschiedliche Beiträge, manche politisch, manche reine Unterhaltung – aber alle unter einem Schirm vereint, für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit und gegen Faschismus und rechtsextreme Ideologien. Besonders beeindruckend war die große Vielfalt der Beiträge aus allen Bereichen der Gesellschaft – von Schulen, Vereinen, Gewerkschaften, Unternehmern und Betriebsräten bis hin zu Kirchen und Politik: „Diese Veranstaltung zeigt, dass Pulheim zusammensteht und gemeinsam ein starkes Signal für Demokratie und Menschlichkeit setzt.“www.pulheim-zeigt-sich.de
Redakteur/in:Holger Slomian aus Pulheim |
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