Online-Gedenkbuch
Erinnerungen an Opfer des NS-Regimes
Brauweiler - (mar) Ab sofort bietet das Online-Tool „Gedenkbuch Brauweiler 1933
bis 1945“ Angehörigen und Forschern die Möglichkeit, anhand von
100 Kurzbiografien und etwa 1.000 Personennamen nach Menschen zu
forschen, deren Schicksale mit der Arbeitsanstalt Brauweiler verbunden
waren.
„In den letzten neun Jahren hat das LVR-Archivberatungs- und
Fortbildungszentrum mit seinen Projekten gezeigt, dass die in
Brauweiler Inhaftierten des NS-Regimes ihm am Herzen liegen“,
bekräftigte Dr. Arie Nabrings, Leiter des LVR-Archivberatungs- und
Fortbildungszentrum (AFZ) bei der Vorstellung des Online-Tools.
Unter der Adresse www.gedenkbuch-brauweiler.lvr.de finden
Interessierte so etwa 1.000 Namen, Lebens- und Haftdaten von Männern
und Frauen, die zwischen 1933 und 1945 in Brauweiler inhaftiert waren.
Von 100 dieser Personen gibt es online auch eine Biografie. Man kann
aber auch nach Häftlingsgruppen, wie etwa den „Edelweißpiraten“
oder der „Armia Krajowa“ recherchieren und findet Quellenangaben
für weitere Nachforschungen.
Die Zusammentragung der Schicksale geht auf die jahrelange
Forschungsarbeit der beiden dem LVR verbundenen Historiker Josef
Wißkirchen und Hermann Daners, die Interviews mit Angehörigen
führten sowie in Archiven und Bibliotheken recherchierten. Nachdem
sie die Ergebnisse dieser Arbeit in den beiden Büchern „Was in
Brauweiler geschah“ und „Die Arbeitsanstalt Brauweiler in
nationalsozialistischer Zeit“ veröffentlichten, wollten sie sie
online einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Zwei Jahre arbeitete Patrick Führer vom LVR daran, das umfangreiche
Material für das Internet aufzuarbeiten. Und die Arbeit ist durchaus
nicht abgeschlossen. „Das digitale Gedenkbuch versteht sich
ausdrücklich als ‚work in progress‘“, betonte Dr. Christine
Hartmann, LVR-AFZ Mitarbeiterin. Wenn es weitere Erkenntnisse zu den
etwa 1.600 in dieser Zeit Inhaftierten gibt, werden sie eingestellt,
so Hartmann. Weitere Informationen erhoffen sich die Fachleute etwa
von Angehörigen.
Um die Privatsphäre der damals Inhaftierten zu schützen, hielten
sich die Fachleute streng an die rechtliche Vorgabe, nur Namen zu
veröffentlichen, die die Zeitspanne 100 Jahre nach Geburt oder 70
Jahre nach Aktenschluss nicht unterschritten. So finden sich im
Gedenkbuch keine Namen der Edelweißpiraten oder der Steinbrück
Gruppe, denn diese waren noch sehr jung als sie als vermeintliche
„Regimegegner“ verhaftet wurden. Auch Einwände von Angehörigen
gegen eine Veröffentlichung ließen die Historiker gelten.
Einer der bekanntesten Inhaftierten war der frühere Kölner
Oberbürgermeister und erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland
Konrad Adenauer, der vom 25. September bis 26. November 1944 in der
Arbeitsanstalt einsaß. Mit dem Gedenkbuch hoffen die Initiatoren das
Schicksal auch weniger prominenter Menschen der Öffentlichkeit zu
offenbaren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.