Boxen in Pulheim
Herz, Kraft und Technik

Wilfried Zichel, Gregor Wensing und Thomas Dick freuen sich schon auf den Vergleichskampf am 13. Oktober im Kultur- und Medienzentrum Pulheim. | Foto: Christina Stemmermann
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  • Wilfried Zichel, Gregor Wensing und Thomas Dick freuen sich schon auf den Vergleichskampf am 13. Oktober im Kultur- und Medienzentrum Pulheim.
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Pulheim - (cs) An einem noch warmen Septemberabend, an dem die meisten Menschen
in Biergärten hockten oder im heimischen Garten den Tag gemächlich
ausklingen ließen, bot sich in der Sporthalle Steinstraße ein ganz
anderes Bild. Etwa 40 Menschen schwitzten, ächzten, schlugen auf
einen Boxsack ein, der es verdient zu haben schien oder quälten sich
mit unzähligen Liegestützen.

Konzentriert, ehrgeizig und doch auf eine besondere Art gelassen war
die Atmosphäre, in der die Männer, Frauen und Jugendlichen aller
Altersklassen trainierten, die teilweise Breitensportler, zum anderen
Teil Wettkämpfer in der Vorbereitung waren. „Kinder trainieren an
einem anderen Tag separat“, erklärten Thomas Dick (Schatzmeister
und Cheftrainer), Wilfried Zichel (Geschäftsführer und 2.
Cheftrainer) sowie der Vorsitzende des 1. Pulheimer Box Club 1978
Gregor Wensing vor Ort.

Bereits seit vier Jahrzehnten bereichert der 1. Pulheimer Box Club
1978 e. V. die Pulheimer Sportlandschaft und nicht nur diese:
Zahlreiche Wettkämpfe und Meisterschaften außerhalb der heimischen
Gefilde konnten engagierte Boxer und Boxerinnen des Vereins im Laufe
des Vereinsbestehens erfolgreich meistern. „Von den
Gründungsmitgliedern sind mir noch Arnold Golger, Lotte Peltzer
(damals für die SPD im Rat der Stadt Pulheim), Hans Umpfenbach
(damals für die FDP im Rat der Stadt Pulheim) und Dr.Karl-August
Morisse (damals Stadtdirektor) persönlich bekannt“, so das
Leitungstrio. „Arnold Golger ist heute noch als Ehrenvorsitzender
dem Verein verbunden, Lotte Peltzer und Dr. Karl-August Morisse sind
bei nahezu jeder Heimveranstaltung dabei.

Großes Interesse am Boxen zu verzeichnen

236 Mitglieder zählt der Pulheimer Verein, der im Laufe der
Jahrzehnte beachtliche Erfolge für sich verbuchen konnte. „Die
größten Erfolg errangen Richard Koller als Deutscher Vizemeister,
Rainer Fischer, ein Jugendlicher, der 1989 Westdeutscher Vizemeister
im Schwergewicht wurde und Matthias Rissmayer, der 2016 bei den
Internationalen Südholländischen Meisterschaften im Mittelgewicht
die Goldmedaille gewann“, erinnerte sich Wensing. In der Rückschau
habe sich der Boxsport seit Vereinsgründung insgesamt verändert.
„Einige Schutzbestimmungen sind verschärft worden. Das ist durchaus
positiv zu werten, denn Boxen steht - gleichwohl es in den
Verletzungsstatistiken der Landessportbünde wie der
Unfallversicherungen nur ganz am Ende auftaucht - doch immer wieder in
der Kritik und bekommt das Prädikat einer ,gefährlichen Sportart`
angehängt. Andererseits zielt die Punktwertung nunmehr auf die
´Dominanz` eines Kämpfers ab, während früher Technik und saubere
Kampfführung höher bewertet wurden. Durch die Neuregelung wurde eine
Annäherung an das Profiboxen vorgenommen.“

Immer mehr Mädchen und Frauen aktiv

Der Anteil der weiblichen Boxsportlerinnen sei im Verlauf der vier
Jahrzehnte angestiegen. „Bei unseren Trainingsabenden dienstags und
donnerstags ab 20Uhr in der Sporthalle Steinstraße in Pulheim sind
regelmäßig etwa 25 Prozent der Teilnehmenden weiblichen Geschlechts,
das heißt, zwischen zehn und 15 Mädchen oder Frauen kann man schon
bei unserem Training sehen“, weiß Wilfried Zichel. „Insgesamt
haben wir aktuell mit Stand 18. September exakt 53 weibliche
Mitglieder.“ Auf die Frage, in welchem Alter man am besten einsteige
in den Boxsport: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die
motorischen Fähigkeiten, die das Boxen zwingend verlangt, im
Regelfall erst ab dem zehnten Lebensjahr so ausgereift sind, dass den
Nachwuchsathleten das Training Spaß macht. Bei kleineren Kindern ist
es einfach so, dass sie die komplexen Bewegungsabläufe nicht
ausführen können und dann leicht die Lust an weiterer Betätigung
verlieren. Zwingend erforderlich für das Wettkampfboxen ist eine hohe
Konzentrationsfähigkeit, die es erlaubt, seinen Kontrahenten in jeder
Runde vom ersten bis zum letzten Gongschlag keinen Sekundenbruchteil
aus den Augen zu lassen. Das gilt übrigens auch für die Ringpause,
in der der Trainer seinen Schützling auf die nächste Runde
einstimmt“, erläuterte Thomas Dick. „Weiter braucht man ein hohes
Maß an Disziplin, um sowohl im Training als auch im Kampf bis an
seine Leistungsgrenzen gehen zu können. Jeder Kampf stellt sowohl
eine physische als auch eine psychische Herausforderung dar.“
Anatomische Voraussetzungen seien dagegen nicht so entscheidend.
„Aufgrund der Gewichtsklassen finden sich immer adäquate Gegner.
Von Vorteil ist es jedoch, über schnellkräftige Muskulatur zu
verfügen, da besonders beim Amateurboxen die Schnelligkeit
ausschlaggebend ist.“

Sportart mit positiven Effekten

Dass Mut dazu gehört, sich einem gleichwertigen Gegner zu stellen,
sei ein Grund dafür, dass solche, die sich nur zu mehreren auf der
Straße trauen über Jüngere herzufallen, generell in Boxvereinen
nicht zu finden seien. Es sei mittlerweile auch wissenschaftlich
belegt, dass Boxen Aggressionen mindere und zudem Selbstvertrauen und
Selbstsicherheit aufbaue. „Dies findet sich in der Körpersprache
wieder“, ist sich Wensing sicher. „Viele unserer Jugendlichen
haben nach Aufnahme des Boxtrainings auch bessere Schulnoten bekommen.
Aber nicht etwa, weil die Lehrer Angst vor ihnen hätten, sondern weil
sich Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit verbessert haben“,
lautet seine Erfahrung. Das Boxtraining fördere als
Ganzkörpersportart weitere Fähigkeiten darüber hinaus: Raum- und
Zeitgefühl, Koordinationsvermögen, Schnellkraftausdauer und
Beweglichkeit gehören in den Reigen der nutzvollen Nebeneffekte eines
vermeintlich harten Sports.

Ein Jahr lang bei Aktionen mitgemacht

All dies war Grund genug für den1. Pulheimer Box Club 1978, aus
Anlass des 40-jährigen Bestehens über das Jahr hinweg zu feiern.
„Unsere Teilnahme am Pulheimer Karnevalszug war in dem Kontext schon
ein Erlebnis, das Eisstockschießen bei der Stommelner Woche mit
gemischten Mannschaften hat ebenso den Zusammenhalt gefestigt und der
Biathlon in Bergheim, der Köln Turm-Lauf oder der Abteilauf in
Brauweiler sind uns unter anderem unvergessen. Kürzlich hatten wir
unser Talentsichtungsturnier.“

Spannender Termin

Höhepunkt der Aktionsreihe wird der Vergleichskampf zwischen dem
Pulheimer Verein und dem belgischen Boxring Eupen am 13. Oktober 2018
im Kultur- und Medienzentrum der Stadt Pulheim sein, an den sich noch
eine Profiboxveranstaltung anschließt. „Wir hoffen auf viele Gäste
und laden herzlich dazu ein!“, sagten Wensing, Dick und Zichel.

Wilfried Zichel, Gregor Wensing und Thomas Dick freuen sich schon auf den Vergleichskampf am 13. Oktober im Kultur- und Medienzentrum Pulheim. | Foto: Christina Stemmermann
Der Anteil der weiblichen Boxsportlerinnen ist im Verlauf der vier Jahrzehnte angestiegen. | Foto: Christina Stemmermann
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