Kaethe:k Kunsthaus
Künstliche Intelligenz mitgestalten

Im Kkaethe:k Kunsthaus wurden Ergebnisse des Workshops im Sommer vorgestellt.  | Foto: Gold-Kraemer-Stiftung
  • Im Kkaethe:k Kunsthaus wurden Ergebnisse des Workshops im Sommer vorgestellt.
  • Foto: Gold-Kraemer-Stiftung

Geht es um eine allgemeine Erklärung von Künstlicher Intelligenz (KI), finden sich verständliche Antworten heutzutage kaum ohne ein tieferes fachliches Verständnis. Dass man sich aber auch mit Neugierde und Offenheit dem Thema KI widmen kann, zeigte das Projekt des kaethe:k Kunsthaus.

Pulheim-Brauweiler (red). Bei einem Workshop im Sommer haben sich die Künstlerinnen und Künstler mit den Möglichkeiten von KI-basierten Text- und Bildprogrammen beschäftigt. „Wir haben seit Eröffnung des Kunsthauses das erste Mal mit KI gearbeitet. Es ging darum zu verstehen, wie wir KI kreativ für künstlerische Arbeitsprozesse nutzen können und welche Voraussetzungen bestehen, mit KI überhaupt in Interaktion zu treten“, erläutert Melanie Schmitt, die Leiterin des kaethe:k.

Um diese praktischen Erfahrungen in einen größeren Zusammenhang zu stellen, lud das Kunsthaus zu einer öffentlichen Gesprächsrunde Experten und interessierte Bürger in seine Räumlichkeiten nach Brauweiler ein.

Unter der Moderation der Kulturhistorikerin und Kulturberaterin Anke von Heyl machte den Auftakt der Informatiker und Bildungswissenschaftler Daniel Autenrieth. Zum Erstaunen des Plenums verwies er auf Gottfried Wilhelm Leibniz, einen der bedeutendsten Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts und einen der wichtigsten Vordenker der Aufklärung. Leibniz beschäftigte sich mit der Frage, wie man Gedanken in Zahlen umwandeln kann. Seine damalige Überzeugung war es, dass jegliche geistige Aktivität durch Regeln und Zahlen dargestellt werden könnte. Damit war vor 350 Jahren der Grundgedanke geboren, den menschlichen Geist nachzubilden.

Der US-amerikanische Psychologe und Informatiker Frank Rosenblatt war es, der 1957 die Idee hatte, Neuronenzellen des menschlichen Gehirns durch künstliche Neuronen nachzubilden. Verschaltet man diese in gigantisch hoher Zahl intelligent miteinander, entsteht genau die digitale Struktur, die heute in Anwendungen wie ChatGPT steckt.

ChatGPT ist eine Wortbildung aus den englischen Wörtern „chat“, sich unterhalten, und „generative pre-trained transformer“, generativer vortrainierter Transformer. Diese Software kam 2022 auf den Markt und ist – inzwischen in der vierten Generation - in der Lage, mit Nutzern über textbasierte Nachrichten und Bilder zu kommunizieren.

Superkräfte durch KI?

„Es lohnt, die Potentiale zu entdecken und zu lernen, sie zu nutzen, denn in Zukunft werden Menschen, die KI nutzen, Menschen eher ersetzen können, die keine KI nutzen“, ist Daniel Autenrieth überzeugt und wirbt dafür, die Potentiale zu nutzen. Der Bildungswissenschaftler weiter: „KI ist weder positiv noch negativ, weder gut noch böse. Es kommt darauf an, dass wir die Stärken von Mensch und Technik zusammenbringen.“

Prof. Dr. Lasse Scherffig von der Köln International School of Design (KISD) unterstrich als Kulturwissenschaftler, dass es gerade bei der Weiterentwicklung von KI darauf ankommt, den Prozess als Gesellschaft insgesamt mitzugestalten. „KI-Programmierer der ersten Stunde sind männlich und kulturell eher westlich geprägt. Um schon bei der Entstehung von KI-Programmen möglichst viele Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Bedarfen und aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen unserer Erde mitzunehmen, brauchen wir den Input unsere Zivilgesellschaft insgesamt. Denn es geht neben dem Fortschritt von Kreativität und Funktionalität auch um ethische Maßstäbe.“

Der Sozialpädagoge Bernhard Spelten von PIKSL (Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben) erläuterte den Mehrwert von KI durch Sprachsteuerung. „KI gibt uns die Möglichkeit, dass wir auf Augenhöhe mit der Sprache, die wir verstehen, an Wissen herankommen und dieses für uns nutzbar machen können.“

KI als Kommunikationsbrücke

Wichtig aber sei in diesem Zusammenhang der Lernprozess, jede neue technische Errungenschaft als Werkzeug zu verstehen, mit dem man erst einmal lernen muss, zu arbeiten. „Deshalb“, so Bernhard Spelten, „plädiere ich dafür, dass wir uns als Zivilgesellschaft mit den sehr unterschiedlichsten Zielgruppen und Zielsetzungen zusammentun, um mutig und selbstbestimmt den Prozess neuer Möglichkeiten durch KI mitzugestalten.“

Für die Mitarbeiter und Künstler des kaethe:k Kunsthauses ging es vor allem um die Frage, wie KI dazu beitragen kann, neues Wissen selbstständig zu generieren, um dadurch wesentlich selbstbestimmter den eigenen künstlerischen Prozess zu gestalten. „Wir haben gesehen, wie unsere Teilnehmer die KI dazu eingesetzt haben, ihre Kreativität anzuregen und daraus konkrete Ideen für die eigene Arbeit mitzunehmen. Hier ergänzen sich beide Seiten sehr gut“, sagt Melanie Schmitt und verweist auch darauf, dass jeder digitale Fortschritt auch ein Entwicklungsschritt für Menschen mit Behinderung sein muss. www.kaethe-k.de

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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