Ultranet in Geyen
Mast 22 macht Ärger
Pulheim - (red) Gut möglich, dass eine rund 75 Meter hohe Stahlkonstruktion zum
Symbol wird. Zum Symbol für die Auseinandersetzung zwischen dem
Netzbetreiber Amprion auf der einen und den Menschen vornehmlich in
Geyen auf der anderen Seite.
Der Strommast mit der Nummer 22 ist der Mast auf der von Amprion
gebauten Trasse, der am nächsten an die Wohnbebauung in Geyen
heranreicht. Er steht etwa 50 Meter weit weg von den Gärten der
Häuser am Blumenweg. „Man sollte überlegen, diesen Mast 22 etwas
von den Häusern abzurücken. Das ist relativ kostengünstig
umzusetzen.“ Professor Dr. Lorenz Jarass war während der
Infoveranstaltung im Pulheimer Köster-Saal ohne Zweifel der Experte,
der an diesem Abend den größten Zuspruch bei den anwesenden
Bürgerinnen und Bürgern fand: „Es stellt sich die Frage, warum die
Leitung nicht etwas weiter entfernt gebaut wurde.“ Genau diese Frage
stellen sich die betroffenen Menschen in Geyen seit Mitte des Jahres
auch. Denn sie sehen durch die neuen Stromleitungen ihre Gesundheit
und den Wert ihrer Immobilien gefährdet.
Für Netzbetreiber Amprion ist es eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
Eine Verschwenkung sei geprüft, aber verworfen worden, sagt
Sprecherin Joelle Boullion. Ähnlich beantwortet sich für das
Unternehmen auch die Frage nach der Alternative eines Erdkabels. Das
ist teurer als die Überlandlandleitung und unter anderem deshalb für
diesen Streckenabschnitt nicht in den Planungen vorgesehen.
„Eigentlich“ seien durch die geplanten Ultranetleitungen, die
neben Wechselstrom dann auch Gleichstrom von Nord nach Süd
transportieren, keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten,
erklärte Dr. Blanak Pophof vom Bundesamt für Strahlenschutz. Auf
Twitter zitiert die Pulheimer Bürgerinitiative gegen Ultranet - kurz
PBU - die Expertin indes so: „Ich bin heute nicht hier, um Sie zu
beruhigen. Denn dann würde ich Sie anlügen!“
Die Forderung der Geyener an das Unternehmen Amprion ist seit Monaten
klar formuliert: „Halten Sie einen Abstand von 400 Metern ein und
wir sind zufrieden.“
Ebenso klar ist, dass das Unternehmen wohl nicht freiwillig auf die
Forderung eingehen wird. Und deshalb ist davon auszugehen, dass die
Dauer des zweistufigen Planungsverfahren über die „volle Zeit gehen
wird.
Nicht auszuschließen, dass energiepolitische Grundsatzentscheidungen
auf der Strecke ein Neudenken notwendig machen. Denn, so Professor Dr.
Lorenz Jarass: „Für die Energiewende werden diese Leitungen und
Trassen quer durch die Republik überhaupt nicht benötigt.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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