Bis zu Sommer
Musik mitten ins Herz

„Bis zum Sommer“ - das sind Peter Worms, Alexander Teschner und Daniel Madete. Die Musik der Band ist komplett selbst gemacht, die Liedtexte sind sicherlich alles andere als „leichte Kost“. Mitdenken und Nachdenken sind ausdrücklich notwendig. | Foto: Worms
  • „Bis zum Sommer“ - das sind Peter Worms, Alexander Teschner und Daniel Madete. Die Musik der Band ist komplett selbst gemacht, die Liedtexte sind sicherlich alles andere als „leichte Kost“. Mitdenken und Nachdenken sind ausdrücklich notwendig.
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Pulheim - (cs) „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks …“, schrieb im
19. Jahrhundert der dänische Philosoph, Theologe und Schriftsteller
Søren A. Kierkegaard. Ein bereits im vergangenen Jahr geplantes
konzert mit dem Jazz-Musiker Holger Werner musste damals abgesagt
werden. Jetzt aber ist es (endlich) soweit: Samstag, 18. November, 20
Uhr, im Theater im Walzwerk!

Rückblende: Es sind im Proberaum zunächst drei Männer, die
vielleicht unterschiedlicher gar nicht sein könnten: Alexander
Teschner (Gitarre), Peter Worms (Klavier) und Daniel Madete
(Percussions). Teschner ist ausgebildeter Gitarrist und Chorleiter,
Worms Journalist und gleichsam passionierter Liedermacher und Madete
ist angehender Physiotherapeut, der in der Musikszene als Multitalent
unterwegs ist. Zu ihren Instrumenten präsentieren sie einen
mehrstimmigen Gesang, der schon so etwas wie ein Markenzeichen der
Band ist. Worms ist Lead-Sänger und der Impulsgeber für die Songs,
an denen alle gemeinsam feilen, basteln und arbeiten, bis der
„Bis-zum-Sommer-Sound“ steht. Die Musik ist von A bis Z Hand
gemacht. Die Männer proben auf Socken – womöglich für eine gute
Bodenständigkeit? Sie sind locker und gut gelaunt, aber ebenso
konzentriert, wenn sie in ihre Welt der Musik eintauchen.

Der Vierte im Bunde trifft etwas später im Proberaum ein. Holger
Werner, eine Größe in der Deutschen Jazz-Szene, kommt so ruhig und
bescheiden daher, als könnte er kein Wässerchen trüben, aber genau
das Gegenteil ist sein Ansinnen. Er wird beim Walzwerkkonzert auf
Einladung von „Bis zum Sommer“ als „Special Guest“ mit
Klarinette, Saxophon und Flöte dabei sein. „Wir haben uns bei einem
der Wohnzimmerkonzerte der Band im Sommer kennen gelernt“, berichtet
der Wahl-Kölner Holger Werner. „Dabei hat mir besonders deren
Spielfreude und wie gut alle aufeinander hören gefallen“, so das
fachmännische Urteil des Profis.

Das erste Lied wird eingespielt. Es heißt „Wie die Kinder“. Worms
hat es bereits als Student mit einem Jugendfreund geschrieben. Die nun
30 Jahre sind dem Song aber nicht anzumerken. Mehr noch ist er für
viele Pulheimer so etwas wie eine Hymne, die einen ersten Eindruck
davon liefert, was das Trio inhaltlich umtreibt. Es ist wie in den
noch folgenden Stücken ein Thema aus dem Leben, das, eingebettet in
das melancholisch anmutende, aber dennoch dynamische Klangbett, in der
Lage ist, Menschen zu berühren, aufzurütteln, zu erinnern an das,
was Leben vielleicht im Innersten ausmacht. Jazzer Holger Werner setzt
hierbei seine Klarinette ein, die, im Intro ungewöhnlich percussiv
gespielt, vom ersten Takt an die Neugierde weckt. Die Einheit von Text
und Musik spiegelt sich in der Einigkeit dieser vier Personen wider,
die mit voller Hingabe und bestens aufeinander abgestimmt der Welt des
Akustik-Pop ihre eigene Note geben. Die Musiker eröffenen sich selbst
und ihren Zuhörern immer wieder auf´s Neue fremde Horizonte.

Mit dem Improvisationskünstler Holger Werner gelingt eine Symbiose
aus Pop und Jazz. In Northeim bei Göttingen aufgewachsen, spielte er
im Jugendjazzorchester Niedersachsen und war in 2000
Solisten-Preisträger des Wettbewerbs Jugend jazzt. Sein Musikstudium
absolvierter Werner an den Musikhochschulen in Köln und Rotterdam. Ab
2010 war er Mitglied im Joe Wulf Sextett (Gentlemen of Swing), German
Vintage Jazz Orchestra und leitete das Holger Werner Trio (mit Fraser
Gartshore und Sebastian Winne), einem Ableger der Cologne Swing
Assembly, die sich dem Jazz der 1920er und 30er Jahre widmet. In der
Kölner Jazz- und Improvisationsszene arbeitet Werner unter anderem im
Frederik Köster Jazz Orchester, in der Hannah Köpf Band, in Robert
Landfermanns Projekt Tiefgang, in der Formation 3X3, im Stefan
Schultze Ensemble, im Multiple Joy(ce) Orchestra, in der Gruppe
Bellbird und im Jakob Kühnemann Quartett.

Es ist ein Lebensalltag prall gefüllt mit Musik, der durch die
Zusammenarbeit mit der Pulheimer Pop-Formation um ein weiteres
musikalisches Experiment ergänzt wird. Erstaunlich: Es entsteht hier
eine ganz neue wie interessante Sound-Facette. Faszinierend
unaufdringlich und doch zugleich kraftvoll unterstützt Werner den
Klangkörper mit überzeugenden Improvisationen auf seinen
Instrumenten. Leicht und mühelos durchdringt er die Klangszenerie der
anderen und übermittelt ein Gegengewicht der Leichtigkeit. Schnell
ist Werner ein markanter eigenständiger Mosaikstein in dem
musikalischen Gefüge.

Mal nachdenklich, mal temperamentvoll, mal ausgelassen, die Musik der
Vollblutmusiker ist in jeder Phase absolut authentisch und
glaubwürdig. Stücke wie „Wohin gehen wir“ oder „Himmel“
kommen genau da an, wo sie hin sollen: Mitten im Herz der Zuhörer.
„Womit könnte man also diese Band vergleichen?“, lautet die Frage
bezugnehmend auf den anfangs erwähnten Denker Kierkegaard. Ist es
Grönemeyer? Die Band Pur? Nein! Die Gemeinsamkeit zu diesen
Promimusikern besteht zwar in dem Mut, einen begrenzten Seeleneinblick
vor Publikum zuzulassen. Aber „Bis zum Sommer“ hat seit Gründung
der Band in 2012 doch einen ganz eigenen Stil entwickelt, der
schwerlich in Vergleich zu bringen ist. Macht das „nicht
vergleichen“ nun glücklicher, wie vom Philosophen angedeutet?
Vielleicht. Einfach mal austesten und zum Konzert gehen wäre die
Maßnahme, die eine Antwort in Aussicht stellt. Emotional, bewegend
und mal wieder neu auch für diejenigen, die die Band schon kennen,
wird es in jedem Fall am 18. November im Walzwerk.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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