Raumklänge
Musikalisches Kaleidoskop

Absolut ruhig und konzentriert wirkte Simon Rummel bei seiner Performance, denn es galt die 60 Umdrehungen der Kurbel mitzuzählen. Die Orgel sei so konstruiert, dass nach den 60 Umdrehungen, die Musik rückwärts wieder abgespielt würde. | Foto: Marek
  • Absolut ruhig und konzentriert wirkte Simon Rummel bei seiner Performance, denn es galt die 60 Umdrehungen der Kurbel mitzuzählen. Die Orgel sei so konstruiert, dass nach den 60 Umdrehungen, die Musik rückwärts wieder abgespielt würde.
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Stommeln - Ein ungewöhnliches Konzert erlebten die Besucher in der Kirche Alt
St. Martinus in Stommln. In der Konzertreihe Raumklänge/visuell, die
in ihren Veranstaltungen den Grenzbereich zwischen Klangkunst und
bildender Kunst darstellte, präsentierte Simon Rummel die Musik
seiner selbstgebauten mikrotonalen Orgel.

„Die Musik würde ich mit der abstrakten Malerei vergleichen“,
urteilte nach dem Konzert eine der Besucherinnen. Die Konsonanz sei
sehr spannend gewesen, lautet das Urteil einer anderen. Was das
Publikum zuvor zu Gehör bekam, lässt sich nur schwer mit gängigen
Kompositionen und Konzerten vergleichen. Einmal an den Strom
angeschlossen erzeugte Rummel durch das langsame, gleichmäßige
Drehen einer Kurbel mit den acht Pfeifen der mikrotonalen Orgel einen
einzigen, durchdringenden, lauten und in allen Ecken der
dreischiffigen Hallenkirche hörbaren Dur-Accord. Im Verlauf von über
60 Minuten entfalteten sich der Klangblock und zerfiel in rhythmische
Töne, die so Klangmuster bildeten.

Vor dem Konzert gab Rummel den Besuchern einige Empfehlungen. So
dauere es zehn Minuten, bis man sich an die ungewöhnlichen Klänge
gewöhne. Anders als bei anderen Konzerten könnte sich das Publikum
im Raum bewegen. Das taten die Besucher während des Konzerts dann
auch und probierten die veränderte Wahrnehmung an unterschiedlichen
Standorten, wobei sie nirgends weniger intensiv zu werden schien.

Simon Rummel ist Improvisationsmusiker, Komponist und Klangkünstler.
2010 hatte er die Idee dazu, ein Musikinstrument zu entwerfen, das
Töne abseits der bekannten Partitur erzeugte. Dabei war ihm auch die
visuelle Umsetzung wichtig. Als Sohn eines Schreinermeisters war ihm
das Arbeiten mit Holz nicht unbekannt. Nach der Konsultation einiger
Mathematiker hat er dann ein halbes Jahr an dem Instrument gebaut. So
ganz fertig wird es aber wohl nie, denn vor jedem Konzert optimiert er
seine Orgel. So lagen auch bei dem Stommelner Konzert ein paar
Werkzeuge und Sägen in Reichweite.

Acht Konzerte hat er mit seiner mikrotonalen Orgel bisher gespielt und
wurde für seine Klangperformance Harmonielehre 2011 mit dem
QuattroPole-Kunstpreis Robert Schuman für Komposition ausgezeichnet.
Während er mit der Lautstärke in St. Martinus zufrieden war, wäre
sie in seiner größten Spielstätte, der Kölner Kunststation St.
Peter „fast schon harmlos“.

Vor einem Konzert steht jede Menge Arbeit. Einen Tag dauere es das
Instrument mit einem Helfer aufzubauen. Einen weiteren Tag koste das
Stimmen, der Abbau schließlich wäre in vier Stunden erledigt.

Die Mühe lohne sich. Während manche Besucher Schwierigkeiten hatten
das Gehörte einzuordnen, erläuterte Rummel seine Motivation. Sein
Instrument sei ein „trotziger Gegenentwurf“ zu Massengeräten und
ein „akustisches Kaleidoskop“. Während des Spiels fände er Ruhe,
um in dem Klang zuhause zu sein. Den Klang empfinde er als
„zauberhaft, schön und magisch“.

- Magdalena Marek

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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