Rathauskreuzung
Planer stellen Umbaupläne vor - Kritik von Anwohnern und Einzelhandel
Pulheim - Wie wichtig den Pulheimer Anwohnern und Geschäftsleuten der
geplante Umbau der Rathauskreuzung ist, zeigte die von der
Stadtverwaltung Pulheim organisierte Informationsveranstaltung, die
für einen vollen Köstersaal sorgte.
Bereits zu Beginn musste sich Daniel Ebbers vom Isaplan Ingenieurbüro
wegen der sehr emotionalen Zwischenrufe und längeren Einwürfe
nachdrücklich Gehör verschaffen und um einen respektvollen Umgang
bitten – woran er im Verlauf des von dem Technischen Beigeordneten
Martin Höschen moderierten Abends die Anwesenden immer wieder
erinnern musste.
Damit die Besucher genau verstehen, weshalb sich die Planer für
ebendiese vorgeschlagene Lösung zum Umbau der Innenstadtkreuzung
entschlossen hatten, holte Ebbers sehr weit aus und stellte die
Verkehrsuntersuchung des Büros Brilon Bondzio Weiser
Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen vor.
Für Außenstehende lieferte Ebbers eine überzeugende Darstellung.
Die Kreuzung sei eine „Unfallhäufungsstelle“, zusätzlich
verhinderten Linksabbieger einen schnelleren Verkehrsfluss, weshalb es
einen Zwang gäbe, den Verkehrsknotenpunkt umzubauen.
Ziel ist die „Eindeutige Führung des Radverkehrs“
Als zentrale Ziele des Umbaus nannte der Fachmann die konfliktfreie
Führung sämtlicher Kfz-Verkehr untereinander, der Linksabbieger,
sowie der querenden Fußgänger und eine durchgehende und eindeutige
Führung des Radverkehrs. Neben der Verbreiterung der Gehwege solle
vor allem der Verkehrsfluss erhöht werden. Die Schwierigkeit dabei:
Die Kreuzung biete wenig Fläche zum Ausbauen.
Damit sich der Rad- und der Autoverkehr nicht in die Quere kämen,
müssten alle voneinander separiert werden. Die Planung sehe vor, dass
Radfahrer weiterhin auf einem Fahrschutzstreifen unterwegs seien. Sie
würden aber nicht direkt links abbiegen können, sondern sollen eine
sogenannte “Fahrrad-tasche“ für Linksabbieger nutzen, also zuerst
die Dreiecksinsel anfahren und dann die Fahrbahn queren. „Das wird
keine schnelle aber doch sichere Überquerung ermöglichen“, meinte
Ebbers.
Leider ließe sich dem Fachmann zufolge der Verkehrsfluss für
Fahrzeuge in den Spitzenzeiten morgens und nachmittags auch durch den
Umbau nicht erhöhen: Diese müssten eine mittlere Wartezeit von 90
Sekunden pro Fahrzeug in Kauf nehmen.
Besonders aufmerksam verfolgten die Anwesenden die Erläuterungen zum
Thema Bauablauf und den daraus resultierenden Verkehrsführungen und
Sperrungen.
Eine Totalsperrung für ein Jahr, wie manche gemutmaßt und
befürchtet haben, solle es nicht geben, sondern nur eine
Teilsperrung. Der gesamte Umbau solle etwa ein halbes Jahr dauern und
Anfang März, nach Karneval, starten und bis zum Ende der Sommerferien
andauern.
Anwohner: Planungen gehen völlig am Ziel vorbei
An der Veranstaltung nahmen auch Ratsvertreter teil, die sich aber
nicht an der anschließenden Diskussion beteiligten, sondern sich nur
die Fragen und Einwände der Bürger anhörten. Die anwesenden
Fachleute wie Olaf Kleine-Erwig, Amtsleiter Tiefbauamt oder auch David
Gerhards, Abteilungsleiter ÖPNV, gingen auf Fragen oder Kritiken
direkt ein.
„Völlig am Ziel vorbei“, lautete die erste Wortmeldung von Lother
Fuchs, einem Bewohner der Alfred-Dürer-Straße. Ein Umbau sei nicht
notwendig, man müsse sich vielmehr Gedanken machen, um eine Anbindung
an die B59. Auch Frank Wellendorf, der jeden Tag zur Arbeit nach
Düsseldorf fahren müsse, plädierte für einen Anschluss an die B59.
Grundsätzlich sei der Gedanke reizvoll, bestätigte Höschen. Diverse
Verkehrsuntersuchungen hätten aber ergeben, dass diese Lösung eine
Entlastung für diejenigen bedeuten würde, die jenseits der Bahn
wohnen, für die Rathauskreuzung wäre dies keine Reduzierung, sondern
würde noch zusätzlichen Verkehr bedeuten.
Jeanine Dulava, die sich im Aktionsring Pulheim engagiert, äußerte
die Kritik, durch die Bauarbeiten und die verlagerten Bushaltestellen
würden ältere Menschen kaum die Innenstadt erreichen. Die
Bushaltestellen während der Bauphase seien zwar ein Problem, sagte
Gerhards, da aber der Verkehr nur Teilweise gesperrt würde, würden
auch die Busse teilweise halten können. Beispielsweise werde die
Buslinie 980 nach Brauweiler geteilt werden. Ihrem Einwand, der
Verkehr würde sich nach dem Umbau des Knotenpunktes Rathauskreuzung
an einer anderen Stelle stauen, widersprachen die Fachleute.
Entsprechende Simulationen hätten bewiesen, dass das funktionieren
werde.
Die Befürchtung einiger Einwohner, durch die Sperrung der A1 Brücke
bei Leverkusen würden Lkw-Fahrer Pulheim als Abkürzung benutzten,
wiedersprachen die Fachleute. Diese würden eher die B59 nutzen, aber
man würde die Entwicklung im Auge behalten.
Wehr: Bahnunterführung wird zu einem Nadelöhr
Viel Applaus der Anwesenden gab es für die Meinung von Thomas Wehr
von der Galerie Wehr: Der Umbau würde zu keiner Verbesserung führen,
denn man habe die Bahn nicht mit ins Boot geholt. Die
Bahnunterführung wäre ein Nadelöhr. Nur eine neue Umgehungsstraße
würde den Verkehrsfluss beschleunigen. Die geplante Lösung für
linksabbiegende Radfahrer werden diese seiner Meinung nach nicht
nutzen. Vielmehr werde die sechsmonatige Umbauzeit totales
Verkehrschaos bedeuten. „Und wir können für sechs Monate in Urlaub
fahren“, meinte er.
Info: Die Präsentation von Daniel Ebbers von Isaplan Ingenieurbüro
sowie weitere detaillierte Informationen der Stadtverwaltung zum Thema
Umbau Rathauskreuzung findet man auf
www.pulheim.de.
- Magdalena Marek
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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