Alina goes Palma
Von der Insel in ein neues Zuhause

Als ich mein Studium an der Ascenso in Palma begonnen habe, war mir klar, dass ich ab jetzt ein echtes Jetset Leben führen würde und quasi immer zwischen Deutschland und Spanien hin und her pendeln würde. Aber ich wusste auch, dass man fliegen kann und zugleich etwas Gutes tun kann – mit einer Flugpatenschaft. Was das ist? Ganz einfach, viele Tierschutzorganisationen auf Mallorca suchen Flugpaten, um ihre z.B. in Deutschland vermittelten Tiere in ihr neues Zuhause zu fliegen. Ich informierte mich genauer und stellte fest, dass sowas überhaupt nicht schwer war – das sollte selbst ich schaffen. Die Organisationen helfen einem bei allem, wenn man bereits einen Flug gebucht hat, nennt man ihnen die Abflugs- und Ankunftszeit und wohin man fliegt. Dabei ist es halt auch wichtig, mit welcher Airline man fliegt, denn manche von ihnen bieten den Transport von Tieren nicht an. Man kann ein Tier entweder mit in die Kabine nehmen oder in einer Box in den Frachtraum, beides muss man nicht selber bezahlen – es kommen also keinerlei Kosten auf mich zu, fantastisch. Alles was ich tun muss, wäre also mich mit einem aus der Organisation am Flughafen zu treffen, mir alle Papiere und das Tier selbst geben zu lassen und damit durch die Sicherheitskontrolle zu spazieren.
Doch bevor ich allerdings dazu gekommen bin, mich als Flugpate für eine Tierschutzorganisation zu engagieren, kam mir etwas dazwischen. Der geliebte Kater meiner Tante war verstorben und sie tot unglücklich. Als ich davon erfuhr, wollte ich ihr unbedingt helfen und überlegte, was ich machen kann. Ich entdeckte auf Facebook, dass vier kleine Katzenbabys ein neues Zuhause suchten. Sie wurden nach ihrer Geburt zum Sterben auf der Straße ausgesetzt. Glücklicherweise wurden sie rechtzeitig gefunden und bei einer netten Dame aufgepäppelt und aufgezogen. Während meine Tante noch überlegte, ob sie schon bereit war, war ich mit meinem großen Herz schon fünf Schritte weiter. Ich musste einfach helfen und ich wusste, dass ich sowohl ihr als auch den zweien helfen würde. Als ich das Bild der beiden auf Facebook sah, war es um mich geschehen – ich hatte mich schock verliebt und genauso erging es meiner Tante. Kurz darauf setzte ich alle Hebel in Bewegung, damit die beiden bald ein neues Zuhause bei ihr bekämen. Jedoch gab es ein Problem – sie waren noch nicht alt genug, um nach Deutschland zu fliegen und es stellte sich die Frage, wo sie so lange unterkommen könnten. In meiner WG ging es nicht, da meine Mitbewohnerinnen allergisch sind. Glücklicherweise konnten sie von Dezember bis Anfang Februar noch bei ihrer Pflegemama bleiben. Mein Herz machte einen Satz, als endlich alles geregelt war und ich mich nur noch um den Flug kümmern musste. Allerdings gab es hier ein etwas größeres Problem. Jede Fluggesellschaft sagt, dass man pro Person nur ein Tier, in einer Tasche transportieren darf – tja da stand ich nun völlig ratlos, sollte ich mich klonen, damit beide auf einmal mit konnten? Ich schrieb E-Mails an Fluggesellschaften, bis meine Finger wund waren, aber ich hatte keinen Erfolg. Ich startete einen letzten Versuch. Ich schrieb mit einer Mitarbeiterin über das Chatfenster ihrer Webseite, schilderte ihr meine Situation und siehe da, ich hatte Erfolg. Sie erklärte mir, dass ich beide Babys in einer Tasche transportieren darf, wenn sie zusammen nur maximal 6 kg wiegen würden. Das passte, denn da sie erst 15 Wochen alt waren, wogen sie zusammen noch lange keine 6 kg. Wir buchten also meinen Flug für den 1. Februar 2019. Das war zwar ein Freitag, aber nach einem kurzen Gespräch mit meinem Dozenten aus der Uni, war auch das geklärt. Er unterstützte mich und fand meine Aktion toll. Aber nun gab es eine weitere Schwierigkeit, denn mein Flug ging bereits um 9.20 Uhr an diesem Morgen und ich musste vorher noch die Babys in einem 30 Minuten entfernten Nachbarort abholen. Ich fragte kurzer Hand die einzige Person mit einem Auto, die mir in den Sinn kam – meinen Vermieter. Keine Ahnung, ob er mir helfen würde, die beiden morgens, um 7 Uhr, mit mir abzuholen, aber so hilfsbereit wie er ist, sagte er ja. Das Ganze war echt eine Herausforderung für uns, denn wir sind beide sowas von keine Frühaufsteher und sahen demnach auch beide dezent müde aus. Wir machten uns also auf den Weg zu den zwei Kleinen. Als wir angekommen waren, kamen die Beiden direkt schon auf mich zu gerannt – also nichts von wegen zurückhaltend. Sie kletterten wild auf mir rum, obwohl ich erst zwei Minuten da war – naja, sie wussten ja schließlich auch nicht welche Reise sie jetzt machen würden. Aber ich hatte mich geirrt, die beiden waren während der gesamten Autofahrt und auch während der Sicherheitskontrolle vollkommen entspannt.
Mila, das Mädchen, war super neugierig, was in der Außenwelt alles so vor sich ging. Sie ließ mich gar nicht mehr aus den Augen, während Carlos, ihr Bruder, sich ganz gemütlich in eine Ecke der Tasche kuschelte und schlief. Als wir dann endlich im Flugzeug saßen, bekamen die beiden einen First Class Sitzplatz vor meinen Füßen. Keine 5 Minuten nachdem wir in der Luft waren, schlief ich schon ein. Zwar wurde ich zwischendurch immer wieder wach, weil ich Angst hatte, die beiden Sterben vor Angst, aber zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass sie den ganzen Flug, im Gegensatz zu mir, durchgeschlafen haben. Nachdem wir endlich angekommen waren, und ich wie ein müder Haufen im Auto saß, waren es nur noch wenige Minuten, die sie von ihrem schönen warmen Zuhause und ihrer neuen Mama trennten. Ich war so froh, als wir endlich ankamen und alles reibungslos geklappt hatte. Den beiden schien der lange Weg wenig ausgemacht haben, wieder mal im Gegensatz zu mir – ich war hundemüde oder sollte ich sagen „katzenmüde“? Bei meiner Tante in Stommeln angekommen, fühlten sich die zwei binnen Minuten wie Zuhause und amüsierten sich mit ihren neuen Spielsachen. Als ich endlich zur Ruhe kommen konnte, schlief ich erneut ein – diesmal auf dem Sofa meiner Tante.

LeserReporter/in:

Alina Eschemann aus Pulheim

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