Synagoge Stommeln 2019
Wider die Bilderflut
Pulheim-Stommeln - (hs) „Lament of the Images – Klage der Bilder“ ist der Titel der
Installation des in New York lebenden Künstlers, Filmemachers und
Architekten Alfredo Jaar, mit der die Reihe der Kunstprojekte in der
Synagoge Stommeln in diesem Jahr fortgesetzt wird.
Licht ist eines der Ausdrucksmittel, die der Künstler bei seinen
Installationen gerne immer wieder einsetzt, um Inhalte zu
abstrahieren. Die Bilder entstehen so vor dem geistigen Auge des
Betrachters. Alfredo Jaar hinterfragt nicht nur die zunehmend
abstumpfende Wirkung der alltäglichen Bilderflut auf den Einzelnen
und die Gesellschaft, sondern setzt sich auch mit seiner eigenen
Position als Bilderproduzent auseinander. „Bilder sind nicht
unschuldig“, sagt der Künstler selbst. Das Licht ist zentrales
Element in der Fotografie, eine philosophische Kategorie und poetische
Metapher; es erleuchtet, blendet und ist eine Leerstelle.
Alfredo Jaar hat sich in den vergangenen zwei Jahren immer wieder mit
der Synagoge in Stommeln auseinandergesetzt und seine Installation
entwickelt. Zur Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Mittwoch
konnte der Künstler wegen einer gerade erst überstandenen
Augenoperation nicht kommen. Sein Kollege Mischa Kuball, der 1994
selbst in der Synagoge Stommeln ausgestellt hatte, verlas einen
bewegenden Brief des Chilenen, der sein Fehlen sehr bedauerte. Gerade
in einer Zeit, in der der Antisemitismus wachse, übernehme die Kunst
eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Die Menschen erlebten eine
dunkle Zeit: Millionen Menschen seien auf dem Erdball auf der Flucht
vor Krieg und Elend. Es drohe eine Klimakatastrophe. Aber es gebe noch
Hoffnung, so Jaar, der sein Heimatland Chile unter dem Eindruck der
Diktatur verlassen hatte. Die Kunst sei wichtig für die Gesellschaft.
Die Synagoge in Stommeln sei der richtige Raum für die Installation:
„This place is a surviver!“, so Jaar in seinem Brief.
Alfredo Jaar wurde immer wieder zu bedeutenden internationalen
Ausstellungen eingeladen, darunter die documenta in Kassel, die
Biennale in Venedig und die Sao Paulo-Biennale. Er hatte
Einzelausstellungen im New Museum of Contempory Art, New Yorkin der
Whitechapel Gallery, London, im Museum of Contempory Art in Chicago
und im Moderna Museet, Stockholm. Seine Arbeiten waren aber auch im
Rahmen von bedeutenden Gruppenausstellungen in Frankfurt, Amsterdam
und München zu sehen oder sind Bestandteil von Sammlungen großer
Museen, etwa des Guggenheim-Museums New York, der Tate Gallery in
London, des Centre Pompidou in Paris oder der Nationalgalerie in
Berlin. Er hat weltweit mehr als 75 öffentliche Interventionen
realisiert, mehr als 60 Monografien über seine Arbeiten wurden
veröffentlich.Die Synagoge in Stommelnist eine der wenigen Synagogen,
die während der Pogrome 1938 nicht beschädigt wurden. Um ihrer
bedeutung gerecht zu werden, wurde 1991 das Kunstprojekt Synagoge
Stommeln ins Leben gerufen: Die Stadt Pulheim lädt einmal im Jahr
einen Künstler ein, eine Arbeit zu realisieren, die eine enge
Wechselbeziehung mit dem Raum eingeht, daunter Künstler wie Jannis
Kounellis, Richard Serra, Rebecca Horn und Rosemarie Trockel.
Die Ausstellung in der Synagoge Stommeln, Hauptstraße 85a in Pulheim,
ist bis zum 30. Nebember freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und
sonntags von 13 bis 18 Uhr zu sehen. Ab dem 1. Dezember bis zum 31.
Mai kann die Installation nur nach telefonischer Vereinbarung unter
02238-808124 besichtigt werden. Öffentliche Führungen gibt es
Mittwoch, 2. Oktober, 18 Uhr, Samstag, 19. Oktober, 15 Uhr und
Sonntag, 3. November, 16 Uhr. Interessenten können sich anmelden
unter 02238-808124 oder laura.dosis@pulheim.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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