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Nachdenkliches
Auf gute Nachbarschaft

Es ist schon einige Jahre her! In unserem Teich hatten sich Frösche angesiedelt, die wohl vom Feld oder von einem anderen Teich in der Nachbarschaft zu uns gefunden hatten. Ich, Großstadtkind, Kölnerin, von Geburt an, war völlig aus dem Häuschen vor Freude! Frösche! In unserem Teich! Von alleine gekommen! Natur pur! Richtig ländlich! Herrlich!

Allgemein spricht man von FroschKONZERT! Na ja! Die Frösche brachten Leben in die Bude! Beziehungsweise in unser normalerweise ruhiges Wohngebiet! Oft quakte es auch aus anderen Richtungen! Von da, wo auch ein Teich im Garten war.

Bei den Fröschen sind wohl die Männchen die Unterhaltsameren! Froschdamen sind da eher wortkarg, zurückhaltend und ruhig! Es war lustig! Frösche müssen immer mitmischen! Wenn man auf der Terrasse sitzt und sich unterhält ... die Froschherren reden mit! Auch abends! Wenn ein Flugzeug vorbei brummt, tagsüber, abends, nachts, die Frösche sind munter mit von der Partie! Vor allem auch nachts, wenn man dann gerne schlafen möchte, sind die tierischen Herrschaften so was wie nachtaktiv und quaken munter weiter! Frösche eben! Tiere! Nervig manchmal. Gewöhnungsbedürftig. Störend. Gebe ich zu. Froschkrach pur und ungefiltert. Das alles aber nur eine bestimmte Zeit!

Meine Nachbarinnen kamen mit ihren kleinen Kindern häufig zu mir, Frösche gucken. Frösche kennenlernen. Frösche quaken hören. Mit Freude am FroschKONZERT! Dann gab es immer Kaffee und Kuchen oder Kekse und Limo für die Kleinen und einen gemütlichen Plausch bei mir auf der Terrasse! Und die Kinder waren beschäftigt! Hockten am Teichufer und suchten die Frösche! Schön wars!

Eines Tages rief einer der Nachbarn an! Ich hatte den Anruf angenommen! Dass mir der Hörer nicht aus der Hand gefallen ist, war erstaunlich! Dass ich völlig verstummt bin, verständlich!

Dieser Nachbar forderte uns allen Ernstes auf, mein Mann und ich sollten am Samstag in die Stadt fahren und Garagentor und Gartentüre offen lassen! Er würde dann rüber kommen in unseren Garten, mit einem Kescher die Frösche aus dem Teich holen und gegen die Wand klatschen oder einen Föhn in den Teich halten !!!!!!! Damit endlich wieder Ruhe ist!

Bei mir setzte Schockstarre ein! Wie genau ich reagiert habe, weiß ich nicht mehr! Ich kann mir nur vorstellen, wie ich mich kenne, dass mir die passenden klaren Worte gefehlt haben! Jedenfalls besonders schlagfertig war ich mit Sicherheit nicht. Eher komplett mundtot. Mit Schnappatmung. Dann wurde die gesamte Nachbarschaft gegen unsere Frösche und uns aufgewiegelt, und alle ließen sich pflegeleicht beeinflussen! Es wurde entschieden, OHNE uns zu fragen, dass am Montagabend um 20 Uhr ALLE Nachbarn zu UNS kommen, um das Thema Frösche zu besprechen !!! Es war die Hölle für MICH! Damit war es für mich, meine Geduld und mein Bernhardinergemüt genug! Ich habe tief Luft geholt und der Initiatorin dieses Treffens gesagt, dass am Montagabend niemand zu uns kommt! Und dass wir selbst entscheiden, wen wir wann einladen und wer wann zu uns kommt! Mein Durchhaltevermögen war völlig am Ende. Meine Kraft auch. Ich kam mir vor, wie ein Schwerverbrecher und hab mich kaum noch aus der Türe getraut, wenn die Nachbarn im Wendehammer standen und sich unterhielten. Und das war häufig der Fall! VOR den Fröschen haben wir oft alle zusammen gesessen und alles gefeiert, was sich so angeboten hat! Damit war für MICH ab sofort Schluss! Diesen Nachbarn samt Frau musste ich nicht mehr haben! Diese Menschen hatten keinen Platz mehr in meinem Leben!

In meiner Not habe ich mich mit unserem Frosch-"Problem" an die Untere Landschaftsschutzbehörde gewandt! Das wurde uns von zwei Familien empfohlen, die auch schon jahrelang Ärger wegen der Frösche in deren Teich hatten und sogar mehrfach durch die Presse liefen!

Die Untere Landschaftsschutzbehörde hat unseren Fall aufgenommen und uns empfohlen, den entsprechenden Nachbarn anzuzeigen wegen Bedrohung, Nötigung und Anstiftung zu einer Straftat! Frösche, die sich auf Grund von guter Wasserqualität und einwandfreiem biologischem Gleichgewicht in einem Teich ansiedeln, durften zu der Zeit NICHT entnommen oder umgesiedelt werden !!! Das war strafbar und konnte ganz streng mit einem bis zu SECHSSTELLIGEN Geldbetrag geahndet werden !!! Frösche stehen unter Arten- und Naturschutz! Ob das heute noch genauso ist, weiß ich nicht! Ich vermute aber, ja.

Meine Nerven lagen blank! Mit einer solchen Nachbarschaft wollte ich nicht mehr leben! Konnte ich nicht mehr leben! Eine Nachbarin, die mit ihren Kindern bei uns Frösche geguckt und Kaffee getrunken hat, schlug mir die Türe vor der Nase zu, als ich mit ihr sprechen wollte! Es war einfach nur fürchterlich! Angezeigt, wie uns von der Behörde geraten wurde, haben wir den Nachbarn NICHT! Von wegen der guten Nachbarschaft und so! Wir haben dann, in Absprache und Einvernehmen mit der Behörde, eine Lösung gefunden, wie wir das Frosch-Problem für uns lösen konnten. Gott sei Dank, weil ... so konnte ICH nach dieser sehr belastenden und zermürbenden Zeit nicht mehr weiter! Meine Freude über die und an den Fröschen habe ich mir grundlegend zerstören lassen! Vieles vergesse und verzeihe ich. Weniges NIE! 

Wieso mir diese üble Geschichte jetzt wieder einfällt? Vergangenes Wochenende wurde hier in unserem Wendehammer groß gefeiert, mit vielen Gästen! Drei Geburtstage der Nachbarn wurden gefeiert! Alle Nachbarn waren dabei! ICH nicht! Obwohl ich doch recht herzlich von EINEM Geburtstagskind eingeladen wurde! Die Verbindung zu allen Nachbarn hat sich im Laufe der Zeit wieder normalisiert. Neutralisiert. Eingerenkt! Wir gehen wieder freundlich nachbarschaftlich miteinander um! Bis auf den EINEN Kontakt, der sich für MICH niemals mehr einrenken wird !!!! Mir fällt selbst normales Grüßen schwer! Und mit einem Menschen, der sich dermaßen verhalten hat, wie besagter Nachbar, mit dem möchte ich auch nicht feiern! Jetzt nicht! Nie! Ein klärendes Wort gab es nicht! Eine Entschuldigung vielleicht von seiner Seite schon gar nicht!

Ich habe mich für die übrigen Nachbarn gefreut, dass sie gefeiert haben und Spaß hatten! Dass ich nicht mit von der Partie war, hat mir absolut nichts ausgemacht! Im Gegenteil! Und für die kommenden Jahre wünsche ich mir nach fast 30 Jahren „Nebeneinanderleben“ weiterhin „Auf eine gute Nachbarschaft!“

(C)eth

LeserReporter/in:

Ellen Thoms aus Pulheim

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