Nachdenkliches
SELBST ist der Mensch

Wie oft schon habe ich von älteren Menschen, genau so natürlich auch von jüngeren Menschen, gehört und höre es immer noch wieder im Freundes- und Bekanntenkreis „Alleine unternehme ich nichts! Macht mir keinen Spaß! Ich brauche jemanden, mit dem ich das, was ich erlebe, teilen kann!“ Ist das so? Oder ist das der Deckmantel für „Ich kann nicht alleine sein! Ich traue mich nicht, alleine etwas zu unternehmen! Alleine ist peinlich! Alleine zeigt, wie einsam ich bin!“?

Es gibt so unendlich viele Menschen, die alleine sind. Die alleine leben. Jüngere und ältere. Sei es durch Tod des Partners/der Partnerin, sei es durch Trennung oder Scheidung, sei es auf Grund von Kontaktarmut oder aus welchen Gründen auch immer.

Ich finde es sehr schade und auch traurig, wenn man nicht alleine sein kann. Nicht alleine sein mag. Nichts alleine unternehmen möchte. Sich nicht traut. Sein eigenes Leben immer von anderen Menschen und deren Zeit und Lust abhängig macht. Machen muss. Dadurch geht unter Umständen viel schöne und erlebnisreiche Zeit verloren! Vertane Lebenszeit! Wobei die Bedürfnisse, Wünsche und Geschmäcker ja auch verschieden sind. Meistens jedenfalls.

Alleine sein bedeutet noch lange nicht, dass man einsam ist! Alleine sein hat viele positive Seiten und Vorteile. Selbstbestimmt sein. Unabhängig. Spontan. Die eigene innere Ruhe leben. Und den inneren Frieden. Sich ausgeglichen fühlen. Alleine zu sein ermöglicht, absolut spontan entscheiden zu können! Und das ist super! Eigenverantwortlich. Die eigenen Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche zu leben. Nicht von den Bedürfnissen anderer Menschen beeinflusst zu werden. Sich selbst leben. Alleine sein zu können, ist ein Geschenk! Ein großes Geschenk. Nicht von anderen Menschen abhängig zu sein. Sich abhängig zu machen. Den eigenen Weg zu gehen und dabei zufrieden und glücklich zu sein. Ausgeglichen. Auf sich selbst konzentriert. Wenn man das leben kann … zeitweise, natürlich nicht immer, dann ist man ein glücklicher Mensch! Alleinsein muss man lernen! Manchmal klappt es nicht auf Anhieb, da nach einem langen Familienleben oder nach einer langen Ehe oder Partnerschaft, nach einem Eingebundensein in eine Gemeinschaft, das Alleinsein ziemlich schwer fallen kann. Betrachtet man allerdings mit einer etwas positiven Einstellung das Alleinsein als eine neue Möglichkeit, selbstbestimmt und unabhängig zu leben, seinen Weg auf sich selbst bezogen gehen zu können, dann ist die erste Hürde schon genommen!

Beispiel:
Sonntagmorgen. Um 11 Uhr sitze ich gemütlich beim Frühstück. Habe nichts vor! Sonne. Strahlend blauer Himmel. Ein Traumwetter! Spontanes Bedürfnis … ich möchte in die Eifel zum Rursee fahren! Sonne tanken. Natur genießen. Laufen. Vielleicht mit dem Schiff eine Runde über den See schippern und Landschaft gucken. Irgendwann gemütlich essen gehen. Mal schauen, was sich entwickelt.

Eine Freundin, verheiratet und damit nicht unabhängig. Fällt weg!
Eine andere Freundin, allein lebend, brauche ich gar nicht erst anzurufen! Sie mag und verträgt keine Sonne! Meint für mich … mit ihr würde ich mich vorwiegend im Schatten aufhalten. ICH bin Sonnenmensch! Damit also gestrichen!
Eine weitere Freundin, ebenfalls allein lebend, rufe ich an. Sie ist noch nicht angezogen. Muss noch duschen und Haare waschen! Und zu mir fahren. Würde also noch mindestens zwei Stunden brauchen, bis wir uns treffen könnten. Ähnliches hatte ich fast erwartet bei einer solch ungeplanten und spontanen Aktion von mir! Wer steht schon auf Abruf bereit!

Nein! Möchte ich nicht! Ich möchte nicht warten. Damit würden MIR mindestens zwei Stunden meiner kostbaren Zeit verloren gehen. Ebenfalls zwei Stunden Freude. Zwei Stunden Genießen. Und Wohlfühlen. Ich bin startbereit! Ich packe meinen Rucksack. Schuhe an. Jacke schnappen. Ins Auto. Und los geht’s! Richtung Rursee! Alleine! Meine Freude auf den Rursee und über meine Unabhängigkeit wächst. Besser kann es mir doch gar nicht gehen! Ich fahre stressfrei und ohne Hetze. Ein fröhliches Liedchen auf den Lippen. Und genieße meine Fahrt. MEINE Strecke. Über die Dörfer. Zeitlos. Fast wie Urlaub. Herrlich!

Ich liebe die Stille! In der Natur brauche ich keine Unterhaltung. Möchte mich auf mich selbst konzentrieren. Ganz bei mir selbst sein. Natur und Landschaft bewusst wahrnehmen. Auf einer Bank in der Sonne meine Seele baumeln lassen. Beobachten. Den Geräuschen der Natur lauschen. Wald baden. Seele baden. Meine Gefühle und mein Wohlbefinden spüren. Natürlich auch fotografieren, was mein Empfinden berührt und mir gefällt. Vielleicht auch auf einer Bank sitzen und ungestört schreiben, wenn mich die Gedanken überkommen und sie mir geschenkt werden. Ich genieße wunderschöne ausgefüllte entspannte erholsame friedliche problemlose Stunden, nur mit mir alleine. Ich übersehe nichts in der Natur. Bin nicht abgelenkt durch ständige Unterhaltung mit einem anderen Menschen. Gehe nach meinem eigenen Rhythmus. Meine Wahrnehmung ist hellwach. Und meine immer gleichen Bedürfnisse sind Relaxen. Genießen. Seele baumeln lassen. Ruhig werden. Bei MIR sein. MICH leben! Ich gehe langsam, wach und aufmerksam. Ich bleibe stehen und schaue oder schließe die Augen und lausche. Ich setze mich auf eine Bank oder einen Baumstamm und tue … nichts! Bin einfach nur da. Bin einfach nur ICH. Und genieße mein Leben. Ungestört. Unabgelenkt. Nur auf mich selbst konzentriert. Nur bei MIR.

Das kann ich nur alleine! Und es tut so gut! Und bereichert jeden Moment meines Lebens! Ob ich mich einsam fühle? Nein! Ich fühle mich reich! Reich an Freiheit! An Bewusstheit. An innerer Ausgeglichenheit. An Ruhe. Und Frieden. Ich bin ICH und ganz bei MIR. Und bei dem, was ich für mich, für meine Seele und für mein Leben brauche … Sonne. Natur und ihre Geräusche. Landschaft und ihre Stille.

Alleine sein ist eine Bereicherung! Für MICH! Immer wieder! Und ich kann immer wieder nur dazu ermutigen, den eigenen Weg auch alleine zu gehen. Mit der Zeit wird es immer wohltuender. Entspannter. Erholsamer. Zeit für sich selbst und mit sich alleine! Einfach nur schön! Und auch lebenswichtig!

(C)eth

LeserReporter/in:

Ellen Thoms aus Pulheim

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